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GastroGuide-User: PetraIO
PetraIO hat Restaurant - Café Zehntscheune in 55756 Herrstein bewertet.
vor 9 Jahren
"(Noch) konkurrenzlos in Herrstein – und immer einen Besuch wert!"
Verifiziert

Geschrieben am 24.01.2016
Besucht am 23.01.2016
Das historische Herrstein an der Deutschen Edelsteinstraße liegt uns sehr am Herzen. Mein Mann wurde hier geboren, sein Kinderzimmer tauchte sogar in Edgar Reitz Kinofilm „Die andere Heimat“ auf. Da sitzt man im Kino und der Ehemann sagt plötzlich: „Da hinten in der Ecke stand mein Kinderbett“. Dies zeigt jedenfalls: Der Ort ist schon einen Ausflug wert, sonst wäre dort nicht ein Teil des Filmes gedreht worden.

Kritikerfreund Saarschmecker hat in seiner vorangegangen Kritik schon Einiges über das schöne Örtchen zusammengefasst. Beliebt ist es insbesondere bei Wanderern (Mittelalterpfad und Saar-Hunsrück-Steig), der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ebenfalls eine Bereicherung.

Parken kann man nicht vor der Scheune. Es gibt im Ort einige öffentliche Parkplätze und der Spaziergang durch den Ort mit seinen schönen restaurierten Fachwerkhäusern lohnt sich ohnehin.

Die Zehntscheune im Ortskern ist für uns immer einen Besuch wert, wenn man einen Platz bekommt. Reservieren ist kein Fehler. Hier ist immer was los und die Zehntscheune ist durchgehend geöffnet. Im Winter geht es deutlich beschaulicher zu, da gönnt sich das Team eine Ruhepause und es ist nur von freitags – sonntags geöffnet.
Glück für uns. Hungrig kamen wir von einem Ausflug in den Hunsrück um 15.30 Uhr in Herrstein an. Beste Kaffeezeit und die Zehntscheune ist bekannt für ihre hausgemachten Kuchen und Torten. Da das Mittagessen ausgefallen war, gelüstete es uns allerdings deutlich nach üppiger Grundversorgung.

Service:
Der Serviceeinsatz ist hier sicherlich gut zu kalkulieren, denn es ist immer was los. Es ist auch durchaus üblich, sich an einen Tisch dazu zu setzen wenn es eng wird.

Die Mädels begrüßten uns gewohnt freundlich. Unten waren schon alle Tische besetzt, aber auf der Empore war noch Platz. Eine Gesellschaft hatte gerade den Tisch verlassen und war zum fröhlichen Beisammensein ins Kaminzimmer umgezogen. Hier prasselte das Feuer.

Platz genommen, Karten wurden gereicht, Getränke aufgenommen. Serviert wurde nach angenehmer Wartezeit. Der Hund am Nebentisch bekommt unaufgefordert seinen Wassernapf.

Die Damen im Service sind immer nett, aufmerksam und unkompliziert. Sicherlich keine geschulten Kräfte, das ist hier aber nicht nötig. Es passt alles zum rustikalen Haus.

Speisen und Getränke:
Die trockene Weißweinschorle für uns zu je € 2,20, gut gekühlt im 0,2 Glas.

Die Speisekarte beibt der deftigen Hunsrücker Kost treu, dennoch findet jeder was. Die Speisen erlauben eine gut durchdachte Bevorratung. So sind die wesentlichen Bestandteile der Beilagen: Hausgebackenes Brot (sehr fein, kann bei ausreichender Verfügbarkeit auch als Laib gekauft werden), Kartoffelklöße und Sauerkraut.

Kuchen und Torten sucht man sich selbst nach Tagesangebot in der Kühlvitrine aus. Hier steckt die ganze Leidenschaft der Chefin Krista Schneider drin. So hat sich Frau Schneider auch ihr eigenes Kapitel im Buch „Weiberwirtschaften in Rheinland-Pfalz“ erarbeitet.

Im Sommer und auf Vorbestellung wird selbstverständlich auch der Original Idar-Obersteiner Schwenkbraten angeboten, gebraten über dem Buchenfeuer.


Die geräucherte Forelle hatte ich bei vergangenen Besuchen, auch die vegetarische Kartoffelsuppe. Alles gut, wobei ich Kritikerfreund Saarschmecker zustimme: Die Kartoffelsuppe würde mir in einer groberen Variante besser gefallen, sie ist sehr feinsämig, geschmacklich sehr gut.

Mein Mann entschied sich für die Seniorenportion der absoluten Spezialität:
Oma´s gefüllter Kartoffelkloß mit Speckrahmsoße und Apfelmus zu € 6,00
.
Die Rentnerportion aus gutem Grund: Die „normale“ Portion besteht aus 2 Klößen, Durchmesser ca. 18 cm. Dies schafft kaum ein Gast. Sonderwunsch „ohne Speck“ war kein Problem.

Und ich? Dies wird meine erste Kritik mit Schweinefleisch denn hier bin ich schwach geworden. In der Zehntscheune gibt es den besten Saumagen im ganzen Umkreis! Ich könnte natürlich auch behaupten, ich hätte mich für die GastroGuide-Freunde geopfert. Damit ihr mal was anderes als Vegetarisches, Fisch und Wild von mir zu Lesen bekommt :-)


Spätestens seit Altkanzlers Helmut Kohls Vorliebe für dieses Gericht ist es sicherlich bundesweit bekannt.

Auf der Karte heißt es: Hunsrücker Saumagen mit Sauerkraut und Brot zu € 8,00. Ich dachte im Moment nicht daran, dass das Brot hier hausgemacht und hervorragend ist und fragte, ob ich als Beilage Kartoffelklöße haben könne. Auch kein Problem, statt € 8,00 wurden dann € 9,00 abgerechnet, sehr fair (beim Italiener kostet extra Knoblauch schon zwischen € 0,50 - € 1,00).

Unsere Speisen wurden dampfend heiß auf der Empore serviert. Portionen zum Knüppelsattwerden!

Der große Kloß mit würziger Fleischfüllung. Aus der Sahnesoße war der Speck heraus gesiebt worden (so auch vom Service angeboten). Überraschenderweise schmeckte die Sahnesoße auch nicht speckig, schön. Ein tolles regionales Gericht, das Apfelmus passt sehr gut dazu.

Der Saumagen vom heimischen Metzger überzeugte mich (nach jahrelanger Abstinenz) wieder absolut. Meist wird der Saumagen im Darm angeboten, hier füllt die Metzgerei Leysser speziell für die Zehntscheune einen Schweinemagen. Die herzhafte Füllung aus Brät, Fleischstücken, Kartoffeln, Kartotten und Gewürzen ist absolut stimmig. 2 Scheiben (auf dem Foto schlecht zu erkennen) kurz und kräftig angebraten, das reichliche Sauerkraut fein und mild und zum Glück ohne Kümmel, 2 seidige Klöße… eine Riesenportion und sooo lecker! Das Abendessen ist ausgefallen.
Seit Jahren erleben wir hier gleichbleibende gute Qualität.

Ambiente:
Die ehemalige Scheune und Stallung (erbaut ca. 1525) wurde stilvoll restauriert. Das Mauerwerk und Gebälk offen. Inzwischen wurde sogar noch eine kleine Empore (sozusagen das 2. Stockwerk) mit ca. 10 Sitzplätzen erweitert. Im Dachstuhl hängen die Spinnenweben in ca. 6 m Höhe, lächelnd empfinde ich dies hier als authentisch. Wen es stört, der sollte dann lieber hippe Großstadtläden besuchen.

Tische und Bestuhlung sind rustikal, ab und zu wackelt auch mal was. Die Tische sind sauber eingedeckt. Die Bestecke werden in Servietten gewickelt gereicht. Geblümte Leinentischdecken und Kerzen ergänzen das perfekte Scheunen-Rustikal-Flair. Hier kann man gemütlich beisammen sein.

Die Toiletten sind einfach und nicht neu, aber immer sauber.

Wenn es die Witterung erlaubt, stehen massive Holzbänke und Tische vor der Scheune für die Gäste bereit.
Gegenüber der Zehntscheune befindet sich das Landhaus der Zehntscheune mit Gästezimmern. Diese sind gepflegt und mit alten Holzmöbeln hergerichtet und man kann günstig übernachten.

Preis-Leistung: Top! € 21,60 für 2 Personen. Wir kommen immer wieder gerne.
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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