Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Wie oft bin ich schon an dem großen Gasthof vorbeigefahren, wenn ich von Garmisch kommend die Autobahn verlassen habe und nach Bad Tölz gefahren bin. Den Urthalerhof kann man nämlich überhaupt nicht übersehen, zum einen prangt ein riesiges Schild an der Bundesstraße, und dann steht der Hof auch ganz alleine da. Trotzdem war ich hier noch nie, aber heute bog ich auf den bereits gut gefüllten Parkplatz ab.
Es ist ja nicht unüblich, daß neben dem Eingang Tafeln mit Tagesangeboten o. ä. stehen. Aber auf dem großen Schild links neben der Tür wird Servicepersonal gesucht. Das finde ich irgendwie merkwürdig. Und nach meinem heutigen Besuch kann ich mir nicht vorstellen, daß jemand, der hier gegessen hat, danach zum Arbeiten kommt…
Beim Eintreten sieht man rechts den Hofladen, links geht es zum Gastraum. An der Theke stand eine Bedienung und ein Kellner, beide sahen aber nicht her. Ich durchschritt deshalb den Raum und kam über ein paar Stufen in einen schmalen, sehr langgezogenen Wintergarten. Ganz am Ende entdeckte ich noch einen kleinen, freien Tisch und setzte mich dorthin.
Nachdem die Bedienung die Bestellung am Nebentisch aufgenommen hatte, brachte sie mir die Speise- und die Fischkarte und fragte, ob ich schon etwas zu trinken möchte. Nein, will ich nicht.
Die Speiskarte ist viel zu umfangreich, das mag ich ja gar nicht. Aber ich bin ja zum Fischessen hergekommen. Und diese Karte war übersichtlicher. Nach einiger Überlegung entschied ich mich für Skreifilet (Winterkabeljau) auf Lauchrahmgemüse, dazu Petersilienkartoffeln (€ 21,95) Zu trinken eine Holunderschorle (0,3 l. € 4,20).
Während ich auf das Essen wartete, beobachtete ich, was auf der Terrasse geschah bzw. nicht geschah. Seit Tagen haben wir Kaiserwetter, und trotzdem standen draußen nur vier Tische zur Verfügung. Immer wieder gingen Gäste raus, sahen sich suchend um und versuchten, wenigstens einen Stuhl zu finden, wenn schon kein Tisch da war. Mit der Zeit waren die beiden vom Service sowieso überfordert. Zwei Tische neben mir stand ein Ehepaar stocksauer auf und machte die Bedienung zur Schnecke, weil sie „schon eine Ewigkeit hier sitzen“ und noch nicht mal was zu trinken bekamen.
Wenigstens ich erhielt mein Essen relativ zügig. Auf einem großen Teller der Fisch und die Kartoffeln, separat in einem Schüsselchen das Gemüse. Der Fisch sah zum Anbeißen aus, und das tat ich auch mit Genuß. Toll gebraten, schön saftig – prima! Eine Sekunde später sah ich, daß er zwar auf der Haut gebraten war, aber diese lag unter dem Fisch. Wahrscheinlich, weil sie labberig war. So konnte ich wenigstens den Fisch bequem von der Haut wegkratzen. Nun das Gemüse – oh Schreck, das ist ja nicht mal lauwarm, sondern kalt :-( Gut, daß just in dem Moment der Chef die Reihen abschritt und grüßte. Ich reklamierte, und im Nu war das Gemüse heiß zurück an meinem Tisch. Es wäre nun auch wirklich recht schmackhaft gewesen, wäre es nicht in einer Bechamelsahnesoße förmlich ertränkt worden. Die Pellkartoffeln waren ok, aber salzarm. Wenn sie schon „Petersilienkartoffeln“ heißen, hätte davon ruhig mehr in die Pfanne gedurft. Gerade noch 3 Sterne
Die Bedienung hatte zwar die Speisekarte nicht am Tisch gelassen, doch hatte ich mir Waffel mit Sauerkirschen und Sahne (€ 8,80) gemerkt. Soll ich? Nach der durchwachsenen Leistung beim Fisch zögerte ich. Aber dank des Zuspruchs eines per WhatsApp zugeschalteten und von mir sehr geschätzten Kritikerkollegen, der zwar über einen diskussionswürdigen Musikgeschmack verfügt, aber ansonsten ein feiner Kerl ist, verflogen meine Zweifel. Warum auch nicht! Es kamen zwei lockere, noch warme Waffeln, etwas Sahne und in einem winzigen Napf die gut warmen Sauerkirschen. 4 Sterne
Während ich auf meine Rechnung wartete, bog vor den Fenstern ein kleiner Radlader um die Ecke und hatte auf seiner Schaufel die lang ersehnten Tische und Stühle für die Terrasse geladen.
Die Bedienung stellte mir wortlos, aber laut schniefend, ein kleines Tablett mit der Rechnung und einem Schnaps vor die Nase. Ich zahlte, fragte nach den Toiletten und ging.
Die Toiletten sind sauber, aber zwei Kabinen sind eindeutig zu wenig für den großen Betrieb!
Fazit: In der Zeitungsanzeige war von „feinsten Beilagen“ zum Fisch die Rede. Diese entpuppten sich entweder als Petersilienkartoffeln, Wildreis, Blattspinat oder Salat. Da liegen doch Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander :-( Auch hat man einen völlig anderen Eindruck, wenn man sich die HP anschaut und danach tatsächlich hier zu Gast ist.
Die Preise sind für meine Begriffe total überzogen, vierzwanzig für eine 0,3 l. Schorle und achtachtzig für die Waffeln. Ein Espresso hätte übrigens 2.40 gekostet. Nein danke, kann ich da nur sagen.
Das unnötige Chaos auf der Terrasse kreide ich dem Chef an. Das hätte man nun wirklich alles am Vormittag erledigen können. Auch daß zu wenig Personal da war, war unerfreulich.
Mich lockt so schnell nichts mehr her.
*