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Der „Karpfen“ liegt auf dem “Trockenen“ – mitten in der Altstadt von Eberbach – in einer Fußgängerzone – für Hotel- und Restaurantgäste ist die Zufahrt aber möglich. Und wenn man viel Glück hat, ergattert man einen der raren Parkplätze (je später, desto schwieriger).
Das Ambiente ist, wie schon beim Café Viktoria, old fashioned (schon älter, aber gepflegt-gediegen) – weil die Klientel - ergänzt durch Geschäftsreisende – die Selbe ist.
Das Personal ist freundlich und um den Gast sehr bemüht. Die Reservierung des Tisches für 19:00 klappte gut – und als sich herausstellte, dass ein Teilnehmer kurzfristig absagen musste und ein weiterer später („noch auf ein Bier“) kommen würde, bot man einen anderen Tisch in einer etwas gemütlicheren Ecke an.
Als Gastgeber war ich etwas eher vor Ort und wurde an den Tisch geführt. Der „Ober“kellner brachte umgehend vier Speisekarten sowie die Getränkekarte und fragte, ob ich schon etwas zu trinken bestellen möchte, was ich verneinte.
Nach dem die Gäste eingetroffen waren, wurde als erster Getränkewunsch eine Flasche stilles Wasser bestellt (Teinacher still, 0,75 zu 5,00). Nach Bestellung der Speisen wurde eine Flasche 2011er Markgräfler Bio-Rotwein (19,80) bestellt - ein leichter Rotwein, Tendenz Richtung Trollinger, mit weinig Säure, einem dezenten Bukett nach Kirschen. Die nicht-Weintrinker hielten sich an das „leckere“ Rothaus Pils aus dem Schwarzwald (0,4 / 3,00).
Ich bewerte hier nur die von mir verzehrten Speisen (die meiner Gäste sahen gut aus und haben diesen auch gemäß deren Bekundungen gut geschmeckt).
Als ersten Gang hatte ich mir Bärlauchpuffer mit gebeiztem Lachs bestellt (10,80). Die Wartezeit auf die Vorspeisen war mit gut 15 Minuten angemessen. Die Salatbeilage (Frisée, Feldsalat, lollo biondo war frisch und nicht wässrig, das Dressing bestand aus Essig, Öl, Senf und Honig – sehr schmackhaft. Das Gericht war ansehnlich auf dem Teller arrangiert, einer der beiden Bärlauchpuffer aber am (dünnen) Rand zu stark gebacken. Der Puffer war eher ein Rösti, wohlschmeckend, mit noch etwas biss, die dezente Bärlauchnote brachte einen frischen Kick. Der Lachs war im Geschmack kräftig, für meine Begriffe eine Spur zu salzig, die Textur aber zart. Eine solide, gut schmeckende Vorspeise mit kleinen Schwächen.
Der Hauptgang folgte nach guten 20 Minuten auf die Vorspeisen: Rehnüsschen an Spinat-Spätzle, mit Waldpilzen (18,80). Die Kombination der handgeschabten Spätzle mit den untergemengten frischen Spinatblättern war lecker und wohlschmeckend. Die Rehnüsschen waren medium-rare gebraten, so wie ich es liebe, im Geschmack mit einer feinen Wildnote sowie zarten Röstaromen vom Anbraten, zart im Biss. Die Sauce war ein gut abgeschmeckter Bratenfond, ganz leicht abgebunden – und passte perfekt zu den Spätzle. Die Preiselbeeren als zusätzlicher Geschmacksimpuls nett (für mich aber nicht zwingend notwendig) und relativ süß. Leider gab es bei so viel Licht auch Schatten: die gemischten Pilze waren definitiv Dosen- oder Glasware. Gummiartig und ohne schönen Pilzgeschmack. Die habe ich folglich liegen gelassen. Schade – mit frischen Pilzen hatte ich dem Hauptgericht 4,5* gegeben.
Ich frage mich da immer wieder, was den Koch dazu verleitet (lieber 1 Euro mehr und frische Ware).
Da der Wein recht schnall zum Essen getrunken wurde, orderten wir noch je ein Glas von Markgräfler nach. (0,2 / 4,80). Dieser unterschied sich deutlich in Geschmack und Farbe von der Flasche. Warum offen ein 2013er ausgeschenkt wird, ist mir ein Rätsel. Von Geschmack hier intensiver, zur Kirschnote kamen noch beerige Aspekte hinzu, die Fabre eher einem Merlot nahe kommend. Aber trotzdem war er gut zu genießen.
Als Digestif wählte ich einen Scheibel Nussler (Walnuss) für 6,00. Samtig weich, mit goldgelber Farbe, die Walnuss-Note fein und nicht zu intensiv. Ein schöner Abschluss.
Fazit: Kleine Schwächen beim Essen und Service( anreichen der Gerichte, Abräumen der Teller) – hier ist noch Luft nach oben. Geht man das an, wäre der „Karpfen“ eine Top-Adresse in Eberbach. Zudem ist das PLV hier schon gut bis sehr gut.
So leider nur das obere Ende von guten Durchschnitt – trotzdem. Ich werde dort wieder Essen gehen – nur auf der Karte eben besser auf die Zutaten/Beilagen achten und Nachfragen.