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Das Lokal verfügt über sehr rustikal eingerichtete Gasträume mit ländlich-bäuerlichen Zitaten und Eyecatchern: hölzerne Eckbänke, Kissen mit dem Konterfei von Hirschen, schöne Ortsansichten, ziemlich viel grob verarbeitetes helles Holz, freundliche Gardinen und sehr viel zünftigem Flair. Hier wurden übrigens Unikate aus verarbeitetem Altholz eingesetzt. Auch das Servicepersonal – das sich pfiffig zeigt und absolut nicht auf den Mund gefallen ist – zeigt sich in Landhausmode und trägt mit Vorliebe derbe Lederhosen (wieso dort hinten Kärnten aufgestickt ist, bleibt allerdings ein Rätsel). Im Sommer und bei gutem Wetter empfiehlt es sich, im schönen, sonnigen Gastgarten einen Platz zu suchen. Zahlreiche Sonnenschirme bieten genügend Schatten und verweisen mit ihrem Aufdruck auf die hier favorisierte Brauerei Farny. Übrigens sind sowohl Gasträume als auch Biergarten rollstuhlgerecht gestaltet, ebenso die Toiletten. Davon profitieren natürlich auch Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit einer Gehbehinderung.
Das Speisenangebot ist deftig, herzhaft und sehr fleischlastig. Für Vegetarier ist dies eher nicht so der klassische Ort, obwohl die Karte gleich vier vegetarische Speisen ausweist. Die Vesperkarte glänzt mit Wurstalat, Bratkartoffeln und Speckbrettle, bei den warmen Gerichten findet man klassische schwäbische Spezialitäten wie Maultaschen und Kässpätzle und saure Leber. Dazu gibt es eine Vielzahl an attraktiven Fleischgerichten von Rind und Schwein, alles mit deftigen Beilagen.
Der Kalte Braten (für unglaublich günstige 8,20 Euro) wurde auf einem dicken, rustikalen Vesperbrett in ovaler Form serviert. In der Mitte thronte wie ein Vulkan aufgeschichtet der Kartoffelsalat, rund herum waren geschätzt etwa 10 aufgeschnittene Bratenscheiben ausgelegt. Die riiiesige Menge war kaum zu bewältigen! Der Sahnemeerrettich wurde nett in einem Weckglas gereicht. Die Bratkartoffeln war sehr kross und richtig würzig angeröstet, aber nicht mit Speck versehen (was in der Gegend zuweilen Usus ist). Das Hefeweizen, das wir sowohl mit als auch ohne Alkohol antesteten, stammt von der in Kißlegg ansässigen Edelweissbrauerei Farny. Für die insgesamt sehr ausladenden und großen Portionen sind die Preise im Amboss überaus angemessen. Man muss allerdings damit rechnen, dass für Umbuchungen eventuell ein kleiner Aufpreis berechnet wird.
Nach diesem deftigen Essen war ein Digestiv mehr als angesagt. Ganz toll schmeckt der Marillenbrand von der Mostbrennerei Steinhäuser aus Kressbronn am Bodensee (3,50 Euro). Fruchtig, frisch, dazu mit reichlich Bittermandelaroma, was vermuten lässt, dass eine gewisse Menge an Marillensteinen mit destilliert wurde. Die Marille wurde in einem formschönen Nosing Glas gereicht. Ich war von dem tollen Fruchtaroma so begeistert, dass ich mir übrigens später noch eine ganze Flasche des Destillates als Mitbringsel gekauft habe. Besser schmeckt das Vorbild aus der Wachau auch nicht!
Das Lokal war am Wochenende Ende Juli überaus gut besucht und wir mussten ein bisschen warten, ehe ein Tisch für uns frei wurde. Aber die Zeit konnte man gut für Menschenstudien nutzen. Und die Gaststube ist so heimelig möbliert, dass man sich einfach spontan wohlfühlen muss. Das Lokal hat übrigens keinen Ruhetag! Allein das spricht schon für einen erneuten Besuch.