Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Nun, heute war es wieder soweit; Mädels-Spieleabend meiner Frau und Simba geht Gassi unter optimalen Bedingungen: es ist noch taghell, die Treppe ist mir mittlerweile bekannt und Glätte ist bei 28° Celsius eher nicht zu befürchten. Vorweg; ich bin heil hin und auch wieder zurückgekommen.
Ambiente: Vor der Platzierung des Gastes , heute lieber draußen, ist zunächst ein Stopp fällig zwecks Desinfektion der Hände und Wartens auf die Platzierung durch den Service. Dieser, ein Herr mittleren Alters (wo sind nur die schmucken und in jeder Hinsicht flotten Service-Studentinnen geblieben) lässt sich, während ich wie ein Blödmann in der Gegend rumstehe, ganz viel Zeit ehe er sich mir dann irgendwann widmet. Dass er im Gesicht dem ungarischen Autokraten Viktor Orbán gleicht macht ihn mir nicht unbedingt sympathischer. Auch läuft er wie ein Gaul, dem man gerade die Hufeisen runtergerissen hat; fehlt nur noch, dass er mit dem Schweif die zahlreichen Fliegen wegwedelt und beim Laufen äpfelt. Aber irgendwann bin ich dann doch an einem Zweiertisch platziert und bekomme den Coronazettel nebst Schreibgerät und die Speisekarte in die Hand gedrückt. À propos Zweiertische: der vorgeschriebene Mindestabstand von eineinhalb Metern wird hier offenbar nicht so eng gesehen, in mehreren Reihen zu je drei Zweiertischen betragen die Abstände von Tisch zu Tisch mit Sicherheit nicht mehr als 40 - 50 cm. Ich bleibe auch nur, weil die beiden anderen Zweiertische in meiner Reihe unbelegt sind bzw. erst belegt werden, als ich schon bezahlt habe und mich gerade anschicke zu gehen. Würde das Ordnungsamt hier eine Begehung machen flöge entweder jeder dritte Zweiertisch raus oder der ganze Biergarten würde dichtgemacht. Für "Ambiente" und "Service" kann ich diesmal beim besten Willen nicht mehr als jeweils zwei Sterne geben. Dafür bekommt der Bereich "Sauberkeit" fünf Sterne; hier wird gesprüht und gewischt, dass es eine wahre Pracht ist.
Doch nun zum Hauptthema, dem "Essen und Trinken": Auf der Homepage vom "Zwickel" hatte ich im Vorfeld gesehen, dass es Muscheln in mehreren Zubereitungsarten gibt; besonders interessiert hatten mich dabei die "Moules à la Grandmère" mit Speck, Champignons, Crême fraiche und Lauch für EUR 13,90. Vorab sei noch erwähnt, dass meine eigene Oma nie in ihrem Leben Muscheln zubereitet hat; Miesmuscheln aßen in Speyer nur die französischen Besatzer, ansonsten wurden sie (die Muscheln) nur von den Schiffsrümpfen gekratzt und waren nichts als buchstäblich vor sich hingammelnder übelriechender Abfall. Ich selbst habe meine ersten Miesmuscheln (Moules et Frites) als Aachener Erstsemester im nahen Belgien mit Genuss verzehrt, ab dem zweiten Semester dann während der gesamten Studienzeit in meinem Wohnort Vals (NL) zur Muschelzeit regelmäßig. Das hat sich auch während meiner langen "Niederrheinperiode" gehalten und setzt sich auch in meiner neuen Heimat, dem grenznahen kleinen Saarland, fort.
Die Weinkarte im "Zwickel " ist mit insgesamt acht Weinen (4 Weiße, ein Rosé und 3 Rote) äußerst überschaubar;. gereizt hätte mich allerhögschdens" der Riesling "Urgestein" von Markus Molitor aus Bernkastel-Kues (0,2l EUR 7,00). Entschieden habe ich mich dann aber doch für ein Weihenstephan Weißbier (0,5l EUR 4,00). Gab es leider nur als Flaschenbier, hat aber trotzdem geschmeckt. Sehr gut geschmeckt haben mir die Muscheln nach Art der Großmutter; eine wirklich interessante Kombination. Der Speck und die Muscheln harmonierten prächtig miteinander, der Lauch ist ja schon in der klassischen Variante enthalten und die Crême fraiche, auch von anderen Zubereitungsvarianten her bekannt, hat weiter nicht gestört. Was die imaginäre Oma allerdings mit der Beigabe von Champions bezweckt hat sich mir nicht erschlossen; sie haben für mich nichts wirklich Positives beigetraqen. Als Beigabe gab es ein schmackhaftes Weißbrot; gegen EUR 4,00 Aufpreis hätte es "Potatoes" gegeben. Da mir die verbrannten Bratkartoffeln meiner Frau vom letzten Besuch hier noch in lebhafter Erinnerung waren, habe ich verzichtet. Was ich sehr gerne auf dem Tisch gesehen hätte wäre eine Fingerschale oder zumindest ein Erfrischungstuch zum Säubern der Finger nach dem Muschelessen gewesen (so durfte Simba die Maske aufsetzen und zwecks Händewaschens extra zur Toilette tapern).Schale bzw. Tuch für den Gast werden hier offenbar nicht für notwendig erachtet, genau so wenig wie Zahnstocher zum Aufpicken der eingelegten grünen Oliven, die als Küchengrüßchen vorab serviert wurden. Kommentar vom "Galopper des Jahres" auf entsprechende Anfrage von Gästen an einem entfernteren Tisch: "Das Zeug fliegt uns doch nachher hier nur überall rum; das machen wir nicht mehr". Auch so geht Service! Zur Nachahmung allerdings nicht empfohlen. Wäre das Weißbier frisch gezapft gewesen hätte ich für "Essen und Trinken" viereinhalb Sterne gegeben; so werden es immerhin gutgemeinte vier, wobei ich über die fehlenden Fingerreinigungsutensilien gnädig hinweg sehe.
Fazit: Auf der "Zwickel"-HP steht ganz oben die Frage "Schon gudd gess ?" (für Nicht-Saarländer: "Schon gut gegessen?"). Diese Frage kann ich nach dem heutigen Besuch uneingeschränkt mit "ja" beantworten. Dennoch werden es in meiner Gesamtbewertung nur wirklich ganz knappe drei Sterne (ich sage nur noch mal "Ambiente" bzw. "Service")und bis zum nächsten Besuch kann es gut und gerne wieder zwei Jahre dauern. Beim nächsten Mädels-Spieleabend gehe ich dann doch lieber zu "unserem" Italiener oder ins "Gasthaus Hierl" , beides noch fußläufiger als der "Zwickel" und insgesamt bedeutend erfreulicher .