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Blick auf Bacharach
Von Bacharach ging es hinauf auf die Hochebenen über dem Rhein und den Seitentälern Richtung Oberwesel. Unser Ziel des Tages. Auf halber Wandertour, an einem würdigen Plätzchen, wurde die gut gekühlte Flasche ihres Inhaltes und ich von der schweren Last auf dem Buckel befreit. Glücklicherweise kam der Wein sehr gut an und ich durfte die zweite Hälfte der Tour mit zu Ende wandern. In Oberwesel angekommen trafen wir zunächst auf die Schönburg und da wir zeitig unterwegs waren, gestatteten wir uns eine gemütliche Rast im Außenbereich der Anlage mit Blick über das Rheintal. Nach Pils, Kuchen und einem leckeren, Historischen Emmerbier folgte der Abstieg nach Oberwesel. Dort trennten sich uns erst einmal unsere Wege.
Blick auf Oberwesel
Die Münsterländer wollten sich etwas erfrischen, ich zog durch die Stadt um eine geeignete Abend Lokalität zum Verweilen zu finden. Eine vorab Recherche im Internetz war nicht sonderlich erfolgreich. Viele der möglichen Destinationen hatten an diesem Dienstag Ruhetag. Die anderen wenigen nicht mein Vertrauen. Schon früh liebäugelte ich mit dem Weingut Lanius-Knab, die eine kleine Straußwirtschaft von April bis September betreiben. Doch es war ja noch Zeit und wer weiß was sich in den historischen Straßen so alles finden lässt.
Doch nach einer guten halben Stunde quer durch die Straßen und Gassen gab ich auf. Nichts dabei was mir sofort ins Gesicht sprang. Also wieder kehrt gemacht und zum Auto am Bahnhof marschiert. Erstmal ausruhen und ein wenig umziehen. Keine fünf Gehminuten weiter befindet sich an der Hauptstraße das VDP-Weingut Lanius-Knab. Im Innenhof, direkt am Hang unterhalb der Schönburg befindet sich etwas mediterran anmutend die Straußwirtschaft. Die war schon gut besucht und viele weitere Tische reserviert (dem Anschein nach). Höflich und nett wie ich nun einmal bin, fragte ich um einen Tisch für drei Personen, den mir die Chefin des Hauses dann auch ebenso freundlich noch anbieten konnte. Und kein schlechter Platz dazu. Ich meldete an Carsten also meinen Erfolg und es sollte noch eine gute halbe Stunde dauern, bis die beiden fein herausgeputzt zu mir fanden. Ich vertrieb mir die Zeit bis dahin mit der Speise- und Weinkarte und dem ersten Glas Wein.
Blöderweise war meine erste Wahl, ein 2019er VDP.Ortswein Rheinschiefer Riesling trocken schon ausverkauft. Also dann ein 2019er VDP.Erste Lage Engehöller Bernstein Riesling trocken (0,1 / 4,10€). Dieser wurde dann mit einem informativen Untersetzer serviert. Auf diesen kleinen Zetteln stehen nützliche Dinge wie Geschmacksbild, Alkohol-, Säure- und Restzuckerwerte. In Deutsch und Englisch. So kann man nebenbei noch Gaumen und Nase schulen. Sehr löblich und nachahmenswert. Der Wein war dann schon eine echte Überraschung. Mir wird zwar nachgesagt, ich tränke nur Nahewein und würde anderen Weinanbaugebieten diese Kunst absprechen, aber das ist nur ein Gerücht. Ich trinke gerne gute Weine, egal wo sie herkommen. Solange sie ehrlich und mit solidem Handwerk gemacht wurden. Dieser Ortswein Riesling hatte jedenfalls sofort meine ganze Aufmerksamkeit. Ein knackiger, mineralischer Riesling mit Kanten, der mir so gut gefiel, das ich lange überlegt mir eine Kiste mitzunehmen. Der Abend startete jedenfalls vielversprechend. Eine erste Flasche Wasser (0,75 / 4,90€) sollte auch schon einmal den Weg zu mir finden. Trinken macht ja doch durstig. Dann trafen auch meine Wanderbegleiter ein.
Den ersten Wein ließen sich Carsten und seine Frau noch von mir empfehlen, doch dann war besonders Carsten so sehr von den verschiedenen Rieslingen angetan, dass er nicht mehr zu bremsen war. Auf jeden Fall wollten wir ja auch etwas essen. Auf den ersten Blick bot die einseitige Karte nicht viel Auswahl, dennoch wurden wir alle fündig. Es ist ja auch nur eine Straußwirtschaft. Doch die Zusatztafel, die einen Wurstsalat und einen Flammkuchen mit Räucherforelle, Frühlingszwiebel und Apfel anpries, fand unser aller Zuspruch. Also dreimal Flammkuchen bitte, dazu trinkt der Naheländer einen 2019er VDP.Ortswein Rheingold Riesling feinherb (0,1 / 3,40€). Auch dieser süffige, fruchtige Wein gefiel und sollte später noch einmal den Weg zu mir finden.
Flammkuchen mit geräucherter Wispertal Forelle, Lauchzwiebel, Apfel
Der Flammkuchen (12,50€) selbst war ebenfalls eine schöne Überraschung. Nicht nur dass er lecker duftete und noch besser aussah, er schmeckte auch so. Reichlich Fisch, ein passender Apfel dazu und auch wenn es nach zu viel Frühlingszwiebeln aussah, es passte alles wunderbar zusammen. Der Teig war wohl zugekauft, soll mich an dieser Stelle aber nicht wirklich jucken. Einen besseren Flammkuchen habe ich selten gegessen. 4,5*
Aber satt machte der Fladen noch lange nicht. Also gaben wir eine neue Bestellung auf, dazu eine neue Runde Wein. Und da ich nun etwas Deftiges geordert hatte, brauchte ich einen passenderen Wein. Jörg Lanius, der Chef des Hauses, musste an diesem Abend mehr als einmal Rede und Antwort stehen. Carsten hatte ihm zudem unter die Nase gerieben, dass ich ja von der Nahe käme und anderen Anbaugebieten skeptisch gegenüberstehe. Wieso auch immer. Das nahm Herr Lanius aber als Steilvorlage um den ein oder anderen scherzhaften Seitenhieb gekonnt zu parieren. Zum Hauptgang gab es also einen 2018er VDP.Erste Lage Engehöller Bernstein Riesling "S" feinherb. Der noch einmal gehaltvoller und kräftiger war als der Wein zuvor und somit keine Probleme hatte mit dem Essen mitzuhalten.
Drei auf einen Streich mit Pellkartoffeln
Drei auf einen Streich - Spundekäs, Leberwurst und Kräuterquark mit zusätzlichen Pellkartoffeln anstelle von Brot (11,90€), serviert auf einer kleinen Fassdaube mit Weingutsbranding. Reichlich - dachte ich mir. Das mit den Gläsern hatte ich mir schon so in etwa vorgestellt. Doch dass die Kartoffeln auch noch mit zusätzlichem Kräuterquark kommen eigentlich nicht. Aber was soll's. Hilft ja nix. Solange es schmeckt sowieso. Der Spundekäs war ungewöhnlich luftig, aber schön in Geschmack und Aroma. Die Leberwurst war dann für mich das Beste in diesem Trio, schönes Leberaroma, nicht zu fett oder schwer. Sehr fein. Dazu gab es einen groben Senf. Der reichlich vorhandene Kräuterquark war ordentlich, aber nichts was man nicht schon öfter in dieser Qualität gegessen hätte. Die Kartoffeln waren ebenfalls sehr gut im Geschmack. Alles in allem aber rundum lecker, wenn am Ende auch etwas zu viel. 4*
Carsten war mit dem Wein mal wieder vorgeprescht und hatte sich die kleine Weinreise Riesling und Spätburgunder servieren lassen. Die wir eigentlich zusammen durchgehen wollten. Aber was soll ich sagen. Der ein oder andere wird ihn kennen ;-) Ich startete mit dieser kleinen abschließenden Weinreise (6x 0,05 / 18€) nachdem er schon die ersten beiden Kelche geleert hatte.
Riesling und Spätburgunder Trinkparade
Erfreulicherweise (oder auch nicht?) waren es etwas mehr als die ausgeschriebenen 0,05 l je Glas. Eigentlich schon fast doppelt so viel. Ob das an unserer lockeren Konversation mit dem Herrn des Hauses lag? Wer weiß das schon. Der erste Riesling lief dann eher nebenbei in den Hals, den zweiten trat ich großzügiger Weise meiner Tischnachbarin ab. Hatte ja schon einen dieser Art gehabt. Mit dem dritten Wein, einem 2018er Großes Gewächs Oberweseler Oelsberg Riesling trocken, waren Carsten und ich dann wieder gemeinsam unterwegs. Mein Favorit an diesem Abend. Ohne Zweifel. Der Wein wurde seinem Namen gerecht.
Dann war es Zeit zu prüfen was die Mittelrheiner an Rotwein zu bieten haben. Den Anfang machte der 2018er VDP.Ortswein Spätburgunder trocken. Doch mit dem schien etwas nicht zu stimmen. Der schmeckte zu reif und die Gerbsäure stach hervor. Das war so nix. Es folgte ein 2019er VDP.Ortswein Winkel Spätburgunder trocken aus den Weingutseigenen Lagen im Rheingau. Ein noch recht junger Vertreter seine Art mit Potential für die Zukunft. Würzig und sehr trocken. Und das bei moderaten 12,5 Vol.%. Das Sextett sollte der 2018er VDP.Erste Lage Engehöller Bernstein "S" Spätburgunder trocken beschließen. Das war dann gleich nochmal ein anderes Kaliber, satte 13,5 Vol.%, tolle Beerenaromen, lang und vollmundig. Der konnte gefallen.
Herr Lanius ließ sich blicken, worauf ich den Einwand brachte, dass der erste Spätburgunder so gar nicht in die Reihe der anderen Weine passe und ob da vielleicht eine alte Flasche zu uns an den Tisch fand. Er nahm sich jedenfalls der Kritik an und servierte uns zwei neue Gläser von einer frisch geöffneten Flasche. Und siehe da - der Wein ist doch ganz passabel. Feinfruchtig, elegant und fast süffig. Danke für die zweite Chance. Danach war auf jeden Fall Schluss. Auch wenn von mir aus der Abend hätte so gerne eine Weile hätte weiter gehen können. Aber es hilft ja nix. Bleiben wir vernünftig ;-)
Was bleibt als Fazit? Die Straußwirtschaft im Weingut Lanius-Knab ist auf jeden Fall eine Einkehr wert, was ich mit Sicherheit wieder in Erwägung ziehen werde. Die tollen Weine haben mich mehr als überzeugt, dazu eine sehr gute Weingutsküche mit Wein affinen Speisen die schmecken. Der Service in Person von Herrn und Frau Lanius war kompetent und freundlich. Und wenn man dazu eine so tolle Gesellschaft haben darf, kann man von einem gelungenen Abend, ja von einem gelungenen Tag sprechen.