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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat Restaurant Schaarhörn im Badhotel Sternhagen in 27476 Cuxhaven bewertet.
vor 1 Jahr
"Schöne Scholle mit ausgezeichneter Aussicht"
Verifiziert

Geschrieben am 19.07.2023 | Aktualisiert am 17.01.2024
Besucht am 25.06.2023 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 160 EUR
Bei unserem spontanen Kurz-Trip nach Cuxhaven hatte ich eine Idee für das Mittagessen im Hinterkopf. War doch dem Sterneck (damals noch mit 2 Sternen ausgezeichnet) einst meine erste Restaurant-Kritik beim ehemaligen Gastro-Portal gleichen Namens gewidmet. Wie fein, dass letztmalig vor der Sommerpause im Fine-Dining-Bereich noch ein Sonntags-Lunch angeboten wurde. Dachte ich. Aber ach, die nur drei bespielten Tische waren schon lange ausgebucht und auch meine Hoffnung auf eine kurzfristige Absage wurde nicht erfüllt.

Dann also in das Zweitrestaurant Schaarhörn, in dem gehobene norddeutsche Küche Programm ist. Für den Ausblick über das Watt auf die Welt-Schifffahrtsroute Außenelbe macht das eigentlich keinen Unterschied, sind die beiden Räume doch benachbart an der Wasserseite des Badhotels Sternhagen gelegen. „Eigentlich“, weil sich nur vor dem Schaarhörn noch eine Terrasse anschließt, auf der ein eifriges Kommen und Gehen von Gästen herrschte. Die Hölle, das sind die anderen? Nein, so schlimm war es dann doch nicht. Wir waren ja nicht nur zum Meer gucken  gekommen (War eh gerade weg…), sondern auch zum Genießen. Das kann man in einer sehr  „gediegenen“ Atmosphäre im Sternhagen. Geht es nebenan im Sternerestaurant biedermeierlich zu, dürften sich im gutbürgerlichen Bereich Fans der frühen 90er wohl fühlen: Viel kirschfarbenes Holz, blaue Teppiche, Spiegel und poliertes Messing. Im Foyer des Hotels vervollständigt mit Marmor. Indes: Alles hervorragend in Schuss und somit perfekt zum Stil des Hauses passen, das sein sicherlich zahlungskräftiges, sicherlich nicht jugendliches Stammpublikum nach wie vor mit einer sehr höflichen Gastfreundschaft empfängt, beginnend mit den auch schon etliche Jahre zählenden Hausdienern, die das Gepäck vom und zum Auto tragen.

Im Restaurant dagegen eine junge, nichtsdestoweniger freundliche, engagierte und fachlich versierte Service-Crew, an deren Leistung es überhaupt nichts zu bemängeln gab. 

Während wir uns den rotfruchtigen alkoholfreien Aperitif des Monats (9,5€) schmecken ließen, machte die Küche schon mal mit zwei kleine Grüßen auf sich aufmerksam. Ein kleines, nicht zu trockenes Stück Petersfisch auf einem Fenchel-Mango-Salat und einem Klecks Remoulade, die zumindest teilweise selbstgemacht schien, war ein knackiger Einstieg und eine kühle Gemüse-Velouté punktete mit feiner Muskatnote. 



Zweierlei knuspriges Baguette mit Butter und einer leichten Basilikum-Crème war auch nicht verkehrt; die Variante mit grünen Oliven hatte die Nase vorn. 


Beim ersten Gang waren wir uns noch einig: Garnelen-Croustillant und gebratene Jakobsmuschel klangen ebenso verheißungsvoll wie ein asiatisch anmutender Mango-Papaya-Spargel-Salat (22€).
Die beiden mittelgroßen Shrimps waren mit reichlich Engelshaar umwickelt und kurz gebacken worden. Das knusperte hübsch. Geschmacklich okay und noch hinreichend saftig. Die recht kleine Jakobsmuschel mit Beurre Blanc hatte eine schöne Röstung. Sie war wohl etwas zu lange der Hitze ausgesetzt gewesen, denn selbst meine beste Ehefrau von allen meinte, sie habe schon bessere gehabt. Auch der Salat blieb leicht hinter den Erwartungen zurück, denn die asiatischen Aromen konnten sich nicht wirklich bemerkbar machen. Indes, er war frisch und die Zutaten - namentlich die Mango - reif, also durchaus schmackhaft.


Trotz der vielleicht doch etwas überholten Tupfen-Optik (Mango-Gel) ein hübsch anzusehender Teller und ein guter Gang, nicht mehr und absolut nicht weniger. 

When you‘re in Rome, do like the Romans - also musste an der Nordseeküste zum Hauptgang Scholle her - nach Büsumer Art mit viel Krabbenfleisch, Speck und Zwiebeln (33€). Auf die enthusiastische Empfehlung des Obers entschieden wir uns zudem für Bratkartoffeln; in solchen Häusern für mich sowieso ein must-have. Meine Frau ließ sich den Matjestopf für 24€ schmecken und war jedenfalls voll Lobes. Dazu tranken wir alkoholfreies Bier: Das Paulaner meiner Begleitung schlug mit 5,9€ zu Buche; für mein Jever Fun waren 4,5€ zu berappen. Allerweltsbiere zu Touristenpreisen.

Auch beim Hauptgang war die Optik eine helle Freude, schon der sehr gute Beilagensalat mit gehäuteten Tomaten - bunt, knackig, voller Geschmack mit einer leichten, sahnigen Sauce, der das frische Gemüse nicht zuklatschte, sondern wunderbar ergänzte. 

Ein perfekter Salat - selten, dass ich das sage!

Optisch stand die Scholle dem gesunden Begleiter in überhaupt Nichts nach: In der Pfanne goldbraun gebraten, dickfleischig, gerade durch, typischer Geschmack des Plattfisches.

Wirklich 1a, kannste gar nichts anderes sagen! 
Auf dem Fisch tummelte sich eine großzügige Menge Nordseekrabben, die allerdings geschmacklich einen Umweg über Marokko (zum Pulen) nahelegte. Da war der nicht zu fette Speck und vor allem die ohne Farbe anzunehmen auf perfekten Garpunkt und Süße geschmorten Zwiebelwürfel noch deutlich besser. Etwas Frühlingszwiebeln für den Biss - bis hierhin ein perfekter Fischteller. Und sehen die angepriesenen gebratenen Erdäpfel nicht perfekt aus? 


Waren sie auch! Sicher gewesen, nur leider nicht mehr, als sie stilvoll in der Silberschale an unseren Tisch kamen… Irgendwo mussten sie eine zu lange Standzeit gehabt haben. Teilweise nur noch lauwarm und die wunderschön gebräunten Stellen überwiegend schon wieder schon hart statt knusprig. Wie überaus traurig, man merkte, was das für ein Kaliber gewesen war. Immerhin noch mit tollem Röst- wie Kartoffelgeschmack gesegnet, gemischt mit wenig Speck und Zwiebeln, die etwas mehr Hitze gesehen hatten und vor allem sauber entfettet. Allein, um der Küche eine zweite Chance auf den Platz im Bratkartoffel-Olymp zu geben, reizt der Weg nach Cuxhaven!

Und besonders seitdem ich weiß, dass im Schaarhörn der Dessert-Verächter mit einer kleinen Käseauswahl verabschiedet wird, deren Plating erneut Applaus verdiente. 


Nachdem sich die noch sehr junge Service-Fee überzeugen ließ, dass in der Mitte sicherlich kein Roquefort, sondern vermutlich Parmesan auf den Genießer wartete (was ihr die Küche bestätigte), freute ich mich, dass auch der Brillat Savarin und ein Delice de Pommard rechtzeitig aus der Kühlung gekommen waren. Neues Brot wurde ebenfalls angeboten. Ein rundum gelungener Abschluss, zu dem statt des vorgesehenen Rotweins auf meine Bitte hin ein Süßwein serviert wurde (als Kombi 18€). Über die Vanillecréme (12€) hörte ich von der anderen Tischseite keine Klagen. 

Alles in allem hat das Schaarhörn überzeugt. Bis auf leichte Schwächen sehr gute regionale Küche, deutlich oberhalb eines vergleichbaren Angebots im Landgasthof. Aber das will das Badhotel Sternhagen nun wirklich nicht sein. Ob das Gesamtpaket einschließlich Ausblick die schon kräftigen Preise wert ist, muss jeder Gast für sich entscheiden. Uns hat’s gefallen, aber das Sterneck bleibt weiterhin Ziel. 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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