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Wenige hundert Meter nach der Autobahnausfahrt Wangen Nord der BAB 96, da, wo die L321 in die L320 nach Wangen übergeht, steht fast right in the middle of nowhere ….
So könnte diese Rezension für einen kleinen Geheimtipp beginnen, der sich an die vielen Nutzer der BAB 96 Memmingen –Lindau et vice versa wenden würde, die hier tagtäglich im Fern- und Reiseverkehr daran vorbeirasen, vom Urlaub Träumen und oder schleichen (Sorry Leute, aber denkt wirklich mal an die, die nicht „Ferien“ haben sondern Woche für Woche ein paar hundert Kilometer hin und her pendeln, weil anders die Strecke nicht sinnvoll machbar ist – mit Bahn würde ich bei schlechter Verbindung, mehrfachem Umsteigen für die knapp dreihundert Autobahnkilometer zwischen sechs und neun Stunden unterwegs sein – bei freier Strecke brauche ich 2:30 – zur Zeit meist über vier oder mehr Stunden dank Baustellen und Schleichverkehr mit Bremsern auf freier Strecke mit plötzlichem harten Stopp, weil sich kaum jemand ans Rechtsfahrgebot hält oder gar die obligaten zumindest 20km schneller als der Überholte –sondern aus Angst stur in der Mitte oder gar links fährt – nicht schneller als der Verkehr rechts davon –falls überhaupt vorhanden. Zurück zum Landgasthof Starz.
Tatsächlich ist der Standort mit Bahnhof Ratzenried angegeben – ein kleiner Ort, der aber noch ein paar wenige Kilometer weiter weg nach Osten liegt, hier vor an der L321 stehen ein paar Häuser und so findet man auch die Ortsbezeichnung Ahegg-Käferhofen, ein ganz traditionsreicher Ort. Hier waren Anfang des letzten Jahrhunderts ursprünglich mal die Bierkeller der Brauerei Farny, die hier Ihre Biere wohl auf die Bahn verlud. Die Brauerei stellte damals das Gelände zur Verfügung, damit sich die örtlichen Milchbauern mit Ihrer eigenen Käserei und Milchverarbeitung ein Standbein aufbauen konnten, da die Milchpreise schon damals nicht die Selbstkosten der Milchbauern deckten. Dieser Betrieb wuchs und florierte bis in die 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde stets ausgebaut, dann ging es etwas bergab mit der Milch und Käse, in 2012 stieg die Arla dort ein und in 2015 erwarb die lokale Familie Heine das gesamte Areal, um daraus den Gewerbepark Allgäuerland zu schaffen (mit Miet-Preisen ab 5€/m² versucht man vom Start-up bis zum etablierten Unternehmen, für das die Autobahnnahe Lage interessant sein dürfte zu finden. Aktuell sieht es allerdings noch nicht sehr belebt dort aus).
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Vor Fünfzig Jahren dürfte das etwas anderes gewesen sein – die große Käserei, der Bahnhof vor der Tür und die wichtige Landesstraße Isny- Wangen- vor der Türe – da dürfte der Starz seine Blütezeit erlebt haben – zwei Kegelbahnen am Nebensaal zeigen das ländliche Abend- und Wochenend-Amusement der späten Nachkriegszeit.
Da muss reges Treiben geherrscht haben im Starz, der recht große Gastraum, der sehr gepflegt wirkt, auch wenn er da wohl im modernen Landgasthof-Stil der Achtziger recht hell und freundlich saniert wurde. Auf den Tischen sind Vasen mit Blumen dekoriert, einfarbig hellgrüne Papierservietten und schlichtes, aber gutes Besteck aufgelegt, alles wirkt sehr gepflegt, klassisch klar. Anders als der elegant-gehobene Stil des Landgasthaus Adler in Deuchelried oder der kleine umtriebige Landgasthof Rössle im 2km entfernten Oflings ist hier ein Landgasthof, der diesen Titel aus den Siebzigern wirklich zu recht trägt.
Kommen wir zum Wesentlichen: Der Service der Gastfrau ist sehr persönlich, ländlich direkt, freundlich und klar – und zugleich ist sie die Kraft in der Küche, die mir an diesem Spätnachmittag nach einiger Zeit eine Karte bringt und mich später nach meinen Wünschen fragt. Die Karte ist regional geprägt, dennoch touristisch tauglich recht umfassend und auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zu anderen Gasthäusern im Umfeld.
Ich bestelle ein kleines Mineralwasser, das mir in Flasche angeboten wird. Draußen an der Tür stand ein von mir geschätztes einfaches und leichtes Sommergericht – die Tellersülze – ja, die haben sie da. Und ich wünsche mir Bratkartoffeln dazu, Kartoffelsalat ja, sagt die Bedienung – Bratkartoffeln, nein, das hätten sie normal nicht, aber Kartoffelsalat - doch freundlich verschmitzt fügt sie hinzu, aber ich hab noch ein paar gekochte Kartoffeln für den Kartoffelsalat da, da mache ich Ihnen ausnahmsweise die Bratkartoffeln. Sehr freundlich finde ich.
Dann wird in der Küche geschafft, ein anderer Gast der kurz vor mir da war bekommt sein Getränk gebracht, auch ich bekomme mein Mineralwasser, ein Besteck mit neuer Serviette kommt auf den Tisch ein paar kurze freundliche Worte dazu. Ich bin wirklich gespannt auf das, was mich erwartet. Nach einiger Zeit des ruhigen Werkelns in der Küche bekommt der ältere Herr zunächst seinen Salatteller, etwas darauf sein Essen – einen gewaltigen Teller mit gut aufgelegter Portion sehe ich, die ich als sehr guter Esser wohl nicht schaffen würde.
Keine Vorschusslorbeeren bitte – sage ich mir, kommt auf wohl auf die Tellersulze an und die Bratkartoffeln – und dann wird sie mir gebracht – die ist nicht nur wie beim anderen Gasthof eine stimmige Verwertung des obligatorischen Schweinsbraten vom Sonntag, nein, sehr nett dekoriert macht diese Tellersulze optisch bereits ein appetitlich gutes Bild. Und der Sud des Gelees ist nicht nur einfach glibbrige etwas saure Masse, sondern ist stabil, sehr vollmundig geschmackig, so wie auch die Bratenscheiben sehr sorgfältig angerichtet und gewürzt sind. Die Gurke ist nicht nur Deko sondern passt als geschmackliche Abrundung. Ein Wow – das ist die allerbeste Tellersulze seit langem – so wie vor vielen Jahren, als sowas noch ein extra dafür zubereiteter Schweins- oder Kalbsbraten und ein gern gegessenes Standardessen war, keine reine Resteverwertung.
Und dazu kommt eine Portion Bratkartoffeln, die mich umhaut. Selbst wenn ich mal extra groß bei mir im Hotel bestelle- das hier ist eine doppelte Portion davon. Und da ist nichts fettig oder matschig dran, lockere Scheiben, richtig schmackig gewürzt, da ist gutes Röstaroma, die Scheiben schön braun gebraten, einfach zum Hinknien, die besten Bratkartoffeln seit langem (schade, wenn es die hier normal nicht geben soll – die müssen sofort auf die Karte!! – nein sagt mir die Köchin auf meinen Vorschlag, das geht mal so als Einzelportion wenn nicht viel los ist, sonst wäre da zuviel Arbeit weil eben nicht in Masse machbar – (aber eigentlich hatte Sie mir ja schon drei gute Portionen auf den Teller gepackt) Die Köchin und Bedienung schildert mir die Herstellung mit sichtlichem Stolz- dass man die Bratkartoffeln nicht zu oft kaputt-wenden darf, sondern in Ruhe, nur Pfeffer, Salz sowas von gut – diese Köchin hier, die kann wirklich noch kochen wie Großmutter – einfache aber in sich perfekte Sachen ohne Schnickschnack – nur mit Anspruch ans Handwerk und Ware -, die liebt und lebt das, was sie macht. (Deshalb – mein Geheimtipp, den die Trucker wohl gsd noch nicht kennen, sonst wäre dort der Parkplatz voll J )
Den Zettel habe ich aufgehoben - ab erich weiß nicht mehr, ich glaube ich habe kaum 11 Euro auf dem Kassenausdruck gehabt - wirklich sehr günstig