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Auf das Frühstück hatten wir verzichtet. Stattdessen zog es uns nach einem Abstecher zum hübsch angelegten Spielplatz Zwergenland im Stadtteil Stadtfeld-Ost in das erst ein paar Wochen zuvor neu eröffnete, türkische Restaurant Izgaram, das seit dem 1.April in den Räumlichkeiten des ehemaligen Hotels Grüner Baum residiert.
Das machte schon von außen einen sehr gepflegten Eindruck, der sich beim Eintritt in das freundlich-helle Innere des Lokals auch bestätigen sollte.
Gastraumimpression 3
Die beiden Betreiber, Herr Özgür Izik und sein Sohn Algünerhan, begrüßten uns herzlich und machten auch in der Folgezeit vieles richtig. Kurzum: sie schmissen den Service mit Herz, Humor und viel Engagement. Wir hatten jederzeit den Eindruck, dass sie sich den Anliegen ihrer Gäste gerne annehmen.
Wir hatten die Wahl, unser Mittagessen entweder auf der mit reichlich Sonnenschirmen ausgestatteten Außenterrasse oder im deutlich kühleren Gastraum einzunehmen. Wir entschieden uns gegen die Mittagshitze und zogen es vor, drinnen zu speisen. Dort durften wir uns einen Tisch aussuchen. In unmittelbarer Nähe zur hohen Fensterfront ließen wir uns nieder und blickten vergnügt nach draußen auf die lebhafte Ernst-Reuter-Allee.
Gastraumimpression 2
Nicht weit von uns entfernt glühte die Holzkohle des mit Gemüse und diversen Fleischspießen ausgestatteten Grillrosts. Der Abzug musste gut funktionieren, denn der sonst übliche Grilldunst hielt sich doch stark in Grenzen. Es herrschte weder dicke Luft im Lokal, noch roch unsere Kleidung nach dem Besuch des Izgaram. Also auch in Sachen Raumklima eine sehr angenehme Erfahrung.
An den Wänden hingen großformatige, auf Leinwand gezogene Heimatimpressionen vom Bosporus und der türkischen Riviera.
Gastraumimpression 1
In der Vitrine auf der Theke stapelten sich eindrucksvoll die mit Lamm- und Hähnchenfleisch bestückten Spießgesellen in Erwartung der „glodernden Lut“ (E.Stoiber-Gedächtnis-Versprecher…).
Spießgesellen unter sich
Wir saßen bequem auf mit Kunstleder überzogenen Polsterstühlen bzw. Wandbänken und bekamen bald den sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfassten Speisenplan ausgehändigt. Was da alles hinter Klarsichtfolie an türkischen Frühstücksoptionen gelistet war, beeindruckte mich. Neben den angebotenen Grillgerichten, die überraschenderweise ganz ohne Drehspieß auskommen, wird hier völlig dönerfrei auf „Kahvalti“ gesetzt. Und das mit so viel Gratis-Schwarztee wie der Gast mag.
Türkischer Tee aus dem Caydanlik
Das klang derart sympathisch, dass meine Frau einmal mehr im Vegetarischen ihr spätes Frühstücksglück („Vejetaryen“, 9,90 Euro) suchte. Mir war dagegen eher nach einem Grillfleischgericht zumute. Eine Portion Zigarrenbörek („Sigara Börek“, 5 Euro) durfte es für mich als bekennenden Nichtraucher schon sein. Beim Hauptgericht erhielt der von dünnem Fladenbrot umwickelte Lammhackspieß namens „Adana Dürüm“ (10 Euro) den Vorzug vor Iskender, Lammkoteletts und Co.
Eine kleine Apfelschorle (0,3l für 2,90 Euro) und ein Wernesgrüner Pils vom Fass (0,5l für 4,90 Euro) wurden zeitnah geliefert. Neben Raki, Efes aus der Flasche und dem erwähnten Fassbier waren noch ein gutes Dutzend türkischer Rot- und Weißweine – sowohl offen als auch in der Flasche – im vielseitigen Getränkerepertoire aufgeführt. Das ist in solchen Läden aufgrund der hinlänglich bekannten religiösen Gründe nun wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Das vegetarische Frühstück und die Zigarrenbörek machten den Anfang. Ersteres wurde auf einem Holzbrett serviert.
Kahvalti "vegetarisch"
Die drei Hauptdarsteller namens Halloumi (gut gegrillt), Haydari (gut gekräutert) und Hummus (gut gekreuzkümmelt) warteten einträchtig nebeneinander in einer dreigeteilten Porzellanschale.
Die beiden Aufstriche ließen sich gut auf das „Simit“ genannte Hefeteiggebäck schmieren. Ein paar eingelegte Oliven sowie Gurken- und Tomatenscheiben gehörten ebenfalls zur türkischen Vesperplatte der fleischlosen Art. Laut meiner Gattin fiel der Halloumi zu gummiartig aus, während die beiden Streich- und Dipp-Pasten von ordentlicher Machart waren.
Auf dem Teller mit den aus knusprigem Filoteig gerollten Zigarrenbörek hatten es sich ebenfalls ein paar Gurken und Tomaten – wenn auch nur scheibchenweise – bequem gemacht. Die schwarzen Oliven im Schälchen gingen postwendend an meine Frau. Auf diese verzichtete ich nur allzu gerne.
Eine Portion Zigarrenbörek
Für lediglich 5 Euro war da ja ganz schön viel auf der Platte. Wobei ich die mit Schafskäse gefüllten Knusperfinger auch schon deutlich saftiger erlebt habe. Die rheinische Redensart „drüsch wie en Zementtütt“ mag die Beschaffenheit dieser türkischen „Trockenbörekauslese“ vielleicht etwas überzeichnen, aber texturell tendierte die spärliche Schafskäsefüllung latent in Richtung Wüste „Gazi“. Na wenigstens war der Knusperfaktor des Teigmantels entsprechend hoch.
"Trockenbörekauslese"
Damit die in Fladenbrot gepackten Adana-Spießlinge nicht zu schnell auskühlen, hatte man um die Kebap-Wraps noch Alufolie gewickelt.
Solides Fingerfood: Adana Dürüm
Sie ließen sich dadurch ganz passabel mit den Händen futtern.
Ein gut gegrillter Lammhackspieß kann dir den Tag retten
Einziges Manko, aber darauf hätte ich ja im Vorfeld hinweisen können, war der für meinen Geschmack viel zu hohe Salatgurkenanteil bei den das Grillfleisch begleitenden, miteingepackten Frischemaßnahmen. Das verdarb mir ein wenig den reinen Lammgeschmack der wirklich tadellos gegrillten Hackfleischbrocken.
Beim nächsten Mal dann eben gleich bei der Bestellung die Gurke zur „legumina non grata“ erklären und den Lammhackdürüm in vollen Zügen genießen. Würde ich mal wieder in die Nähe des Magdeburger Bahnhofs kommen, wäre ich einem Wiederholungsbesuch durchaus nicht abgeneigt. Köfte, Gözleme oder bei großem Hunger auch gerne die Izgaram-Grillplatte mit dem vollen Programm vom Holzkohlegrill wären hier sicherlich auch eine Bestellung wert.
Ich wünsche den beiden sympathisch-geschäftstüchtigen Betreibern jedenfalls alles Gute bei ihrem Konzept einer türkischen Küche, die fernab von banaler Drehspießsäbelei und ödem Dönertum die Herzen echter Grillfleischfreunde (Holzkohle!) höher schlagen lässt. Da braucht es dann auch kein Chianina oder Kobe aus Kagoshima aus dem Trockenreifer, um gesättigt und mit gutem Grillgewissen den Anschluss-ICE nach Bremen zu kriegen…