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Die aus rotem Sandstein der Region erbaute Trattoria liegt im Zentrum des Ortes Waldrohrbach, den man von Klingenmünster bzw. Eschbach aus passiert, wenn man in Richtung Annweiler unterwegs ist. Ich habe das besagte Lokal bisher zweimal besucht – beide Male nach anstrengender Kletterei auf die Sandsteinfelsen der Umgebung. Und jedes Mal war ich völlig übersättigt vom Gebotenen. Was die XXL-Fraktion wahrscheinlich rührend findet, da es ja gerade die Portionsgröße ist, was sie in den Laden treibt.
Wir hatten nicht reserviert und wussten, dass unser Spontanbesuch an einem Freitagabend nicht unbedingt mit einem freien Platz belohnt werden würde. Also standen wir erst einmal wie bestellt und nicht abgeholt mitten im Eingangsbereich, der den Hauptgastraum vom kleineren vorgelagerten Nebenraum, an den sich die Pizza-Fertigungs-Maschinerie anschließt, trennt. Die Bedienung machte einen netten, aber völlig überforderten Eindruck, der sich an diesem Abend noch bestätigen sollte. Zuerst setzte man uns zu einer ca. 10-köpfigen Männerrunde unmittelbar neben den Tresen, der den Pizza-Ofen-Bereich vom Gastraum trennte. An Gemütlichkeit war dieser Platz sicherlich kaum zu unterbieten. Aus dem Augenwinkel erspähte ich einen gerade freiwerdenden Tisch im hinteren Bereich des eigentlichen Gastraumes. Ohne viel Umschweife gab ich der Bedienung Bescheid, dass uns an diesen setzen würden. Bloß nicht zu viel fragen, dachte ich mir.
Die Einrichtung würde ich als schlicht und etwas zusammengewürfelt beschreiben. Nach der Renovierung der Gasträume im letzten Jahr, sitzt man nun im vorderen Bereich des Gasthauses wenig gemütlich an groben Holztischen vor weiß gestrichenen Wänden, die anscheinend für Erleuchtung sorgen sollen. Alles wirkt hier eher funktional, für Gemütlichkeit hat man anscheinend nicht viel übrig. Italienisches Ambiente und Lebensgefühl sucht man vergebens. Ich hatte eigentlich permanent den Eindruck, dass die Leute nur hierherkommen, um viel zu essen – nicht um zu genießen. Die günstigen Preise locken besonders Scharen junger Leute und größere Familien an. Die Stimmung ist gut, was sich in einer erhöhten Lautstärke im Lokalinneren ausdrückt.
Die Pizzen werden in zwei Größen angeboten, wobei eine große Pizza nur mit Mühe von zwei Personen aufgegessen werden kann. Sie wird auf zwei großen Tellern und auf Wunsch in der Mitte geteilt serviert. Bei den Belägen hält man sich an die üblichen Variationen (Roma, Prosciutto, Capricciosa und co.). Preislich oszilliert man je nach Größe und Belag zwischen 7,50 Euro (kleine Margherita) und 15 Euro (große Mediterranea), was angesichts der Realgröße auf dem Teller natürlich in Ordnung geht. Ein Dutzend Nudelgerichte (zwischen 7,50 Euro und 10,50 Euro) sowie eine Handvoll dem Deutschtum huldigender Schnitzelgerichte (11 bzw. 12 Euro) komplettiert das Angebot. Die konkreten Getränkepreise sind mir entfallen, waren aber definitiv nicht besonders teuer, sondern eher im moderaten bis günstigen Bereich angesiedelt.
Wir entschieden uns zu viert für zwei große Pizzen, einmal für die „Pizza 4 Gusti“ mit Schinken, scharfer Salami und Champignons (13,50 Euro) und einmal für die „Pizza Adriatica“ mit Knoblauch, Thunfisch, Krabben und Kapern (15 Euro). Beide wurden im Steinofen gut durchgebacken und kamen nach angemessener Wartezeit (ab der Bestellung) an unseren Tisch, was an diesem Abend nicht allen Gästen so erging. Man muss wohl etwas Glück mitbringen, um im „La Rusticana“ zufriedenstellend bedient zu werden. Gäste am Nebentisch, die schon dort saßen, als wir es uns gerade erst gemütlich machten, hatten ihre Pizzen noch nicht, als wir schon fast mit dem Essen fertig waren. Da scheint die Organisation verbesserungswürdig zu sein, denn nur „Size“ ist eben doch zu wenig.
Dann machten wir uns heißhungrig über unsere üppig belegten Teigfladen her. Ich mag es ja, wenn der Pizzaboden etwas dicker ist. Ob der Pizzakäse nun „organic“ war, konnte ich an dieser Stelle weder beweisen noch widerlegen. Die anfänglich noch geschmolzene Käse-Masse, die sich auf der gut gewürzten Mafiatorte befand, sowie der Preis, lassen jedoch auf letzteres schließen. Und je länger die Nahrungsaufnahme zeitlich voranschritt, desto fettiger und mächtiger erschien mir die amorphe, mit Wurst- und Pilzerhebungen durchsetzte Käselandschaft, die schleichend vom flüssigen in den festen Aggregatszustand überging. Mein Kollege ließ mich ein Stück seiner Meerespizza probieren, deren dominierender Knobi-Geschmack die anderen Zutaten fast erdrückte.
Insgesamt fällt deshalb mein Urteil – was das Mundgefühl betrifft – eher im zufriedenstellenden Bereich aus. Höre ich dagegen auf mein Bauchgefühl nach dem Besuch, so gelange ich infolge des schweren „Pizza-Backsteins“ im Magen und dem entsetzlichen Nachdurst in der Nacht mal wieder zur Erkenntnis, dass weniger im Allgemeinen und weniger Kochsalz im Speziellen angenehmer zu verdauen ist. Da mein Kollege mit den gleichen Folgesymptomen zu kämpfen hatte, scheinen wohl die verwendeten Grundprodukte keinen qualitativ hohen Anspruch zu haben. Beim Besuch des „La Rusticana“ wird zwar der vordergründige Hunger – meist über Gebühr – befriedigt, aber unter dem Gesichtspunkt einer produktorientierten, frischen Genussküche betrachtet fällt die Trattoria komplett durchs Raster. Wenn einem das egal ist, wird man jedoch auch hier zufriedener Stammgast – vorausgesetzt man bekommt auch sein bestelltes Essen.