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„Sein“ oder „Nicht-Sein“ (=Margarete)? – das ist in der Karlsruher Scheffelstraße seit Juli 2022 eine rein kulinarische Frage. Denn direkt neben der zweifach besternten Spitzenküche des Thorsten Bender hat dieser eine Bistro-Version seines Gourmetrestaurants eröffnet. Bistroküche mit Ambition, bezahlbaren Weinen und einem richtig guten Service? Na klar lässt das auch gestandene Bistronauten von der linken Rheinseite hellhörig werden.
Von einem, der sich in der hiesigen Gastrolandschaft auskennt wie kaum ein Zweiter, bekam ich den Tipp, es bzw. einiges doch einmal bei der guten „Margarete“ zu versuchen. Ein adäquater Mitstreiter aus meinem Wörther Schlemmerzirkel war schnell gefunden und so reservierte ich Mitte Juli einen Zweiertisch im hübsch angelegten Innenhof des nicht mehr ganz so neuen Karlsruher Vorzeigebistros mit dem etwas in die Jahre gekommenen Frauennamen.
Die Karlsruher Weststadt hat sich in den letzten Jahren zu einer wahren Pilgerstätte für Feingaumen entwickelt. Nach der Eröffnung des Bender’schen Gourmetwohnzimmers „Sein“ im Sommer 2017 zog es rund vier Jahre später Küchenchef Christian Mohr aus seinem früheren „Livingroom“ (Sophienstraße) ebenfalls in die Scheffelstraße, wo er im Restaurant Stilbruch (nur ein paar Meter vom „Sein“ entfernt) auch zum Casual Fine Dining bittet. Dies jedoch ausschließlich in Form von vier- bis siebengängigen Überraschungsmenüs.
Mit Fug und Recht lässt sich diese Ecke der badischen Fächerstadt als ihr neues kulinarisches Epizentrum bezeichnen. Um den Herrn Anders auf dem Turmberg ist es ja mittlerweile recht still geworden. Und der High-End-Asiate vom „finen“ Tawa Yama in Durlach wirkt dort eher wie eine gastronomische „Inselbegabung“. Mit dem Bistro Margarete hat die Weststadt nun seit gut eineinhalb Jahren ein schickes Lokal mehr an der Straßenseite. Sollte ich mal „über den Rhein machen“, wäre eine Unterkunft in der Scheffelstraße meine erste Wahl – vorzugsweise im Parterre natürlich…;-)
Entschuldigt für die etwas ausschweifende „Solinger“ Einleitung, aber als kulinarischer Kronprinz des in der Herrenalber Höhe residierenden „Opagastros“ habe ich schließlich in Sachen badischer Hochkulinarik promoviert bzw. mich da mal ein wenig eingelesen…
Erster Teil
Jetzt aber schnell rein in die schicke Bistrobutze – solch eine sympathische „Mäggie“ lässt man schließlich nicht warten!
Da geht's rein!
Kaum drinnen, gleich die erste faustdicke Überraschung: Thomas Fischer, mein früherer Lieblingsservierer aus der Neupotzer Krone, Gehrlein’s Hardtwald bzw. dem Alten Engel zu Speyer begrüßte mich herzlich mit einem Grinsen sowie ein paar netten Worten auf den Lippen. Wie sich doch immer wieder die gastronomischen Wege kreuzen, ist schon verblüffend.
Nicht weniger verblüffend: der Trip über den Rhein würde für die beiden Pfälzer zum kulinarischen Heimspiel werden. Kaum saßen wir draußen neben dem plätschernden Brünnlein empfing uns verklinkerte Karlsruher Hinterhofromantik der entschleunigenden Art.
Das Brünnlein im Hof trug zur entspannten Atmosphäre bei
War es das sanfte Knirschen des Kiesbetts zu unseren Füßen oder die leise Lounge-Mucke aus den Lautsprechern? Keine Ahnung, aber hier ging es einfach sehr entspannt zu und das übertrug sich schnell auf uns.
Lässige Sommerbar in einem lauschigen Karlsruher Innenhof
Je später der Abend, desto lauschiger der Innenhof
Hier lässt es sich im Sommer gut aushalten...
Mein Kollege startete mit einem aus Holunder, Zitrone und Winzersekt gemixten „Margarete Spritz“ (8,90 Euro), der komischerweise überhaupt nicht auf der Rechnung landete, was wir zur späteren Stunde beim Begleichen selbiger jedoch nicht (mehr) bemerkten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die unbeabsichtigte Einladung. Mich gelüstete es nach einem frisch gezapften Waldhaus naturtrüb (0,3l für 4,20 Euro), einem meiner liebsten Gerstensäfte überhaupt.
Erste Durstlöscher
Später gesellten sich noch zwei Tegernseer Helle (auch 4,20 Euro für 0,3l) bei meinem Gegenüber und eine Weißweincuvée vom früheren Kumpel Felix Waldkirch aus Rhodt unter der Rietburg bei mir dazu.
Weißweincuvée vom Waldkirch - eine sichere Bank!
Der vermengt anscheinend gerne die Rebsorten Weißburgunder und Auxerrois, was zu einem durchaus trinkbaren Ergebnis führte. Da taten dann auch die städtischen 5,50 Euro für das falsche Achtel (=0,1l) nicht wirklich weh. Das „laute“ Tafelwasser (0,7l) blubberte für keineswegs unverschämte 5 Euro aus der Karaffe in unsere bauchigen Wassergläser. In Sachen Durstbekämpfung waren wir somit gut aufgestellt.
Während mich das viergängige Menü „Margarete“ für nachvollziehbare 59 Euro am meisten ansprach, orderte mein Kompagnon lieber à la Carte. Zwei meiner vier Gänge entstammten übrigens dem Standardprogramm, das jeweils ein halbes Dutzend Vor- und Hauptspeisen sowie zwei Suppen und drei Zwischengänge listete. Nicht gerade ein schmales Küchenprogramm, selbst wenn man das vegetarische Menü „Grüner Garten“ (4 Gänge für 55 Euro) als Fleischesser gerne mal überliest.
Mein Bruder im Bauche orderte zum Auftakt das Rindertatar mit Pfifferlingssalat und Wildkräutern (18 Euro), um dann seiner Leidenschaft für mit Käse und Schinken gefüllte „Panaditäten“ zu frönen. Dem Cordon Bleu von der Landsau, welches mit Allgäuer Bergkäse und Wacholderschinken gefüllt auf dem Teller landete, konnte er nicht widerstehen. Ausgestattet mit einer Portion Pommes und kaltgerührten Preiselbeeren, belief sich dieses edle Panierstück auf gastfreundliche 21,50 Euro.
Mein Menü eröffnete ebenfalls mit der rohen Rindfleischmasse, schob eine luftig-leichte Pfifferlingschaumsuppe nach, um schließlich mit einem geschmorten Allgäuer Kalbsbäckle für reichlich hausmannsköstliche Momente zu sorgen. Omas Käsekuchen mit Beeren und Eierliköreis durfte da als süßer Rausschmeißer nicht fehlen. Jetzt wisst ihr auch, warum mir die Bestellung des Vier-Gang-Menüs so leicht von den Lippen ging. Das klang nicht nur alles verdammt lecker, es sollte auch so schmecken.
Davor grüßte freundlich die Küche mit einer eiswürfelkalten Gurkenkaltschale zum Amuse.
Mit Dillöl verfeinerter Gurkensalat in flüssiger Form
Der mit Dillöl verfeinerte, flüssige Gurkensalat schmeckte selbst einem fanatischen Salatgurkenvermeider wie mir. Dazu reichte man ein sensationell knuspriges Roggen-Ruchbrot von der traditionsreichen Bäckerei Leonhardt aus Bretten und eine kreisrunde Scheibe Salzbutter aus der Bretagne.
Ein Knusperbrot der Extraklasse
Bretonische Salzbutter
Nachvollziehbar, dass man für solch hochwertige Brot- und Butterprodukte im Nachservice 5 Euro extra verlangte.
Der jungen Dame, die den guten Herrn Fischer an diesem Abend im Service unterstützte und uns hauptsächlich bediente, fehlte es zwar an fachlicher Perfektion, konnte aber mit ihrem jugendlichen Charme kleinere Schludrigkeiten gekonnt wettmachen, was ganz nebenbei zu einigen unterhaltsamen Gesprächen führte. Etwas mehr Enthusiasmus für ihr Tun hätten wir uns zwar gewünscht, schmälerte unsere Zufriedenheit am Tisch jedoch nicht im Geringsten.
So richtig los ging es mit dem akkurat aufs Porzellan gebrachten, natürlich handgeschnittenen Rindertatar, bei dem ich keinen Unterschied bei der Portionsgröße zwischen Menü- und À-la-Carte-Angebot ausmachen konnte.
Rindertatar mit Pfifferlingssalat und Wildkräutern
Das süffig angemachte Schabefleisch vom Rind wusste mit locker-mürber Konsistenz zu überzeugen. Besonders seine fast schon unverschämt köstliche Senfnote, brannte sich tief in mein Gaumengedächtnis ein.
Klassisch, köstlich, senfig! Das famose Rindertatar
Aber auch die angenehm säuerlich-würzigen Pfifferlinge feinster Sortierung machten Spaß und ergänzten diese sommerliche Vorspeise auf subtil erdig-pfeffrige Art und Weise.
Pfifferlinge von Format
Ein rundum gelungener Start, der mit röschem Brot und gepickelter Zwiebel auch seine knackigen Momente hatte.
Dann pausierte mein Kollege während ich mir ein tadellos abgeschmecktes, geschmacksintensives Pfifferlingschaumsüppchen als Zwischengang gönnte.
Pfifferlingschaumsüppchen mit ordentlicher Pilzeinlage
In jener gelungenen Umami-Brühe wurde nicht mit frischer Pilzeinlage gegeizt. Weit weg von einer totgesahnten Terrine, war das eine durch und durch überzeugende Frühsommersuppe, die der Saison zur Ehre gereichte.
Es folgten unsere beiden nicht gerade schüchtern portionierten Hauptgänge. Von der Dachpanade des Cordon Bleus meines Tischgenossen grüßte keck ein Häuflein frittierter Petersilie.
Ein stattliches Panierstück!
Auch seine Pommes machten einen wohlfrittierten Eindruck. Neben den im Schälchen servierten Preiselbeeren hatte man zusätzlich einen mit Dill verfeinerten Gurkensalat im Brunoise-Cut auf die Platte gebracht. Der Zitronenschnitz zum Paniersdelikt durfte da natürlich nicht fehlen.
Cordon-Bleu vom Landschwein mit Pommes, Gurkensalat und Preiselbeeren
Mein Schlemmerspezi war übrigens so angetan von der saftigen Landschweinhülle und dessen aromatisch-würziger Käse-Schinken-Füllung, dass er rund zwei Monate später bei unserer Wiederholungstat im September noch einmal das Cordon Bleu orderte. Genauer gesagt, bestellte der alte Redundanzesser mit dem Rindertatar auch die gleiche Vorspeise...
Mein obszön zartes, in zwei Teile geschnittenes Bäckchen vom Kalb duftete herrlich nach feinster Schmorküche.
Bäckchen vom Kalb mit Erdapfelpü
Das wunderbar cremige Kartoffelpüree wurde in „extra-seidig“ geliefert. In der Küche schien man keine Angst vor dem Einsatz von Butter zu haben.
Cremiges Püree sucht zartes Bäckchen zwecks hausmannsköstlicher Vermählung
Gut so! Das junge (Karotten-)Gemüse hatte – wen wundert’s – noch reichlich Knack und die separat im Keramikbecher servierte, tiefgründige Madeirajus ließ meine Geschmacksnerven jubeln.
Mit Madeirajus noch besser!
Zusammen mit dem collagenhaltigen Fleisch und dem sanften Püree gekostet, bedeutete dieser Teller Genuss auf höchstem Hausmannskostniveau.
Wie eine gepflegte Toilette auszusehen hat, konnte ich beim Besuch der Nassräume feststellen. Diese war zwar nicht gerade groß, dafür aber mit ausreichend Frotteehandtüchern ausgestattet. Für mich ein absolutes Gütekriterium im Sanitärbereich. Da verzichte ich doch gerne auf aufbrausende Dryer und Einwegkrepppapier im Faltformat.
Mein Kollege war nach seinem stattlichen Fleischgang froh, kein Dessert mehr bewältigen zu müssen. Auch ich hätte vom Sättigungsgrad her gerne auf den Nachtisch verzichtet. Aber die Oma des Küchenchefs, die mit ihrem Namen für den bald darauf kredenzten Käsekuchen Patin stand (und der wir wahrscheinlich auch den Namen des Bistros zu verdanken haben), wäre sicherlich enttäuscht gewesen, wenn ich ihren saftigen Wonnequader vom Blech abgelehnt hätte.
Für Omas Käsekuchen war noch ein wenig Platz im Magen
Zumal das geschmeidige Eierliköreis selbst für einen noch lange nicht im Ruhestand befindlichen Süßschnabel als zartschmelzende Versuchung in kalt durchging.
Wir waren uns schnell einig, dass dieses Bistro eine absolute Bereicherung für die Karlsruher Gastronomie darstellt und beim abschließenden Plausch mit Herrn Fischer versprach ich eine baldige Wiederkehr.
Zweiter Teil
Diese fand dann auch tatsächlich knapp zwei Monate später statt. Wir erweiterten unseren Genießerkreis um einen Kollegen, dem wir zu großem Dank verpflichtet waren, weshalb wir ihn zu diesem kollegialen Bistroabend einluden. Da er als waschechter „Weststadtler“ nicht weit vom Lokal entfernt wohnt, stand die „Magarete“ als Ort unseres kulinarischen Dankeschöns schnell fest.
Die Wiedersehensfreude war nicht nur bei Herrn Fischer groß. Lediglich das wechselhafte Wetter erteilte einem abermaligen Genuss unter freiem Himmel eine Absage. Dies ließ uns an einem – natürlich zuvor reservierten – Tisch im vorderen Bereich des schlauchartigen Gastraums Platz nehmen.
Urbaner Bistrochic in trendigem "Dark"
Wir saßen äußerst kommod direkt am Fenster mit Blick nach draußen auf die Scheffelstraße und ließen die von stimmiger Beleuchtung und dunklem Mobiliar geprägte, sehr gediegen wirkende Bistrokulisse auf uns wirken.
Schickes Ambiente
Mit den dunkelgrau gestrichenen Wänden, den schwarzlackierten Tischen und den bequemen Polsterstühlen hatte man bei der Gestaltung des Interieurs zweifellos ein urban-schickes Ausrufezeichen setzen wollen, was auf uns jedoch etwas kühl wirkte.
Kontrastiert vom hellen Holzlaminat des Fußbodens, hatte das durchaus seine zeitgemäße Wirkung, aber eben auch eine latent sterile. Gut, dass da die zahlreichen Wand- und Hängeleuchten sowie diverse Spots von der Decke ein gehöriges Maß an Licht ins bistronomische Dunkel brachten.
An jenem Abend Mitte September wurden wir von Herrn Fischer bedient. Seine kompetent-humorvolle Art kam auch bei meinen beiden Kollegen sehr gut an, weshalb wir uns von Anfang an bestens umsorgt und sehr gut beraten fühlten. Beratung war auch notwendig, denn der Neuling am Tisch entpuppte sich als ausgesprochen weinaffin, was bald eine Flasche aus Margarete’s Keller bzw. Weinkühlschrank zur Folge haben sollte.
Wir entschieden uns für den Chardonnay „sl“ (= „sur lie“) vom Pfälzer VDP-Weingut Georg Mosbacher aus Forst. Der auf der Hefe gelagert Wonnetropfen kam gut gekühlt und zu äußerst fair kalkulierten 33 Euro – man rechnet hier anscheinend ganz „oldschool“ mit Faktor 2 – aus der Flasche.
Manchmal muss es ein Chardonnay vom Mosbacher sein
Ein eleganter Chardonnay mit würzigen Aromen und einem komplexen Körper. Für die beiden saisonalen Weißweintrinker am Tisch – einer der Herren hielt sich am Hellen vom Tegernsee fest – genau das richtige nach überstandener Sommerschorle Rosé (8,90 Euro) zum Apero.
Was der Hopfenheld an diesem Abend verspeiste, habe ich ja bereits angemerkt. Rindertatar und Cordon Bleu waren bei ihm von vornherein gesetzt. Mich reizte dagegen das Gebeizte. In diesem Fall war es ein Saiblingsfilet (17 Euro), das es sich - kurz zuvor abgeflämmt - zwischen einem Kopfsalatherz, gepickelten roten Zwiebeln und Radieschen sowie einer unfassbar schmackigen Senf-Dill-Crème bequem gemacht hatte.
Echte, abgeflämmte Saiblingskunst!
Auch ein paar eingelegte Silberzwiebeln waren mit von der ästhetisch angerichteten Partie. Gut, hätte man aus meiner Sicht auch weglassen können. Da bin ich nicht so der Freund von. Das milde Fleisch des Lachsverwandten brillierte hingegen am Gaumen mit seinem subtil jodigen, leicht ins Nussige tendierenden Aroma.
Toller Fischgang - optisch und gustatorisch!
In Kombination mit der Senf-Dill-Sauce lief sein rotes, von nahezu „imperialer“ Qualität zeugendes Fleisch zu echter Hochform auf. Das schmeckt beim „wilden Schotten“ mit dem roten Etikett auch nicht besser – höchstens etwas fetter.
Noch farbenfroher hatte es nur der Kollege mit der Burratina vom Bodensee auf buntem Tomatensalat mit Aprikose (17 Euro) erwischt.
Burratina vom Bodensee auf bunten Tomaten mit Aprikose
Säure, Süße und Schmelz vereinigten sich in dieser sommerlichen Vorspeise auf geradezu kongeniale Art und Weise. Nicht minder gelungen empfand ich ihre Optik. Die Idee, dem weißen Käseballon ein grünes Kresse-Toupet aufsetzen, hatte schon was.
Bei unseren Hauptgerichten gaben wir ein waschechtes Karnivorentrio zum Besten. Neben dem Landschwein-Cordon-Bleu landeten Allgäuer Roastbeef und rosa gebratener Kalbsrücken auf den Tellern. Meine stattliche Tranche vom Rinderrücken wurde von Butterspätzle, wildem Brokkoli und einer traumhaften Pfefferrahmsauce begleitet.
Rumpsteak auf badisch...
Der kolossal saftige Kalbsrücken, für den sich mein Kollege entschieden hatte, tummelte sich zwischen Selleriepüree, Pfifferlingen und einer aromatischen Madeirajus.
Kalbsrücken in "symbadisch"...
Kalb- und Rindfleisch kamen selbstverständlich im gewünschten Gargrad aufs Porzellan und überzeugten mit saftig-zarter Fleischstruktur.
Ein perfektes "Medium"...
Pfifferlinge und Brokkoli hatten dagegen noch leichten Biss und gerieten tadellos. Lediglich bei meinen Spätzle hatte man es mit der Dreingabe von Butter etwas zu gut gemeint. Dafür lobte mein Gegenüber sein Selleriepüree in höchsten Tönen. Beide Teller kündeten von einer schnörkellosen, aber handwerklich nahezu perfekt umgesetzten Drei-Komponenten-Küche, die von köstlichen Saucen herzhaft zusammengehalten wurde.
Dass solche Gerichte – ganz abgesehen von der formidablen Fleischqualität der hier verwendeten Produkte – ihre Preise haben, steht ganz außer Frage. Allein der Aufwand, den eine aus ehrlicher Jus gezogene, ohne jegliche Hilfsmittel auskommende Soße mit sich bringt, verlangt seine pekuniäre Würdigung. Wir empfanden die dafür abgerufenen 33 (Kalb) bzw. 34 Euro (Rind) in jedem Fall gerechtfertigt, da es nicht nur ganz hervorragend schmeckte, sondern uns auch so sättigte, dass die Nachtischfrage beim Zweitbesuch reihum verneint wurde.
Nicht verneinen, sondern kräftig bejahen kann ich die Frage, ob es mir und meinen Begleitern im Bistro Margarete gefallen hat. Dazu trug neben der ganz famosen Küchenleistung vor allem die gute Serviceseele des Hauses, Herr Fischer, bei. Seine von augenzwinkerndem Humor begleiteten Ansagen fanden wir durch und durch sympathisch, was der etwas kühl wirkenden Umgebung mehr Wärme verlieh.
Margarete by night
Fazit:
Bei einem unter der Woche nahezu komplett besetzten Lokal stellt sich die Frage nach der Gästeakzeptanz des kulinarischen Konzeptes nicht.
War gut was los im Bistro
Bei der Auslastung scheint das Konzept des Lokals aufzugehen
Die kleine, aber feine Auswahl an bewährten, mit Sorgfalt und Qualitätsanspruch zu Porzellan gebrachten Hausmannsköstlichkeiten werden auf zeitgemäßem Bistroniveau serviert. Und das in bewusst reduziertem Rahmen. Nicht mehr als drei tonangebende Komponenten befinden sich auf den apart arrangierten Tellern.
Schade nur, dass das nahezu alle Geschmäcker bedienende Speiseprogramm nicht häufiger wechselt. Das mit Sicherheit noch größer werdende Stammpublikum würde sich über etwas mehr saisonale Abwechslung bestimmt freuen. Dies und das meiner Meinung nach etwas zu düstere Interieur des Gastraumes bleiben aber die einzigen marginalen Kritikpunkte an einem ansonsten sehr erfrischenden Bistronomie-Konzept, das die Karlsruher Weststadt kulinarisch weiter aufwertet.