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Wer echte schwäbische Küche mit urigen, traditionellen Gerichten und edlen regionalen Weinen sucht, einen Abend in angenehmem, liebevollem Ambiente, freundlichst unterhalten von der charmanten und sehr kompetenten Wirtin, zu sehr moderaten Preisen im Zentrum der historischen Altstadt von Esslingen verbringen möchte, der findet im Rosenhäusle sein Wunschlokal. Einziger "Nachteil", es besteht eine erhöhte Gefahr des Versackens. Wollte ursprünglich nur kurz was zu Abend essen, was sich dann aber in einen 3 stündigen Aufenthalt ausweitete
.
Lage
Das Rosenhäusle liegt sehr zentral, genau im Zwickel zwischen Oberer und Mittlerer Beutau in Fortsetzung der Linie Kessler Sekt - Neues Rathaus. Pkw Fahrer parken am besten in einem der Parkhäuser an der Ringstraße, ansonsten kann’s leicht zur Odyssee werden. Vom S-Bahnhof (ZOB, Haltestelle derzeit Berliner Straße, vor dem Einkaufscenter ES) aus fahren mehrere Buslinien zur Haltestelle "Kleiner Markt". Von dort aus nur noch ein Katzensprung zum Rosenhäusle.
Historisches
Das Rosenhäusle (den älteren Esslingern bekannt als "Goldene Rose", Urname "Roßen") ein typischer mittelalterlicher Fachwerkbau mit überkragenden Stockwerken (Baugrund innerhalb der befestigten Stadtkerne war damals rar), ist eine der ältesten, urkundlich erwähnten Gaststätten der Stadt (Kandlersche Risse von 1776). Nach diversen Hochs und Tiefs hat die jetzige Inhaberin - Frau Bettina Witthuhn - das Lokal vor sieben Jahren übernommen und ein wahres Schmuckstückchen schwäbischer Gastlichkeit draus gemacht.
Angebot
Kennern läuft bereits beim Lesen der Speise- und Weinkarte (und dazu muss man sich Zeit lassen, denn nicht nur die Gerichte sind schwäbisch, sondern auch die Karte) das Wasser im Munde zusammen. Gar mancher wird straucheln, wenn er dort liest „ebbes vom Viech“ – sprich Fleischgerichte oder „ebbes mit ohne Floisch“ – also fleischloses. Hier findet man längst verschollen Geglaubtes, weil aus der Mode geraten. Unter "Urschwäbischem" findet man köstliche Gerichte aus Innereien. Auch das "Veschperangebot" (zu Deutsch Abendbrot, abgeleitet von der katholischen Abendandacht, der Vesper) kann sich sehen lassen. Den "a'gmachten Backstoikäs" (Limburger in Essig/Öl/Zwiebeln, der Name kommt von der ziegelartigen Form des Käses) muss man einfach probieren. Übrigens, der "Leberkäs mit Ochsaaug" ist keine Barbarei, sondern gebackener Fleischkäse mit einem Spiegelei darüber.
Auch die Weinkarte ist sehr gut zusammengestellt. Neben Weinen der Esslinger Weingüter Bayer und Kusterer finden sich noch einige andere Raritäten, so z.B. die "Roßwager Halde", ein köstlicher, trockener Lemberger der fast unbekannten Gebietskellerei Roßwag-Mühlhausen, Vaihingen Enz (dem sog. Lembergerland). Wie ich erfahren habe soll die Karte ergänzt werden durch Bio-dynamische Weine des Demeter Weinguts Schmalzried aus Korb.
Bedienung
Sehr freundlich empfangen wurde ich von einer netten jungen Bedienung, die sich reizend um Jacken- und Schirmablage kümmerte, was heute leider oft nicht mehr zum Standard gehört. Sehr beflissen wies sie mich auf die Tagesanbote hin, die nicht auf der Karte standen. Geduldig wartete sie ab bis ich das Studium der interessanten Karte abgeschlossen hatte.
Sehr positiv: Keine der mir lästigen voreiligen Fragen nach Getränk war zu vernehmen.
Das alles wurde noch getoppt als die sehr charmante Wirtin in den Raum schwebte. Alle anwesenden Gäste wurden freundlichst begrüßt. Sie nahm sich die Zeit mit jedem Gast ein kleines Schwätzchen zu machen. Hab das dann auch weidlich ausgenutzt und so die interessanten Infos zum Lokal, der Küche und ihrer Philosophie bekommen. Frau Witthuhn versteht es ausgezeichnet dem Gast das Gefühl etwas Besonderes zu sein zu vermitteln, was bei mir letztlich den Wunsch nach einem Dessert und einem 2. Viertele Wein auslöste. Schon das sind 5 Sterne wert.
Das Essen
Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für das urschwäbische Traditionsgericht entschieden:
Das ist ein traditionelles Eintopfgericht, hergestellt aus einer kräftigen Rinderbrühe (und hier war’s eine originale, hausgemachte ohne Pülverchen), handgeschabten Spätzle, Kartoffelwürfeln oder -rädle, Ochsenfleisch und geschmälzten Zwiebeln. Schon der Duft, der der Löwenkopfterrine entströmte war berauschend (die Terrine war natürlich randvoll. Das Foto habe ich erst später gemacht, damit man die Zutaten besser erkennt).
Das Gericht ist regional bedingt auch noch unter anderen Namen bekannt z.B.
Der Stuttgarter Name Gaisburger Marsch kommt daher, weil im 19. Jahrhundert die Offiziersanwärter der Berger Kaserne das Eintopfgericht des Wirtes der damaligen Bäckerschmiede im Ortsteil Gaisburg über alles liebten. Militärischer Gepflogenheit entsprechend marschierten sie von der nahegelegenen Kaserne in Reih und Glied zur Bäckerschmiede, wenn sie ihr sonntägliches Mahl einnehmen wollten. Dieser Marsch nach Gaisburg ergab dann den Namen für den Eintopf.
Zum Dessert ließ ich mich gerne verleiten (ich liebe es, wenn es frisch aus der Pfanne kommt):
Das sind fingerdick geschnittene Apfelscheiben mit dezenter Säure, die in einem leicht süßen Teig gewälzt, in heißem Fett ausgebacken und abschließend mit Zucker und Zimt ausgebacken werden. Hätte mich drin wälzen können.
Wunderschön dazu passte der trockene Lemberger "Roßwager Halde" (0,25 ltr. 4,20 €, man bemerke 0,25 nicht 0,2) der im typischen schwäbischen Henkelglas serviert wurde. Widerstandslos lies ich mich zu einem zweiten Glas verführen.
Für die ausgezeichnete Zubereitung und den Mut einfache, traditionelle Gerichte anzubieten gebe ich gerne 5 Sterne.
Das Ambiente
Das Lokal ist sehr gemütlich eingerichtet. Das Mobiliar sehr ansprechende, stabile, dunkle Holztische mit dazu passenden, bequemen Stühlen. Eingedeckt mit beigen Läufern. Die übrige Dekoration geschmackvoll, heimelig und überhaupt nicht überladen (kein Museum). Auf jedem Tisch ein frisches Röschen im Glas und je eine Salz und Pfeffermühle.
Die Beleuchtung der Räume sehr dezent gedimmt, aber keinesfalls schummrig. Die Einrichtung der Toiletten entspricht gutem Standard. Die Accessoires zeigen eine deutliche feminine Handschrift.
Die bauartbedingten Treppenstufen am Eingang und zu den Toiletten, sowie der unerlässliche Windfang sind für Behinderte ein gewisses Hindernis.
Das gemischte Publikum aller Altersklassen war sehr angenehm.
Sauberkeit
Das Lokal und die Nebenräume sind sehr gut gepflegt. Kein Grund zu Beanstandungen.