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Vom Gusto mit derzeit 6 Pfannen + Pfeil ausgezeichnet und vom Gault Millau, wenn er das „Gruber’s“ aufgeführt hatte, zuverlässig in der 14-15 Punkte-Kategorie, gehört das Restaurant zweifellos zu den besseren Adressen in der Domstadt. Dennoch hat es bisher mit einem Besuch nie geklappt, was sicher nicht am „Gruber’s“ selbst lag, sondern daran, dass die österreichische Kernkompetenz im eigenen Stadtteil mehr als gut repräsentiert ist.
Aber alles fängt ja irgendwann mal an und so starten wir unsere Erfahrung eben mit dem Take Away Angebot.
Das bietet neben etlichen À la carte-Gerichten, die zum größten Teil auch zum Sebstaufwärmen bestellt werden können, auch ein Menü in drei oder vier Gängen (39,-€ / 50,-€), das einen guten Querschnitt durch das Sortiment der Küche verspricht.
Die Komponenten sind überwiegend vakuumiert und neben den Bezeichnungen auch mit entsprechenden Zahlen versehen, so dass klar ist, was zu welchem Gang gehört. Die Anleitung dazu befindet sich mit Anrichtevorschlägen auf der Homepage. So hat man zumindest eine Idee, wie die Gerichte anschließend aussehen könnten. Und da das bei der Vorauswahl bereits einen sehr attraktiven Eindruck machte, gab es auch den Ausschlag für die Bestellung.
Allerdings sind die Beschreibungen insgesamt doch sehr rudimentär und lassen auch Freiraum für eigene Gestaltung.
Die Komponenten
Zum Start gibt es ein kräftiges und kompaktes Sauerteigbrot. Davon haben wir auch am nächsten Tag noch den halben Laib. Etwas aufgewärmt macht es sich sehr gut mit dem leider nicht näher beschriebenen Aufstrich. In Österreich gehören derlei Aufstriche ja zur Frühstücksgrundausstattung. In einem Wiener Hotel hatten wir auf einem ohnehin fabelhaften Buffet mal mindestens ein Dutzend verschiedener Sorten. Dieser hier hat eine sehr tomatige Note, etwas Ei mache ich aus, vielleicht auch etwas Frischkäse. Allerdings ist das alles so dermaßen luftig aufgeschlagen, dass es auch eine angereicherte Tomatenbutter sein könnte. In jedem Fall ist das sehr lecker.
Brot & Aufstrich
Bei der Vorspeise tun sich die ersten Fragen auf. Die Anleitung sagt: „Anrichten wie auf unserem Foto oder nach freiem Ermessen“. Grundsätzlich kein Problem, aber neben der gebeizten Lachsforelle gibt es im Beutel auch noch ein Tatar. Das allerdings findet sich nicht auf dem Foto. Und dann ist da noch ein kleines Schälchen mit einer Art Dressing, auch nicht näher beschriftet. Leider ist auch nicht klar, wofür das gedacht ist. Wir machen damit den Erbsen-Kaiserschotensalat an, das Tatar bekommt auch noch ein Löffelchen ab und auch die gebeizte Lachsforelle glänzen wir damit noch mal ab. Schaden tut es ihnen nicht.
Denis Steindorfer hat offenbar ein Faible für Cremes und daher sind etliche in kleinen Spritzbeuteln vorbereitet, um Tupfen zu setzen. Vor allem beim Fisch, der eine schöne, feste Konsistenz aufweist, kommen Erbsencreme, Sauerrahm und ein Limettengel zum Einsatz. Zusammen mit dem Tatar und dem Wasabi-Crunch ergibt sich ein in der Tat sehr schönes abwechslungsreiches, modernes Gericht mit cremigen und säurebetonten Akzenten, das mir so auch im Restaurant gut gefallen hätte.
Gebeizte Lachsforelle / Erbse / Limette / Sauerrahm
Deutlich einfacher gestaltet sich die Kürbis-Kokossuppe, die nur mit Croutons und Kürbiskernen getoppt wird. Diese hier ist indes ist eine schöne Variante der ansonsten schon etwas ausgelutschten Kürbiscremesuppe durch eine leicht exotische und fruchtige Note.
Kürbis-Kokossuppe
Für den Hauptgang sind ein paar Handgriffe mehr nötig. Die Lammhaxe wird mit der Jus im Topf erwärmt, ebenso das Paprikaragout. Im Backofen wird bei niedriger Temperatur das Lammfilet erwärmt. Aus der Beschreibung ist leider nicht ersichtlich, ob das Filet aus dem Vakuumbeutel befreit werden soll oder nicht, auch nicht wie lange es erwärmt werden soll. Da es noch arg blutig erscheint, brate ich es noch etwas nach. In der Pfanne werden die Polentataler und die Paprikaringe gebraten. Mit Paprikacreme und Dörrmarille wird der Teller komplettiert.
Das Gericht ist in sich ausgesprochen stimmig komponiert, vereint Geschmortes und Kurzgebratenes. Auch die Paprikavariation fügt sich in den mediterranen Kontext perfekt ein, ebenso wie die übrigen Komponenten. Die Jus ist sehr konzentriert, nahezu klebrig und von intensivem Geschmack. Das ist für einen Take Away-Gang schon recht anspruchsvoll und zudem ausgesprochen köstlich.
Geschmorte Lammhaxe / Rosa Lammrücken / Dörrmarile / Paprika / Polenta
Das Dessert markiert klassisches österreichisches Patisserie-Handwerk. Die Kaffeeschnitte besteht aus einer leichten Mousse auf Biskuit und mit Geleeschicht und Knusper. Dass der Biskuitboden abends schon recht durchgefeuchtet ist und die Knusperschicht auch schon etwas gelitten hat, ist sicher der Tatsache geschuldet, dass bei einem Take Away und Verzehr erst nach mehreren Stunden nicht mehr die optimalste Qualität zu erwarten ist. Geschmacklich ist das aber trotzdem noch sehr überzeugend und mit dem Zwetschgenröster und dem Zwetschengel erhält die Schnitte eine sehr passende Begleitung. Abgesehen davon sind wir froh, die Schnitten mehrere hundert Kilometer einigermaßen unfallfrei nach Hause gebracht zu haben und ansonsten nur eine leichte Schieflage zu beklagen haben.
Kaffeeschnitte / Zwetschke / Haselnuss
Einige Petit Fours
Petit Fours
beenden ein Menü, das uns qualitativ überzeugt hat und in dem uns vor allem gefallen hat, wie durchdacht, aufwändig und stimmig die Gänge konzipiert waren. Damit muss sich das „Gruber’s“ nicht hinter höher bewerteten Restaurants verstecken. Dieses Menü kann da gut mithalten und ist seinen Preis allemal wert.
Erfreulich auch die Tatsache, dass zum Mitnehmen zahlreiche österreichische Weine zu sehr günstigen Preisen angeboten werden, die zum Teil sogar unter Handelspreisen liegen. Sie werden auch unseren Abend gekonnt begleiten.
Die Weine
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog:
http://tischnotizen.de/grubers-restaurant-koeln/