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Der hat mir so Lust, aber auch so sehr - darauf gemacht – da muss ich unbedingt hin. So bald wie möglich!
Und Ja - den Anlass dafür gibt es heute doch! Hab ich nicht heute vor einigen etlich vielen Jahren in einer Einbahnstraße den Rückwärtsgang eingelegt und bin dann 10m rückwärts gefahren? Und das nur, weil ich dort eine junge Dame sah, die mir von einer beiderseitigen Anstandswauwaurolle einige Jahre davor noch gut bekannt war und sich schau damals an, vom propperen Teenager zu einem echt heißen Feger gemausert hatte, dass ich spontan auf die Bremse trat und den Rückwärtsgang einlegte. Gut, ich war damals noch nicht volljährig und fuhr mit dem Auto meines Vaters auf der Suche nach Bekannten und Freunden durch unsere kleine Stadt – falls das mildernde Umstände sind. Das Hotelrestaurant, vor dem das zufälliger Weise geschah, existiert heute noch in der Stadt. Aber kleine Sünden bestraft der Herr sofort, so bin ich froh, dass diese junge Dame von damals mich heute noch tagtäglich begleitet. Danke dafür!
Anlass genug, den Nano-Kurz-Urlaubs-Ausflug ins Spanien jenseits des “großen Stroms“ zu machen. Leider ist das Restaurant erst kurz vor siebzehn Uhr telefonisch erreichbar, Siebzehn Uhr ist auch die tägliche Öffnungszeit des Las Tapas, und so ich kann einen Tisch für zwei Personen in ca einer dreiviertel Stunde reservieren. Die Dame vom Navi kennt diesmal den Weg gut, ohne Fiesematenten oder schnippische Bemerkungen wie „bitte Wenden“ wenn man auf der Autobahn ist und führt uns diesmal wirklich auf dem schnellsten Wege auf den Kirchplatz von Germersheim – wo wir direkt vor dem Restaurant unseren Parkplatz finden.
Hinter einem Weinstock-überdachten Freisitz mit einer Menge eng gestellter Tische und Stühle, der im Sommer sicher wunderbare Abende garantiert, findet sich fast versteckt die kleine Tür zum Lokal. Auf der Tür die Markierungen der Jahr 2001, 02 und 03 vom Gault Millau –, wenn das auch nicht aktuell ist, lässt es trotzdem etwas erwarten. Drinnen stehen kleine Tische mit kleinen, spanischen Flechtstühlen, eine kleine Bodega in Nordspanien würde nicht anders aussehen. Die Wände Rot, im hohen Mauerbogen hängen Serrano-Schinken – am Ende des Raumes die Theke mit den Schankeinrichtungen – etwas leicht französisches Flair- Nordspanien eben.
Ein junger Mann begrüßt uns freundlich, ist überrascht, dass wir schon da sind – weist uns einen kleinen Zweiertisch zu, in einer Nische mit den bekannten Tusche-Drucken des Stierkampf Zyklus von Picasso. Er informiert uns, dass ab acht Uhr das Restaurant übervoll wäre – aber jetzt, halb sechs, das lässt genügend Zeit für einen genüsslichen Erstbesuch, wie ich ihn nach der Beschreibung aus der heute früh gelesenen Rezension einfach als gegeben erwarte.
Der Ober bringt die Karten, fragt nach Getränken – oder ob wir noch schauen wollen – meine Frau möchte die deutschtypisch-spanischen Klischees bedienen – Sangria und Paella hatte sie schon unterwegs während der Herfahrt erwähnt. Meine Beschwörungen doch mal was anderes zu probieren, schlagen fehl. Die Erwähnung unserer Tapas Erfahrungen, die die grausamen Schilderungen Marcs über diese Szene bestätigen, machen uns erwartungsfroh. Aber es bleibt für meine Frau bei Sangria.
Mich reizen die Miesmuscheln in Sherry- Knoblauch, Mejillones en jerez de ajo steht da leider nicht auf der kleinen Schiefertafel – aber der deutsche Begriff – Tapas 4,80, Portion 8,90. Und die gibt es, anders als noch im Telefonat erklärt, heute doch, die wurden gerade frisch geliefert! Von der Karte möchte ich die Hähnchenleber in Sherry Higado de pollo al jerez oder der gegrillte Tintenfisch Pulpoino a la plancha oder oder. Die Chefin möchte Paella, da hatte ich schon unterwegs drauf geantwortet – warum . und darauf hingewiesen, dass so was vermutlich nur geht wenn zwei Personen identisch bestellen. Klar – sagte meine Frau da noch.
Auf der Karte befinden sich Paella Vallenciana und der spanische Hähnchen-Eintopf Pollo al chilindron. Auf die Frage meiner Frau, wie das schmeckt, antworte ich wahrheitsgetreu – weiß ich nicht – aber nehme es mit der Zuordnung des Eintopf-Hähnchens zu den Paellas nicht so genau, so dass dann zwangsläufig die Beschreibung des gegrillten Fisch Parrillada de pescado 19,70/Person als bestellbar erscheinen muss.
Wir diskutieren beide noch kurz ob nur das – oder… ich hätte ja noch gerne die Muscheln – Tapas-Version 4,80 (Volle Portion 8,90) – und meine Frau als bewährte Serrano-Vertilgerin hat Interesse am Brothappen mitSerrano- Schinken Jamon Serrano 2,40.
Das wird unsere Bestellung: Sangria (0,5l 6,50) , Wasser (Bellaris 0,25l, 1,80) später noch ein San Miguel (0,33 Flasche 2,40), Brothappen mit Serrano- Schinken Jamon Serrano 2,40, Die Tapas-Portion Muscheln in Sherry- Knoblauch 4,80 und die Parrillada de pescado 19,70/Person. Der junge Mann betont ausdrücklich, dass der in der Karte genannte Preis für den Parrillada pro Person gemeint ist - halte ich für sehr fair – seine Erfahrung mit diesbezüglichen Gäste-Reklamationen habe ihn dazu gebracht, wie er uns erklärt.
Die Getränke kommen – Sangria enttäuscht meine Frau, da die Früchteeinlage sich bereits komplett (trocken) im Glas befindet, apfellastig, meine ich, im Krug nur der „Aufguss“ ist. Aber geschmacklich wohl okay, da keine weitere Reklamation von der Chefin dazu kommt.
Es dauert nicht lange, da bringt uns der junge Mann einen Teller mit einer Baguettescheibe mit handgeschnittenen nicht gerade dünn abgesäbelten Serranoschinken drauf – das ist etwas enttäuschend in Präsentation und Portionsgröße. Die Tapasportion Muscheln jedoch glänzt in Menge, Qualität der Muscheln, Zubereitung und Geschmack. Leicht nach Knoblauch getönt kommt im Abgang dann die herb-süsse Note des Sherrys in die Papillen – sehr gut! Und die Portionsgröße ist wirklich gut – größer als in manchen anderen Restaurants die Normalportion angeboten wird. Ein Gedicht! Auch dass die gewählte Sortierung wunderbar fleischige Muschel-Exemplare sind, muss erwähnt werden. Dazu wird ein Korb mit vier, fünf schmackhaften lauwarm frisch aufgebackenen Baguettescheiben gereicht.
Unsere männliche Bedienung erhält zwischenzeitlich Verstärkung durch eine hübsche weibliche Kollegin, schätze türkischer Abstammung (was sie später bestätigt), beide diskutieren wohl über Lokal-themen – interessante Mischung (wie auch am Nebentisch eine junge Dame feststellt, dass Sie als Spanierin da mit einer Russin in einem spanischen Restaurant deutsch spricht, dazu die Bedienung deutscher und türkischer Abstammung – wie international ist doch die Pfalz!
Nach Blickkontakt kommt die junge Service-Dame und ich bitte um Löffel und Nachschub für den Brotkorb. Diesmal bekommen wir weit mehr Brotscheiben im Korb. Der Muschelsud ist fein, hat etwas Olivenöl und ein paar Kräuter, die allerdings durch den Knoblauch überdeckt werden.
Als unsere Muscheln vertilgt sind, räumt der junge Mann ab, fragt, wie es geschmeckt hat, alles in Ordnung sei. Ja – wunderbar. Das Lokal füllt sich – keine halbe Stunde ist seit unserer Ankunft vergangen.
Nun bringt die Servicekollegin wortlos zwei große Teller, eine Holzplatte als Untersatz und vier kleine Schälchen , je zwei für meine Frau und für mich – eines mit Aioli, eines mit Mocho rosso, gute Paprikacreme. Meine Frage, was das sei, wird allerdings nicht beantwortet. Ebenso wortlos bringt sie dann eine große Gusspfanne mit dem gegrillten Fisch und Gemüsen: pro Person je zwei oder drei große Crevetten, eine halbe filetierte Dorade auf Haut, ein Stück Schwertfischfilet, eine Scheibe von der Lachsforelle auf Haut, einige Calamaresringe, und dazu grüne Muscheln ich denke mit einer leichten Hartkäse- Kräuter-kruste übergrillt, dazu jeweils gegrillt eine rote Paprika, eine halbe Zucchini wie auch eine kleine halbe Aubergine in Scheiben. Die jeweiligen Fischstücke sind nicht klein – würden auch als Einzelgericht durchgehen, außenrum sind noch halbe Zitronenscheiben drapiert, alles mit einem leichtem Olivenölhauch. Die Dorade ist himmlisch, derart saftig auf dem Punkt. Der Schwertfisch ist fest, aber zart, nicht hart, und selbst der Lachs schmeckt mir. Die Crevetten lassen sich mit dem Olivenölüberzug etwas unschön pellen – mit Messer und Gabel etwas zu weich, erfordert also flinke begnadete Finger, wie ich sie dafür nun mal habe. Und für meine Frau tu ich ja fast alles – Als die Bedienung nochmals an den Tisch kommt, frage ich nochmal nach, welche Fischsorten und wie die spansiche Bezeichnung für die rote Paprikapaste sei (da mir ständig nur Ajvar im Kopf rumspukt. –Sie benennt die Fischsorten und bei der Paprikapaste sagt Sie klar, „weiß ich nicht“ und bestätig auf Nachfrage ihre türkische Herkunft – kommt aber sofort zurück und sagt „die Paprikapaste ist Mocho“, das ist Mocho – na klar!
Offen gesagt – diese Parrillada de pescado, die wir da für zwei Personen bestellt haben – und ich bin als Zwilling wirklich ein dazu adequat sehr guter Esser – die hätte durchaus für vier gereicht – wir haben sie nicht geschafft, auch wenn ich wirklich vollen Einsatz bot. Ich bestellte mir noch einen Espresso – es ist kurz vor Sieben – also eineinhalb Stunden harter Gourmand-Einsatz.
Ein kurzer Wink zum Ober – die Frage, ob der Erstbesuch eventuell aufs Haus ginge wird freundlich gekontert, dass dies nicht in seiner Verfügung wäre – aber einen ? Hierbas ? - mallorquinischen Kräuterschnaps würde er gerne bringen – dreht sich um und schon kommen zwei Grappagläser mit dem Stoff. Sehr freundlich. Der Bon, den er mir dazu auf den Tisch legt passt – keine Sechzig Euro für einen Kurzurlaub von eineinhalb Stunden in Spanien –voller Bauch – tja, kleine Sünden werden eben sofort bestraft. Aber das war es wirklich wert. Und wer hat das Schuld dran: Marc – nur Du.
Und frei nach Küchenreise: eine klare 5!
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder,
5 – unbedingt wieder)