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Gegen 21 Uhr betraten meine Mutter und ich das "Da Siro" in Köln-Sülz. Vorweg einige Worte, wie es zu diesem Besuch kam:
Der Mittwoch vor Ostern sollte mein erster Urlaubstag eines sehr ausgedehnten Osterwochenendes in meiner Heimat Köln sein. Nach fünfstündiger Anreise mit der Bahn von Göttingen und einem kleinen Shoppingmarathon in Kölns Innenstadt wollten wir den Abend eigentlich mit einem leckeren Steak und etwas Rotwein ausklingen lassen. Es sollte uns nicht vergönnt sein! Unsere erste Wahl war ein neues Steakhaus, welches sich extrem innovativ "The Grill" nennt. Meine Mutter meinte noch daheim, ich solle doch mal mein Portal zu Rate ziehen - und schwupps entschieden wir uns dagegen. Also dann doch in dieses alte Steakhaus, was meine Mutter noch aus früheren Tagen kannte und in der Straße "Im Klapperhof" liegen sollte. Als Alternative dann das "El Gaucho" am Barbarossaplatz. Ich dachte, wir wären optimal vorbereitet, und beschloss, nicht zu reservieren. Welch ein Fehler! Letztendlich gab es dann das erste Restaurant nicht mehr und wir watschelten zum "El Gaucho". Hierzu Genaueres in meiner Kurzkritik. Das "El Gaucho" war nach unserem ersten Eindruck für einen Besuch indiskutabel! Mittlerweile waren wir doch etwas hungriger und extrem unschlüssig. Indisch? Mag meine Mutter nicht! Persisch? Nein, auch nicht. So ging es dann noch eine ganze Weile. Wir erkundeten sicherlich 45 Minuten alle Restaurants zwischen Barbarossaplatz und Zülpicher Platz und befanden uns schließlich fast an der Universität. Mir dämmerte, dass sich einige nette Restaurants in Sülz befanden und überredete meine Mutter, es doch dort zu versuchen. Hier waren wir uns doch immer noch uneins und ich blödelte schon, dass wir ja auch Brötchen vom Discounter mit P zum Abendbrot kaufen könnten und erntete böse Blicke...
Und dann siehe da, ein anscheinend netter Italiener zu unserer Linken. Ich hatte ihn fast übersehen. Uns war eigentlich langsam auch egal, was wir essen wollten. Schließlich war es fast 21 Uhr. Einen Blick auf die Speisekarte - und wir betraten das Restaurant "Da Siro".
Lage und Ambiente
Das "Da Siro" liegt in einer Nebenstraße der Zülpicher Straße. Nicht weit entfernt liegt die Universität. Die Straßenbahnhaltestelle "Weyertal" ist fußläufig erreichbar. Parkplätze sind - wie fast überall in Köln - rar gesäht und ich empfehle eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrmitteln. Das Publikum ist hier meist jung und studentisch. In diesem Restaurant fanden sich aber wohl alle Altersstufen wieder. Kinder habe ich zu dieser Uhrzeit nicht mehr gesehen, gut möglich, dass Familien aber zu früherer Uhrzeit hier öfters einkehren. Bei unserem Eintreffen war das Restaurant noch gut gefüllt, wir durften aber ohne Probleme zwischen zwei schönen Vierertischen wählen. Wir entschieden uns für den Tisch vor dem Fenster.
Wir saßen rechts vom Eingang auf der Bank, neben uns ein Vierertisch mit älteren Herrschaften, die wohl zwei Geburtstage feierten. Links vom Eingang eine große, dunkelbraune Holztheke, darüber übers Eck über Kopfhöhe einige Regale mit verschiedenen Rotweinen und passenden Gläsern, darunter die üblichen italienischen Alkoholika. In der Mitte der Bar befindet sich ein Bild von den Händen eines Winzers, der Trauben präsentierte. Etwas kitschig, aber nun ja. Rechts von unserem Tisch blickte man auf eine braune Wand mit unterschiedlich großen Schwarz-weiß-Fotos. Sie zeigten verschiedene Essensszenen aus italienischen Filmen, die ich leider alle nicht zuordnen konnte. Dazu einfache Holzstühle mit Polsterung (habe ich nicht auf Gemütlichkeit getestet), die Bank war sehr bequem. In der Nähe der Theke fanden sich auch noch zwei Schiefertafeln mit den Empfehlungen der Woche.
Wir hatten auch einen guten Blick in den hinteren Gastraum. Beidseits an den Wänden standen einige Tische und mittig befand sich eine Milchglasscheibe mit mehreren leeren Weinkisten davor. Daneben ein Band von "Asterix in Italien". Dieser Bereich wirkte etwas unaufgeräumt.
Die Tische waren mit weißen Unter- und Überdecken aus Stoff, Messer und Gabel sowie einem Brotteller eingedeckt. In der Tischmitte ein Glas mit einer frischen Rose und preiswerte Pfeffer- und Salzstreuer, dazu Papierservietten billigster Art. Warum investiert man hier nicht mal in etwas bessere Qualität? Wenig Aufwand, großer Erfolg! Ich persönlich mag es aus hygienischen Gründen lieber, wenn nicht eingedeckt ist, aber ich verstehe den Sinn und Zweck. Im Hintergrund lief unaufdringliche, italienische Musik. Das mag ich hingegen.
Alles in allem erkenne ich doch einen Hauch Italien, mir ist das etwas zu aufgetragen, aber ich fand es durchaus gemütlich Es ist eben so, wie man es beim Italiener erwartet, und das ist auch gut so. 3 Sterne fürs Ambiente.
Bedienung und Essen
Schon beim Eintreten wurden wir freundlich vom Inhaber Fabio Tiozzo begrüßt und fühlten uns gleich willkommen. Außer ihm waren noch ein Herr hinter der Theke und eine Dame für die Bedienung der Gäste zuständig. Herr Tiozzo kümmerte sich den ganzen Abend um uns. Es spricht für ein Restaurant, wenn es auch an einem Mittwochabend gut gefüllt ist (hatten wir durchs Fenster gesehen). Das fing schon mal positiv an! Schön! Wir hatten nicht reserviert und baten um einen Tisch für zwei Personen. Wir durften zwischen zwei Tischen wählen und entschieden uns für den Tisch am Fenster im vorderen Gastraum. Hier hatte ich einen guten Blick auf die Theke links von uns und die restlichen Gäste. Ich mag es, alles im Blick zu haben.
Wenig später wurden uns die Speisekarten gereicht und auch genügend Zeit zum Auswählen gelassen. Ich überlegte kurz, ob ich etwas von den Empfehlungen auf den Schiefertafeln wählen sollte, wollte dann doch lieber aus der Standardkarte wählen. Der Chef des Hauses empfahl einige Gerichte und bot seine Hilfe bei der Auswahl der Speisen ab. Meine Mutter hatte tatsächlich eine Frage zu ihrem Gericht und es wurde sogar angeboten mehr Sahne oder Tomatensoße, je nach ihrem Belieben, zu verwenden. Toll, das erlebt man nicht oft! Wir ließen uns auch die Weinkarte reichen, um daraus zu wählen. Die Speisekarte bietet genau das, was man bei einem Standarditaliener erwartet. Angenehmerweise ist die Karte noch überschaubar und nicht überladen. In die Karte ist ein Blatt mit den Tagesempfehlungen eingelegt, diese entsprachen den Gerichten auf den Schiefertafeln. Hier hätte mich der Tafelspitz gereizt...
Wenig später konnten wir eine Flasche Wasser mit Sprudel und einen halben Liter Pinot Grigio bestellen. Die Auswahl der offenen Weine beschränkt sich auf die Klassiker Pinot Grigio und Chianti, einen Rosé und zwei Rotweine. Ich hätte etwas mehr Auswahl erwartet (die Flaschenweine habe ich erst gar nicht beachtet). Für uns war die Auswahl aber ausreichend.
Ohne Kühler wurde uns eine Flasche Ferrarelle 0,75 l zu 5,40 € und der Pinot Grigio 0,5 l zu 11,40 € im weißen Tonkrug serviert. Einen Kühler für das Wasser habe ich vermisst, beim ersten Mal wurde das Wasser und der Wein aber wenigstens eingeschenkt. Mir gefiel, dass es kein San Pellegrino gab, ich mag dieses Wasser nämlich gar nicht so gerne. Der Wein war unspektakulär. Meine Mutter bemerkte einige braune Ablagerungen im Krug, ich habe diese nicht bemerkt.
Mittlerweile hatten wir auch unsere Speisenwahl getroffen:
Bruschetta mit Tomate und Mozzarella zu 3 € zum Teilen
Tagliatelle al Salmone (Tagliatelle mit Lachs in Rosé-Basilikum-Soße) zu 10,80 € für meine Mutter
Schatulle dello Zar (Weiße-grüne Tagliolini mit Krabben, Schinken und Champignons in feiner Curry-Sauce) zu 9,50 € für mich
Flink und freundlich wirbelte der Chef um uns herum und wir fühlten uns wohl und entspannten. Trotzdem bemerkte ich ein leichtes Stutzen, dass wir nur eine Vorspeise bestellt hatten. Warum kann ich denn nicht einfach eine Vorspeise teilen?
Schon zu Beginn hatte ich mich gefragt, warum keine extra Brotmesserchen auf den Brottellern lagen - ich sollte es bald auch herausfinden. Es gab nämlich keine kleinen Messer und ich musste mein großes Messer nehmen. Könnte man die bitte mal anschaffen? Ich kam mir etwas dämlich vor mit meinem Riesenmesser!
Als Gruß aus der Küche wurde ein Brotkörbchen mit mehreren Scheiben Baguette und zwei Pizzabrötchen mit einem schwarzen Olivendip gereicht. Leider war die Brotqualität nicht besonders gut und das Brot war auch nicht so schön warm, wie man es woanders bekommt. Hier wäre außerdem eine größere Brotauswahl schön. Der Olivendip war hingegen selbstgemacht und bestach durch frische, schwarze Oliven mit gutem fruchtigen Olivenöl. Eigentlich mag ich Oliven ja nicht so. Der Dip hat mir aber geschmeckt! 3,5 Sterne.
Schon jetzt wurde vom Service festgestellt, dass ich mein Essen und den Gastraum ablichtete. Gesagt wurde aber nichts.
Nach angenehmer Wartezeit wurde unsere Vorspeise serviert. Außerdem erhielten wir eine große Pfeffermühle zum Nachwürzen. Der Koch hatte ein geriffeltes Messer beigelegt, was ich sehr umsichtig fand. Das Bruschetta mit Tomate und Mozzarella bestach schon durch seine Präsentation: frische Zutaten, appetitliche Farben, alles auf einer krossen Brotscheibe serviert. Die Tomatenwürfelchen fruchtig, der Mozzarella hübsch anzusehen, ordentlich Knoblauch und hochwertiges Olivenöl auf nicht durchgeweichtem Weißbrot, garniert mit duftendem Basilikum. Wenn es doch nur immer so wäre und auch so lecker schmecken würde. Ich fand es super! 4 Sterne.
So, was nun mit meinem überflüssigem Besteck? Ich erwartete irgendwie nicht, dass ich neues Besteck bekommen würde und behielt es. Ich finde es im Zeitalter der Gastrospülmaschinen wirklich fürchterlich, wenn ich beim Essengehen kein neues Besteck für jeden Gang bekomme. Bitte ändern!
Wortlos und ohne Nachfrage, ob es geschmeckt hätte, wurde unser Bruschettatellerchen abgeräumt. Ich war etwas sprachlos und hätte gerade vom Chef mehr erwartet. Natürlich hatte ich bemerkt, dass selbst um diese Uhrzeit noch viel zu tun war. Jedoch leerte sich der Gastraum auch zusehends und genügend Zeit, um mit Stammgästen zu schäkern und den einen oder anderen Digestif aufs Haus auszugeben, blieb anscheinend auch. Naja...
Wir amüsierten uns trotzdem und widmeten uns unserem Wein. Wir konnten aber nicht umhin zu bemerken, dass der Service anscheinend ein wenig das Interesse an uns verloren hatt. Lag es an meinen Fotos? Oder verzehrten wir nicht genug?
Bald darauf wurden Löffel eingedeckt und wir durften den Hauptgang unser Eigen nennen:
Oh ja, das sah hervorragend aus! Mir lief sozusagen das Wasser im Mund zusammen!
Schatulle dello Zar (Weiße-grüne Tagliolini mit Krabben, Schinken und Champignons in feiner Curry-Sauce): Ich hatte dieses Gericht noch nie gegessen, aber schon beim Aussuchen frohlockte ich ein wenig. Ich liebe jede Art von Bandnudeln und fand die Zusammenstellung ganz famos. Nudeln machen ja bekanntlich auch glücklich. Die Nudeln waren perfekt al dente gekocht, die Krabben reichlich verteilt. Dazu feingeschnittene, frische Champignons, saftiger Schinken ohne Fettrand und eine würzige Currysahnesoße! Ich habe wie immer viel zu schnell gegessen, weil es mir so unglaublich gut geschmeckt hat. Volle Punktzahl und Kompliment an den Koch! 5 Sterne.
Tagliatelle al Salmone (Tagliatelle mit Lachs in Rosé-Basilikum-Soße): Ich habe probiert und auch wenig Lachs geschmeckt. Meine Mutter vermisste ebenfalls den Lachs und das Basilikum und fand die Nudeln etwas matschig. Die Portion war ziemlich groß und sie hätten wohl auch weniger Nudeln gesättigt. Die Soße hätte für sie auch ein wenig mehr Sahne und weniger Tomate enthalten können! 3 Sterne.
Alle Gerichte waren appetitlich angerichtet und angemessen portioniert. Somit vergebe ich gerne 4 Sterne für diese gute Küchenleistung. Ich bin überzeugt, dass man hier auch sicherlich gut Fleisch- oder Fischgerichte ausprobieren kann.
Mittlerweile war es schon ziemlich leer geworden und wir zählten zu den letzten Gästen. Ob das auch rechtfertigt, dass man um Punkt 22 Uhr die Musik ausschaltet, obwohl meine Mutter noch die Hälfte ihres Hauptganges vor sich stehen hatte und aß? Ich bezweifle es! Wir hatten das starke Gefühl, dass das Serviceteam uns jetzt gerne zügig verabschieden wollte. Meine Mutter fühlte sich auf jeden Fall gehetzt und das geht gar nicht. Darauf muss man achten! Wir haben uns schließlich nicht um 4 Uhr morgens nach 15 Kölsch noch die zehnte letzte Runde erbeten.
Wiederum wurden wir beim Abräumen nicht gefragt, ob es geschmeckt hätte. Vielmehr machte der Herr eine Aussage, dass es geschmeckt hätte, der wir dann beipflichteten und meinte, er wüsste das. Ähm ja. Ich sehe es auch so, dass man sich der Stärken der Küche bewusste sein sollte. Es sollte dem Gast aber selbst überlassen werden, wie er sein Essen beurteilt!
Mit den letzten Stammgästen wurde noch herumgealbert. Ein offensichtlicher Stammgast erhielt um 22.30 Uhr sogar noch eine Pizza, die er allein vor einer Zeitung verspeiste (ich stelle mal die Vermutung auf, dass er immer zu dieser Zeit als Single nach der Arbeit die gleiche Pizza dort isst). Wir wurden nicht mehr berücksichtigt. Bösartig meinte ich zu meiner Mutter, dass die Kaffeemaschine bestimmt schon sauber wäre und just in diesem Moment legte die Dame hinter der Theke das Küchenhandtuch auf die Maschine. Sollte ich biestig sein und noch einen Cappucino bestellen, um sie zu ärgern? Um uns wurde sich sowieso nicht mehr gekümmert. Dafür lungerten vier sichtlich gelangweilte Servicekräfte samt Chef in der Nähe der Theke herum und tranken ihr Feierabendgetränk. Sorry, ich sehe das auch, obgleich man Colagläser benutzt. Auch, wenn das Getränk durchsichtig ist. Das kann man machen, wenn kein Gast mehr da ist. Das muss nicht vor den Gästen sein!
Meine Mutter hätte noch sehr gerne einen viertel Liter Wein für uns bestellt und ich vielleicht nochmal einen Blick auf die Dessertauswahl geworfen. Trotz mehrmaligem Blickkontakt kam niemand auf die Idee, uns noch etwas anzubieten. Gut, dann eben nicht und wir gingen nach Hause. Der Chef deckte mittlerweile nebenher einige Tische mit frischen Tischdecken etc. neu ein.
Wenn man uns nicht bedienen will, dann gehen wir eben!
Beim Bezahlen versah sich meine Mutter (keine Brille!) und hätte fast 4,90 € Trinkgeld gegeben. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht und das Trinkgeld sehr zum Unwillen des Chefs nach unten korrigiert. Anscheinend muss man sich hier die Gunst und den konstant freundlichen und aufmerksamen Service erkaufen! Schade! Der Abend hatte doch so gut begonnen! Vielleicht muss man hier auch einfach früher hingehen? Ich weiß es nicht! Oder braucht man mal wieder keine neuen Gäste, weil die Stammgäste sowieso genügend Geld in die Kasse spülen?
PLV
Die Preise sind für eine gute Küchenleistung und mittelmäßiges Ambiente angemessen. An konstanter Serviceleistung muss noch gearbeitet werden. 3 Sterne.
Sauberkeit
Die Toiletten waren sauber. Sonst gab es nichts zu bemängeln. Die weißen Überdecken werden nach jedem Gast gewechselt. 4 Sterne.
Fazit
An der Sauberkeit und dem PLV gibt es nichts zu meckern, das Ambiente muss man mögen. Das Essen war sehr lecker, der Service hat mich mit fortschreitendem Abend aber immer mehr enttäuscht. Man bekommt sicherlich die gleiche Leistung in vielen anderen italienischen Restaurants in Köln, deshalb keine Empfehlung, hier unbedingt zu essen. Kann man machen, muss man aber nicht. Mir hat das Essen super geschmeckt, vielleicht gibt es ja nochmal eine Chance in ein oder zwei Jahren...