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Das Restaurant ist eines von vier über Baden-Württemberg verteilten Anamis und gehört zu derjenigen Sorte vietnamesisch-japanischer Restaurants, denen man einen gewissen Hang zur Show nicht absprechen kann, die aber dennoch nicht versuchen, unter einer Kaskade aus Trockeneis mangelnde Qualität zu verbergen. Im Gegenteil: Von den Sushi, die wir dort in der Regel hatten, mit ihrem frischem, saftigen Fisch und schön angemachten Reis, waren wir stets sehr angetan. Man sollte allerdings, so wie wir, auch den American way of sushi mögen.
Wir trafen gegen halb zwölf ein und hatten freie Platzwahl. Der große, längliche Gastraum ist zweigeteilt. Man betritt einen kleineren hellen Vorraum, danach geht es ein paar Stufen abwärts in den ziemlich schummrig beleuchteten Hauptraum, mit der Küche an der Stirnseite.
Wir wollten nicht munkeln, sondern essen und fotografieren
Weitere Fotos findet man in meinem Bericht von Ende 2019, seitdem hat sich nichts verändert. Da die Beleuchtung selbst für iPhones mit höherer laufender Nummer eine ziemliche Herausforderung darstellt, suchten wir uns vorne einen Platz im Tageslicht.
Schon früh lernt der Hund: Alles Gute kommt von oben
Nachdem wir den Hund und uns selbst einsortiert hatten, wurden uns die Karte überreicht. Diese ist elegant in gold auf schwarz gehalten, aber abgenutzt und wenig appetitlich und damit zum Stil des Hauses eigentlich nicht passend. So teuer kann es doch nicht sein, mal neue drucken zu lassen. Schwamm drüber - ach nee, lieber nicht, dann löst sie sich vielleicht auf…
Getränke waren schnell gewählt, für das Essen nahmen wir uns dann etwas mehr Zeit.
Meine Frau hält sich immer an die sehr feinen und nicht zu süßen Limonaden, die man dort macht, diesmal gab es Spicy Ginger (0,5 L, 6,50 €). Ich blieb bei einer Flasche stillen San Benedettos (0,75 L, 5,90 €).
Wiederholungstat
Bei der Vorspeise stellte sich heraus, dass es ein Fehler gewesen war, nicht meinen alten Bericht von vor dreieinhalb Jahren rausgezogen zu haben. Schon damals hatten wir nämlich die Mixed-Tapas-Platte für zwei geordert (16,90 €), jetzt stellten wir erneut fest, dass die Sommerrolle wegen des reichlich eingerollten Korianders für meine Frau nicht genießbar ist. Und genau wie damals hatten wir vergessen, das Thema Koriander überhaupt anzusprechen...
So hatte ich die frische Sommerrolle ganz für mich, während sich meine Liebste mit Dim Sums und Frühlingsrollen zufriedengab, dies allerdings sehr zufrieden. Einzig zu bemängeln war, dass die Sommerrollenteile zu eng zusammengeschoben worden waren, wodurch sie nahezu unauflöslich aneinander klebten und sich nur unter teilweiser Zerstörung ihrer physischen Integrität voneinander befreien ließen.
Die Edamame waren wohl noch jung, jedenfalls waren die Bohnen ziemlich winzig.
Danach gab’s für meine Frau ein Gericht mit dem traumschönen Namen Deep Blue Ocean (20,00 €). Auf Sushi-Reis und Salat waren verschiedene Sashimi arrangiert (Thunfisch, Lachs, Gelbschwanzmakrele), dazu gab es zwei ordentlich dimensionierte Tempura-Garnelen. Von dem Reis war meine Frau regelrecht begeistert, auf den Punkt gekocht, aromatisch, leicht säuerlich und so klebrig, dass er sich gut mit Stäbchen essen ließ.
Wakame war auch übrigens dabei, und jetzt erst fällt mir auf, dass es auf der Speisekarte unter Wacamole geführt wird. Das steht vermutlich schon so lange da, wie die Speisekarten aussehen, und das erheitert mich doch sehr.
Nachdem ich erst mit der Pho Hanoi geliebäugelt hatte, dies aber nach dem Ramen von letzter Woche dann doch zu repetitiv fand, entschied ich für etwas, das vermutlich als Flaggschiff des Hauses verstanden wird: Deluxe Anami.
Hier steht dreierlei vom Grill zur Auswahl: Lachssteak, Großgarnelen und Barbarie-Entenbrust; für Letztere entschied ich mich (20,00 €) und sollte es nicht bereuen. Ein schönes, zartes Stück, das vielleicht noch zarter hätte sein können, wenn es medium gewesen wäre. Die Wahl wird auf der Karte angeboten, aber daran hatten weder der Kellner noch ich gedacht.
Dazu ein internationaler, „hochwertiger“ Gemüsemix aus Pak Choi, Zuckerschoten, Baby Corn und grünem Spargel, der in Austernsauce kurz angebraten worden war und dabei schön knackig blieb. Darüber der gleiche Salat wie im tiefen blauen Ozean und à part ein Schüsselchen guten Reises.
Zwar wird mit „Deluxe“ und „hochwertig“ ordentlich auf den Putz gehauen, aber das Gebotene kann sich durchaus sehen und schmecken lassen. Man kann eben auch normales Gemüse pfleglich behandeln, so wie das hier geschieht.
Pfleglich behandelt fühlt man sich auch als Gast. Serviert wird zügig, dies sicher auch mit Rücksicht auf eilige Mittagspäusler, und der junge Mann war stets zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Zum Beispiel als ich das erste Glass San Benedetto über den Tisch und darüber hinaus gekippt hatte und der Wasserschaden schnell und gründlich beseitigt wurde.
Es wird Folgetermine beim Orthopäden geben, und meine Frau hat schon angekündigt, dass sie wieder hier essen möchte. Gibt es ein höheres Lob? Kaum.