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GastroGuide-User: x2x
x2x hat Das Johann's in 42113 Wuppertal bewertet.
vor 5 Jahren
"Ein Juwel mit ganz viel Charme - Cafe, Restaurant, Kneipe ? Ein vorzüglicher Mix."

Geschrieben am 30.03.2020 | Aktualisiert am 23.05.2020
Besucht am 29.02.2020 2 Personen
* Etwas auf einer Wuppertaler Anhöhe gelegen, da wo sich die besseren alten und neuen, großen und kleinen Villen reichlich angesiedelt haben, dort wo Ex-Bundespräsident, Ex-NRW Ministerpräsident und Sohn der Stadt - Johannes Rau -  über Jahrzehnte in einer repräsentativen alten Villa wohnte, dort befindet sich "Das Johann's". Sicherlich ist das Ziegel-Gebäude schon über 100 Jahre alt. Ganz früher wohl ein Schweine-und Kuhstall, dann über viele Jahre eine Weinhandlung und seit 3 Jahren eine Kombination aus einem etwas besonderen Cafe, einem Petit-Restaurant mit kleiner Karte und auch etwas von einer rustikalen Kneipe. Aber Obacht - speziell am Wochenende ein Cafe, wo man ohne Platzreservierung nahezu keine Chance hat einen freien Tisch zu bekommen. Wir sind häufig dort - weil es einfach Spaß macht. 

* Wieder mal zog es uns ins Johann's. Meine liebe Dame liebt es ja Spaziergänge abzuwickeln, die ich immer als Wanderung erleben und ertragen muss. Und Wanderungen mag ich nun mal nicht. Für Hasimausi sind Spaziergänge Entfernungen, für die man etwa bis zu 1. Stunde benötigt, für mich Strapazen-Wanderungen ähnlich einer Erstbesteigung. Nein es mangelt nicht an der Kondition, kein COPD und auch keine Schaufenster-Krankheit, aber ein Auto zu bewegen macht deutlich mehr Spaß. Nun gut, bis zum Johann's sind es gute 30 Minuten, teilweise bergab. Dient dem ehelichen Frieden, Herz, Kreislauf und der Umwelt. Auf im Winterausklang ins Johann's im Februar 2020. Bei guten 10 oder 12 Grad und Trockenheit sind 30 Minuten Fußweg zumutbar. Für den Rückweg (hoffentlich regnet es) gibt es ein Taxi, eine Bushaltestelle 50 Meter entfernt oder bei Trockenheit die ausdrückliche Order von Hasimausi, für einen 30 minütigen Heimweg zu Fuß und das noch in Teilen den Berg herauf.

* Wir hatten für den späten Nachmittag reserviert. Wenn man ins Johann's eintritt, erinnert die Atmosphäre immer etwas an Weihnachten, auch im Hochsommer. Oder etwas an ein Restaurant in einer kleinen Burg. Rote Ziegel überall, außen genau so wie innen. Es gibt wenig Fenster und die sind dazu auch noch klein. Ganz früher lebten hier Kühe, ob das wohl artgerecht war ? Heute findet es hier selbst die Zielgruppe der 20/30/40 jährigen schnuckelig, obwohl die Einrichtung nicht jeder als Trendy empfindet. Die Bilder auf der Bilder-Galerie der Homepage spiegeln das gut wieder. Im Sommer dazu ein kleiner, schicker Biergarten. Und das Publikum ? Quer durch alle Altersklassen, auch quer durch alle betuchten und weniger betuchten Gruppierungen. Nette Jungs mit noch netteren Mädels, ebenso junge Familien mit Kind. Genau so wie der pensionierte Mediziner mit Ehefrau und dem Berner Sennenhund unter dem Tisch, ebenso der 66 jährige Ex-Manager mit seiner nicht mehr ganz frischen Blonden, Typ Brigitte Marie-Claude Macron - Frau von Emmanuel Macron. Und fallweise auch mal zwei gut situierte Witwen. Die eine mit einem weißen Königspudel, die andere mit einer französischen Bulldogge. Sie wissen schon, das ist der Mops in der XL Fassung, die Hunde die immer nach Luft ringen. Natürlich auch Normalos, so wie wir. Einfach sehr nette und gut gelaunte Menschen die hier gerne sitzen und selbstgemachten Kuchen und Torten, Flammkuchen, Weinchen, Bierchen (Herforder Pils, leider kein Kölsch), eine Käseplatte, Antipasti oder einen Salat schlemmen. Samstags + Sonntags gibt es auch Frühstück ab 9:00 Uhr. Sonst öffnet man erst um 11:00 Uhr.

* Wir traten gegen 16:30 Uhr ein. Es war wie immer voll, ein 2 er Tisch reserviert. Wie immer konsumieren gut 70% der Gäste um diese Zeit am Nachmittag hier Torten, Waffeln oder Apfelstrudel, beides mit und ohne Vanilleeis, beides mit und ohne Sahne. Wie fast immer ziehe ich deftiges vor, bei Hasimausi ist es ähnlich. Zunächst für mich ein Herforder Pils, der Durst nach diesem 30 Minuten Marsch war schon gewaltig. Dazu frische Tortellini mit Sahnesoße und Schinken für 7,90 Euro und danach die Käseplatte, auch für 7,90 Euro. Für Hasimausi wären das viel zu viele Kalorien, meint sie. Ihre Wahl: Nur eine Antipasti Platte für 9,80 Euro und dazu einen trockenen Grauburgunder.  Also alles in allem ein bescheidener Samstag-Nachmittag Snack. Wobei mir schon angedroht wurde, dass es zum späteren Abendessen zu Hause, wiederum auch nur einen Snack geben würde. 

* Das Pils aus dem ostwestfälischen Herford wurde serviert. Man kann es trinken. Ich kannte es ja, wir waren ja schon häufiger hier. Wünschen würde ich mir allerdings hier im Rheinland ein süffiges Kölsch oder auch Eifelsahne aus Bitburg und nicht zwangsläufig Bier aus OWL. Nun gut, man kann nicht alles haben im Leben. Meine Tortellini wurden etwas danach serviert, ebenso die Antipasti für meine liebe Dame. Zugeben, die Anzahl der Kalorien bei mir war deutlich höher als bei Hasimausi. Obwohl die Sahnesoße mit Schinken optisch einen mächtigen Eindruck machte, war sie doch relativ leicht und daher auch richtig lecker. Die Pasta perfekt, der Schinken ebenso - alles gut. Ein Blick auf die Antipasti meiner Damenbegleitung überzeugte auch. Der Schinken sah nach Parma aus und die Salami kam wohl wirklich aus Italia, also beides kein Genießer Produkt von Aldi oder Gutfried. Hasimausi lobte beides auch den Käse und auch das wirklich frische Brot. Wie man sich allerdings für das eingelegte Gemüse (wie immer) begeistern kann, werde ich nie verstehen. Die jungen Service-Mädels übersehen hier manchmal ein leeres Pilsglas. Gut bei Herforder Pils kann ich damit gerade noch leben. Bei einem leeren Kölschglas würde bei mir schnell Ungeduld aufkommen. - Tortellini mit Genuss verzehrt, es folgte die Käseplatte. Sie war optisch genau so wie die Antipasti schön präsentiert. Der Käse war ein Mix aus Swiss-Deutsch-Holländischen Landen, etwa gehärteter Formaggio aus Italia und Blauschimmel aus dem Land von Macrönchen. Übersichtlich, aber für mich völlig ausreichend. Die Qualität stimmte, auch wenn der Blauschimmel aus dem Land von Macron nicht so sehr meinen Gaumen erfreut. Aber dafür kann das Johann's nichts. Käseplatten sind in Restaurants fast überall Überraschungsplatten, selten liest man auf der Karte welcher Käse serviert wird. Und vielfach - so auch hier - werden die Sorten immer mal wieder gewechselt. Und das ist dann für den Stammgast ein Plus. Zum Abschluss noch ein Marillen Edelbrand und einen Grappa. 

* Wir waren mal wieder gut zufrieden. Es muss nicht immer ein opulentes Abendessen sein, der Spät-Nachmittag-Snack kann auch Spaß im Mund bereiten. Draußen waren es keine 10 Grad mehr und dazu schon dunkel. Der Gedanke an einen 30 minütigen Heimweg zu Fuß - vielfach noch den Berg hoch - ließ mich Frösteln. Wie gerne würde ich mich jetzt von Hasimausi chauffieren lassen, zur Not ginge auch noch der Linienbus. Aber zu Fuß - never. Ich muss Ihnen nicht erzählen wer sich durchsetze, obwohl ich alle nur denkbaren Argumente aufgefahren habe.

Fazit: Wir waren schon häufiger bei Johann's. Auch im Sommer im Biergarten. Die vielfach hoch gelobten Torten haben wir noch nie geschleckt, weil Torten und/oder Kuchen nicht unsere Welt ist. Herzhaft macht mehr Freude im Mund, wenigstens bei uns. Haben wir noch Wünsche an "Das Johann's" ? Ja zwei ! Erstens ein rheinisches Bier hier in einer rheinisch-bergischen Landschaft wäre artgerecht für den lieben Gast. Als Idee eine kleine feine Kölsch Marke, z.B. Mühlen Kölsch. Zweitens, unsere Freunde die eher Weintrinker sind, würden sich über etwas mehr Weinauswahl freuen, klein aber fein. Da wird dann auch gerne ein Fläschchen bestellt und nicht nur zwei Gläser. Ansonsten ist "Das Johann's" seit nunmehr 3 Jahren immer noch eine Bereicherung und weit weg von einer 08/15 Gastronomie. Da kann keine System-Gastronomie mithalten.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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