Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Das Happy KitcHen wird, wie man es von asiatischen Restaurants fast jeglicher Ausrichtung inzwischen erwartet, von Vietnamesen betrieben. Die Leute scheinen einfach alles zu können, außer Hochdeutsch, wir sind ja in Baden-Württemberg. Das Restaurant gibt allerdings ein paar Rätsel auf, zum Beispiel was die Bedeutung der Binnenmajuskel betrifft, oder warum es auf dem Schild und bei Facebook hAppy KitcheN heißt. Oder warum auf der Rechnung „Sushi Bar“ steht, obwohl es keine Sushi gibt. Die Beantwortung dieser Fragen muss auf den nächsten Besuch verschoben werden.
Auf der Website wird mächtig getrommelt („Unsere erfahrenen Chefköche servieren Ihnen die feinsten Gerichte Asiens“), aber das nimmt Gast natürlich mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis. Ihre Erfahrungen haben die Chefköche in Vietnam, China, Thailand und Japan gemacht; auf der Karte (und später auf dem Teller) ist nicht immer zu erkennen, wo die Wurzeln des jeweiligen Gerichtes sind. Aber das dürfte so gewollt sein, denn man hat sich schließlich Cross-over auf die Fahnen geschrieben.
Das Restaurant ist kaum größer als ein mittleres Wohnzimmer; es gibt Platz für vielleicht 20 Personen. Solitäre Gäste können auf Hockern am Fenster sitzen und beim Pholöffeln die Passanten an sich vorüberziehen lassen.
Dekorationsmäßig wird der Raum von einem goldenen Herrn mit Helm und Rock dominiert (Der werte Kollege van der Saar weiß sicher, um wen es sich handelt, ich tippe mal auf einen Wächter), ansonsten ist die Ausstattung eher pflanzenbasiert, wenn auch nicht immer auf echten. Das Ganze wirkt auf eine leicht chaotische Art gemütlich und man fühlt sich gleich zu Hause.
Wie immer war unsere erste Frage, ob der Hund zulässig ist. Die junge Dame, die uns in Empfang nahm, schien nicht übermäßig begeistert, sie machte sich wohl Sorgen, dass er Schmutz mit hineinbrächte. Das wiesen wir natürlich weit von uns, zumal es offenbar eine Weile her war, dass hier gesaugt und gewischt worden war und Calvin den Schmutz eher nach draußen getragen hätte.
Insbesondere eine Nudel in der Mitte des Raumes, die während unseres Aufenthalts zu Boden ging und, anders als bei Loriot, dort die ganze Zeit verblieb, hatte es Calvin angetan. Die hätte er gerne gegessen, aber leider war sie außer Reichweite.
Mein reizendes Vis-à-vis ist ausgesprochene Maracuja-Loverin und bestellte sich einen Mocktail namens Maracuja Lover (5,90 €). Der war nicht etwa aus synthetischen Aromen zusammengerührt, sondern enthielt jede Menge leckeres Fruchtfleisch. Ich beschied mich mit einer großen Flasche stillen Wassers (5,50 €), eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Zur Vorspeise wählte meine Frau den Gemischten Salat mit Lachs vom Grill und Teriyaki Soße (12,90 €), ich die Gyoza. Die Kellnerin erhob netterweise warnend den Finger, da der Salat mengenmäßig fast einem Hauptgericht entspräche (preislich ja auch), deswegen ließen wir die Gyoza lieber weg und bekamen stattdessen einen zweiten Teller.
Und das war gut so, denn die Dame hatte nicht zu viel versprochen, der Salat war wirklich eine Riesenportion. Ein schönes Filet von geschätzt 200 g war mit Mehl bepudert und von allen Seiten knusprig gebraten worden (nicht gegrillt, aber das war ok). Es ruhte auf einem mächtigen Eisbergsalatbett – ich weiß, er hat keinen guten Ruf, aber hier hat er gepasst -, vermischt mit allerlei Beigaben wie Mangostreifen, Radieschenscheiben, Rucola, Tomaten usw., und angemacht mit einem Dressing aus Teriyakisauce und Zitronensaft. Das war richtig gut und gehört daheim nachgebaut. Den Teller habe ich so gründlich ausgelöffelt, wie es ging.
Meiner Liebsten Hauptgericht war das Hühnerfleisch mit buntem Gemüse im Wok gebraten mit Mango Sauce (10,90 €), fruchtig, leicht süß, mild und magenfreundlich gewürzt, also genau das richtige für Leute, die auf ihre chronische Gastritis aufpassen müssen, auch wenn sie es nicht immer tun. Jedenfalls guckte sie recht neidisch auf meinen Teller:
Knusprige Ente Kung Pao mit buntem Gemüse im Wok gebraten (12,90 €). Kung Pao kommt aus Sichuan, ist wie fast alles von dort ziemlich scharf und war mit einer Chilischote gekennzeichnet. Normalerweise mit Erdnüssen, handelte es sich hier um eine de-luxe-Version mit Cashews. Ich musste mir natürlich das Leben schwerer machen als nötig, indem ich die Kellnerin bat, die Chili-Markierung ernst zu nehmen. Daraufhin bekam ich etwas serviert, das irgendwas zwischen zwei, wenn nicht drei Schoten verdient hätte. Am Anfang schoss mir das Wasser in Augen und Nase, später wurde es besser, und hätte ich nicht zu Beginn das ganze Wasser bestellt, hätte ich es spätestens jetzt getan. Genossen hatte ich es trotzdem, denn die Ente war ein saftiges Vögelchen gewesen und hatte von dem für Sichuan zuständigen Chefkoch eine herrlich knusprige Haut verpasst bekommen. Das würde ich unbedingt wieder bestellen, allerdings vorher die Klappe halten.
Mit dem Service waren wir insgesamt zufrieden, vor allem für die Warnung vor zu viel Vorspeise waren wir der jungen Dame dankbar. Nachdem wir unsere Bestellung losgeworden waren, ging alles sehr schnell, aber bis wir überhaupt bestellen und später bezahlen durften, dauerte es etwas. Am Ende bleib schließlich ein wenig Zeit für ein kleines Schwätzchen über die jeweilige Herkunft der Damen, über die Gefahren bei der Bestellung scharfer Gerichte und Ähnliches.
Fazit: Ein Besuch, der weitere zu einer angenehmen Vorstellung macht. Man scheint sich wirklich Mühe zu geben, panasiatisches Cross-over nicht als Gleichmacherei, sondern als wechselseitige Inspiration zu verstehen. Die Baden-Badener scheinen das ähnlich zu sehen, jedenfalls war der Zuspruch erfreulich hoch, sowohl vor Ort als auch im Take-out. Nón lá!