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Das eigentlich zur Lokalität unseres Abendessens auserkorene Bürgerspital nahe unseres Hotels musste seine Tore (und Küche) laut Aushang leider kurzfristig aufgrund eines Wasserschadens schließen. Sodann nahmen wir Kurs Richtung Innenstadt und fanden uns im „Restaurant & Weinhaus Stachel“ wieder. Der mit stolzen 600 Jahren älteste Gasthof Würzburgs (und sicherlich auch einer der ältesten Deutschlands) war auch an diesem Dienstagabend gut gefüllt. In der urigen Gaststube des Weinhauses, die ihren Charme durch holzvertäfelte Wände, Bleiglasfenster und einen altertümlichen Kachelofen in der Mitte des Raumes erhält, ergatterten wir ohne Reservierung noch den letzten freien Tisch in einer kleinen Fensternische, die den älteren Herrschaften vor uns zu eng war, uns aber sehr gemütlich daherkam. Dabei wachte Restaurantleiter Heiko Wulff mit Argusaugen über das Treiben im Restaurant, nahm die Platzierungen vor und kümmerte sich selbst nur um wohl von ihm eigens dafür auserkorene Tische. Wir wurden währenddessen über den Abend von einer freundlichen, aber noch etwas unerfahrenen jungen Dame bewirtet. Ihre Unerfahrenheit wurde durch ihre Bemühtheit problemlos ausgeglichen.
Vorneweg begann der Abend für Herrn Stadt mit einem Winzersekt aus Silvaner und Kerner vom Weingut Hans Wirsching zu 4,80 €/0,1 l - was gibt es schöneres als die Herbstzeit in Weinbaugebieten.
Sodann entschied sich Herr Stadt zur Vorspeise für das Thunfischcarpaccio mit Zitronen-Ingwer-Chili-Marinade und Salatröschen (10,50 €). Das Carpaccio selbst war von guter Qualität, die Konsistenz hätte besser nicht sein können. Auch wenn von der Chili leider kaum etwas zu schmecken war, insgesamt ein sehr leckerer Gang.
Den dazu passenden Wein musste die junge Bedienung beim erfahreneren Kollegen erfragen - allemal besser, als einfach ins Blaue zu raten. Der empfohlene 2016er Rosé vom Weingut Max Müller I aus dem unterfränkischen Volkach (5,20 €/0,25 l) wurde leider zu kalt serviert, sodass sich der Geschmack erst mit der Zeit entfalten konnte - sehr schade.
Frau Land, die sich bis jetzt kulinarisch nur auf Geschmacksproben bei Herrn Stadt beschränkt hatte, bekam mit dem Hauptgang dann nun auch endlich etwas zu tun. Die selbstgemachten Gnocchi mit Tomatenragout, Rucola und Parmesan (12,90 €) waren etwas zögerlich bestellt worden, da allzu oft nur mittelmäßige und fade Tomatensaucen über die Pässe der Restaurantküchen wandern, denen die Gnocchi den noch vorhandenen Restgeschmack dann gänzlich entziehen. Groß war die Freude daher, dass dieser Gang überraschend aromatisch daherkam. Ausreichend gewürzt und begleitet von einer Scheurebe (ebenfalls Max Müller I, 5,30 €/0,25 l) war dieser Gang mit den saftigen Gnocchi ein wahrer Gaumenschmaus. Die Portion war ebenfalls angemessen, was bei Nudelgerichten nicht immer der Fall ist und schnell in die Völlerei umschlagen kann. So aber ein wirklich schöner Gang.
Herr Stadt bekam währenddessen das Zweierlei vom Weidelamm von der Empfehlungskarte. Geschmorte Keule und kurz Gebratenes vom Rücken wurden auf Bohnencassoulet und Thymiankartoffeln zu 26,90 € serviert. Das qualitativ hochwertige Fleisch kam in einer sehr würzigen und intensiven Sauce daher, wogegen das deutlich mildere Gemüse abfiel.
Mit dem Wein wurde ebenfalls nicht gegeizt und so probierte Herr Stadt zunächst die Domina aus der Hand und dem Keller von Max Markelt (Eibelstadt, 2,70 €/0,1 l), die etwas schwach daherkam, sodann deswegen den kräftigeren 2015er Blauen Zweigelt vom Weingut Burrheim (Mainstockheim, 2,50 €/0,1 l). Der gewünschte Federweiße von Frau Land war allerdings leider schon aus.
Zum Finale sollte es dann für Frau Land die Crème brûlée von der Tonkabohne (6,50 €) sein. Um diese Trendzutat kommt man derzeit in der einigermaßen gehobenen Küche ja kaum herum. Und dies nicht zu Unrecht - die Crème war sehr schön karamellisiert, die Tonkabohne gab einen leicht bitteren Geschmack dazu. Einzig die Größe des Desserts sprengte den Rahmen des Angenehmen - kleinere Portionen sind bei Nachspeisen dann doch zu präferieren.
Herr Stadt fand seinen Abschluss mit der 5er Käsevariation, die mit verschiedenen Senfspezialitäten, frischer Feige und Baguette zu 5,90 € dargeboten wurde. Nichts Besonderes, aber insbesondere zu diesem Preis ein guter Abschluss des Abends.
Als Dessertwein entschieden wir uns beide für die berühmte Rieslaner Auslese des ortsansässigen Juliusspitals, die Trägerin der Frankenweinmedaille in Gold ist und diesen Titel durch ihr fruchtiges, vollmundiges Aroma mehr als verdient hat. Der Preis von 5,00 € für 0,1 l ist daher - wie auch bei den anderen Weinen - verhältnismäßig günstig bemessen.
Fazit: Qualitativ hochwertiges Essen sowie Wein zu angemessenen bis günstigen Preisen in uriger, aber feiner Atmosphäre. Wer sich in bürgerlich-gehobenem Ambiente wohlfühlt, für den ist der „Stachel“ auf jeden Fall einen Besuch wert.