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Leicht fällt dieser Schritt beiden nicht. Jürgen Bretschneider macht da auch keinen Hehl draus. Die Mühle ist nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Zuhause. Der Blick früh aus dem Fenster ins Tal auf die große Wiese, auf der sogar mal Mufflons grasten, das stete Rauschen des Wasserrades, die netten Gespräche mit den Gästen – das alles wird ihm fehlen. „Aber es muss ja sein und wir sind froh, dass wir jemanden gefunden haben, der die Mühle weitermachen will“, sagt er. Und das ist die gute Nachricht. Es gibt neue Besitzer, das Ehepaar Werner aus dem Meißner Raum, das die Mühle weiter für Gäste öffnen will.
Darüber freuen sich Bretschneiders sehr. Die Wirtsleute sind beide 62. Vor zwei Jahren haben sie begonnen, nach Nachfolgern für sich zu suchen. Doch das erwies sich als schwierig, einmal sprangen Interessenten vier Stunden vor dem Notar-Termin ab. Der Zufall brachte ihnen schließlich den Ofenbauer Mathias Werner und seine Frau Stefanie, die eine Töpferei betreibt, ins Haus.
Zusammen mit ihren beiden Töchtern, vier und sechs Jahre alt, freuen sie sich schon sehr auf ihr neues Zuhause. „In der letzten Aprilwoche wollen wir starten“, sagt Stefanie Werner. Mit hübsch gestalteten Karten werben sie bereits für Mühlencafé und Wanderherberge. Auch eine Internetpräsenz gibt es schon. Nach einer kurzen Pause im März und April werden Wanderer und Übernachtungsgäste wieder vor offener Tür stehen. Über diesen glücklichen Ausgang ihrer Suche sind Brettschneiders froh. Sie sind auch gern bereit, Familie Werner zu helfen, wo immer sie können. Weit haben sie es nicht, wenn ihre Hilfe gebraucht wird, denn in ihrem Zuhause in Hermsdorf sind sie quasi die nächsten Nachbarn der Mühle. „Es ist schön, die Familie Bretschneider an unserer Seite zu wissen“, sagt Frau Werner.
Schließlich kennen die Noch-Wirtsleute die Mühle in und auswendig. Ihr Start vor 26 Jahren war aber ein ungleich schwerer, als ihn Werners heute haben. Die Mühle, damals noch Eigentum der Gemeinde Reichenau, bot einen traurigen Anblick. Bei einigen Sanierungsarbeiten half die Gemeinde mit Fördermitteln. Viel mussten der Bautischler und Köchin aber auch selber stemmen. Sie brachten die Fassade in Ordnung, ließen in einigen der Gästezimmer Dusche und WC einbauen und steckten viel Geld in die Erneuerung von Kamm- und Wasserrad. Aus Gästen wurden bald Stammgäste, manche kommen schon seit 26 Jahren immer wieder. „Wir sind unseren treuen Gästen sehr dankbar“, sagt Ingrid Bretschneider, die aber auch des Lobens voll ist über die Mitarbeiter auf Zeit, die immer eingesprungen sind, wenn in der Mühle Hilfe gebraucht wurde.
Viel haben Bretschneiders in den 26 Jahren im Gimmlitztal erlebt. Schönes, wie die Fernsehdrehs, bei denen die Weicheltmühle stimmungsvolle Kulisse war, oder auch den 200. Mühlengeburtstag mit ganz vielen Gästen. Jürgen Bretschneider erinnert sich aber auch an den Ärger, denn es gab, weil die Autos von Gästen von einer Schneelawine begraben wurden. Trotz mehrfacher Warnung hatten sie die Fahrzeuge am Scheunendach stehengelassen.
Was sie nun tun werden? Am Grundstück in Hermsdorf gibt es immer Arbeit, sagt Ingrid Bretschneider. Außerdem sei jetzt auch mal eine längere Reise drin, für die vorher weder die Zeit noch die Muße war. Und sie will sich endlich mal mit Computer und Internet beschäftigen. Das ging im Gimmlitztal nicht, weil hier schlicht kein Netz anlag.
(C) SZ DW Regine Schlesinger