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Der Kölner Weinkeller an der Stollberger Straße in Köln-Braunsfeld feierte gerade sein 80-jähriges Bestehen. In dem Kellergewölbe lagern bei etwa 18 Grad mehr als 200.000 Flaschen von insgesamt rund 6500 Weingütern.
Auf den ersten Blick wirkt der Kölner Weinkeller im Hinterhof in einem Industriegebiet unweit der Rewe-Unternehmenszentrale eher unscheinbar.
Eine kleine Treppe führt in den Eingangsbereich.
Mit einem großen Lastenaufzug kann der Besucher 13 Meter tief in ein großes Kellergewölbe fahren oder die lange Treppe zu Fuß benutzen.
1937 eröffnete der Einzelhändler Cornelius Stüssgen seinen Weinkeller. Er wurde aus Stahlbeton gebaut und später mit Ziegelsteinen zum Kellergewölbe ausgebaut. Bis in die 80er Jahre wurde dort tatsächlich einfacher Supermarkt-Wein für die Stüssgen-Märkte abgefüllt. Es war also eher ein Fasslager und kein Verkaufsraum.
Dann übernahm Rewe die Filialen und der Weinkeller wurde zuerst ein Getränkemarkt.
Aber 1992 wurden die Räume, die sich unterirdisch über 100 Meter Länge auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern erstrecken, renoviert.
Heute ist es einer der größten Wein-Fachmärkte in Deutschland. Zusätzlich werden hier Veranstaltungen rund um Essen und Trinken durchgeführt.
Ambiente
Ein besonderer Teil des Weinkellers ist die Schatzkammer: Hinter einer schmiedeeisernen Gittertüre sieht man einen langer Holztisch mit Sitzen und Regale voller Wein-Raritäten. Der Raum wird nur besondere Anlässe geöffnet.
Vor Jahren war ich bereits bei Führungen und Weinproben Im Kölner Weinkeller. Und von Zeit zu Zeit kaufe ich dort auch aus dem großen Sortiment etwas ein. Schon ein Rundgang durch die Bestände lässt das Herz eines Weinfreundes höher schlagen. Die Mitarbeiter haben mir jeweils wertvolle Tipps geben können und passende Getränke vorgeschlagen.
YouDinner hätte also für seine Weinprobe mit Marco Franzelin, der zur Zeit als Chef-Sommelier im Restaurant Vendome *** in Bergisch Gladbach arbeitet, keinen schöneren Ort aussuchen können.
Der gebürtige Österreicher (mit deutschen Wurzeln) stellt uns dabei Weine aus seiner Heimat vor.
Service
Marco Franzelin habe ich bei Besuchen im Vendome als großartigen Weinberater und umsichtigen Servicemitarbeiter erleben können. Seine Vorschläge zu der Speisebegleitung waren stets Volltreffer für mich. Aber als Gast wird man von ihm niemals belehrt, was passend ist. Er bietet gerne auch Alternativen an oder erfüllt die Wünsche des Besuchers: Wein soll Spaß machen ist sein Credo.
Catharina Boll und Miguel Calero, die als Gastgeber von YouDinner stets dabei sind, haben früher auch im Vendome gearbeitet. Ihren Arbeitsplatz haben sie gewechselt, aber ihre Kompetenz, Umsicht und Freundlichkeit haben sie behalten.
Das Thema
SPITZENTYP | SPITZENWEIN | SPITZENORT - ÖSTERREICHISCHE WEINPROBE MIT DEUTSCHLANDS SOMMELIER DES JAHRES IN DER SCHATZKAMMER
Das Programm
Meet & Greet: Ein persönlicher Abend mit dem Spitzensommelier Marco Franzelin
Einführung in die Welt der österreichischen Weine in 5 besonderen Flights
Zünftige Wurst- und Käsespezialitäten
Weinprobe in der Schatzkammer des Kölner Weinkellers
Die verkosteten Weine
Alle Produkte sind im Kölner Weinkeller zu erwerben und gehören zur Kollektion des Hauses.
Marco Franzelin hatte seine Verkostung in sechs Schritte geteilt.
0. Begrüßung
2015 Gelber Muskateller Steirische Klassik - Tement (13,90 €)
Frische Aromen nach Holunder, Limetten und süßen Trauben. Der Geschmack feinwürzig und sehr saftig mit sortentypischer Feinsäurigkeit im Ausklang.
Diese Rebsorte war früher nur für seine süßen Exemplare bekannt. Hier handelte es sich aber um einen trockenen Ausbau. Mit seinen 11,5 % wirkt er auch nicht zu schwer. Marco Franzelin wählte ihn, weil er gut gekühlt erfrischt und einen guten Einstieg in den Abend ermöglicht. In Österreich wird diese Art gerne jung getrunken, weil er dann seine Stärken am besten zeigt.
Dieser war noch von 2015 wusste aber noch gut zu überzeugen.
I. DAC – Was bedeutet das ?
Die Bezeichnung DAC wird von regionalen Weinkomitees an jene Weine vergeben, die ihre Herkunftsregion in unverkennbarer Weise repräsentieren. Im Jahr 2002 wurde mit der Einführung des Appellationssystems DAC (Districtus Austriae Controllatus) in Österreichs Weinhierarchie erstmals die Herkunft über die Rebsorte gestellt. Ziel ist es, typische Weine einer Region unter einer gemeinsamen Marke zusammenzufassen und damit größere Weinmengen mit einer zuordenbaren Stilistik zu schaffen.
Marco Franzelin erläuterte die Entstehung und verwies auch darauf, dass man gut daran tut sich den Winzer und seine Lagen genau anzusehen, aber zumindest sind es grobe Orientierungen.
2016 Wiener Gemischter Satz - Fritz Wieninger (12,90 €)
Der Wiener Gemischter Satz ist ein Klassiker. Traditionell pflanzten die Winzer bis zu 20 verschiedene Rebsorten in einem Weinberg an. Dadurch konnten sie Jahrgangsschwankungen ausgleichen.
Der Wein ist duftig und frisch, am Gaumen elegant und süffig mit einer lebendigen Säurestruktur.
Weil hier der Winzer einigen Spielraum hat, meinte Marco Franzelin, dass es sich lohnt genau hinzusehen; denn die Zusammensetzung hat große Auswirkungen auf das Gesamtergebnis.
Anders als bei einer Cuvee werden die Reben nämlich gemeinsam verarbeitet. Der größte Sortenanteil darf nicht höher als 50 % sein und es müssen mindestens drei sein. Unter anderen werden verwendet: Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Neuburger, Gewürztraminer, Rosenmuskateller, Jubiläumsrebe, Österreichisch Weiß.
2015 Riesling Langenlois - Fred Loimer (11,00 €)
Die Kamptal DAC hat zwei Paradesorten: Grüner Veltliner und Riesling. Er ist geradlinig, offenbart Pfirsich- und Grapefruitnoten sowie eine feine Kräuterwürze.
Mir hat der Riesling besser gemundet – aber in der Runde gab es auch andere Meinungen. Wenn man an einer Tafel sitzt hat man gute Gelegenheit sich mit dem linken und rechten Nachbarn und dem Gegenüber darüber auszutauschen. Und das geschah aus ausgiebig – nach den Ausführungen des Sommeliers.
II. Vielfalt Grüner Veltliner entlang der Donau
2015 Grüner Veltliner Loiserberg - Fred Loimer (15,90 €)
Dem Loiser Berg spürt man seinem sonnigen Jahrgang an: Er hat einen vollen Körper, feinen Schmelz und ist geprägt von reifem Kernobst. Die typisch würzige Art des Grünen Veltliners hat Loimer gut abgebildet.
Mir war die Säure etwas zu stark betont; doch seine Ecken und Kanten forderten damit meinen Gaumen heraus.
2013 Grüner Veltliner Mühlpoint Smaragd - Leo Alzinger (19,90 €)
Facetenreicher Grüner Veltliner vom Vorzeigewinzer aus der Wachau. Grapefruit und Blütenhonig geben sich die Ehre. Frische Birnenfrüchte, leicht kräutiger Abgang.
Smaragd ist eine Marke, die für die höchste Qualitätsstufe von Weinen der Vinea Wachau-Winzer steht. Der Name stammt nicht vom Edelstein ab, sondern von der Smaragdeidechse, die in den Wachauer Weinbergterrassen häufig zu finden ist und zum Symbol für diesen Wein wurde. Die Bezeichnung ist geschützt.
In der Wachau sind die Alkoholgrade meist höher, weil die Reben oft voll- oder sogar überreif geerntet werden. Dadurch wirkt der Wein runder und auch etwas cremiger. Mir schmeckte das besser. Aber Marco Franzelin bemerkte dazu, dass er leichtere Weine bevorzuge, weil sie mehr Lust auf mehr haben; die schwereren Exemplare schmecken vollmundig, sättigen aber auch schneller.
III: Österreichrot – der Osten stellt sich vor
2015 Zweigelt - Gernot Heinrich (9,95 €)
Das Lehrbuch sagt über den Zweigelt: „bevorzugt nicht allzu schwere, humusreichere Böden”. Und dort, wo er auf rot-schottrigem Boden steht, läuft er gelegentlich zu Höchstleistungen auf. Im Weingut Heinrich ist es die flächenmäßig verbreitetste Sorte.
Mittleres Violettrubin, Duft nach Kirschen und Veilchen, am Gaumen begleitet von Lakritze und Schokolade.
Marco Franzelin bemerkte, dass diese Rebsorte recht ertragreich sein kann und dann zu einfachen Weinen führt – ähnlich wie in Deutschland Portugieser oder Barbera in Italien.
Bei einer Mengenbeschränkung sind die Weine aber oft recht dicht und komplex.
Der Zweigelt von Heinrich hat mir gut zugesagt.
2013 Cuvee vom Berg - Muhr-van der Niepoort (13,50 €)
Für die Cuvée vom Berg verwendet das Weingut Muhr- van der Niepoort Syrahtrauben von jenen Stellen am Spitzerberg, die dank etwas tiefgründigerer Böden ein wenig mehr Wasser speichern können und daher sehr fruchtbetonte, würzige Weine hervorbringen. Diese vermählt Dorli Muhr mit dem ebenfalls sehr fruchtigen St. Laurent.
Mir war der Wein etwas zu eckig und die leichten Bittertöne störten mich etwas. Aber der Sommelier meinte, dass bei längerer Lagerung sich diese Effekte abschwächen und ebenfalls ein komplexer Wein mit Pfeffernoten neben der Fruchtaromatik deutlicher werden.
IV: Was bringt die Zukunft?
2012 Blaufränkisch Leithaberg DAC - Gernot Heinrich (21,00 €)
Gernot Heinrich ist berühmt für seine Blaufränkisch-Kreationen. Diese Rebsorte hat in Österreich das Potential zu ganz großen Weinen. Sie erinnern in der Farbe an Nebbiolo aus Italien und auch im Geschmack sind oft kräftig.
Das Gut Heinrich verfolgt verstärkt den bilogischen Anbau. Die Originalität des Terroirs soll dadurch noch stärker zum Ausdruck kommen. Zunächst verzichtete man auf Pestizide und seit 2006 arbeitet Gernot Heinrich komplett biodynamisch.
Ich habe die Weine von Heinrich stets geschätzt: sein Pannobile, Gabarinza oder gar Salzberg sind für mich Referenzweine für das Gebiet am Neusiedlersee.
Hier spürte ich Bittertöne, Waldboden, Trüffelnoten oder gar Ponyhof. Wenn der Wein etwas länger im Glas stand, nahmen diese Eindrücke nach und nach ab. Doch Begeisterung klingt anders.
2012 Pinot Noir Reserve - Gerhard Markowitsch (32,50 €)
Einst war Carnuntum Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Die mit Wein gefüllten Amphoren sind heute Barriques gewichen, in den modernen Weinkellern selbstbewusster Winzer. Gerhard Markowitsch ist einer von ihnen, ein geborener "Allrounder". Er ist ehrgeizig, konsequent in seiner Arbeit und dennoch mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität. Es macht ihm Spaß, verschiedene Rebsorten und unterschiedliche Stile zu vinifizieren.
Für mich war dieser Wein geschmeidig und rund. Marco Franzelin erläuterte, dass hier das Holz des Barrique vorbildlich eingebunden wurde. Für mich der beste Wein bei den Roten des Abends.
V: Respektgruppe!
respekt-BIODYN ist ein Verein, dem 19 Weingüter aus Österreich, Deutschland, Italien und Ungarn angehören. Der Vereinssitz ist in Österreich.
respekt-BIODYN, das bedeutet Menschen, die sich dem Ziel verschrieben haben mit biodynamischen Methoden Wein von höchster Qualität zu erzeugen.
Mit der Aufnahme der deutschen VDP-Winzer Clemens Busch, Steffen Christmann, Hansjörg Rebholz und Philipp Wittmann im Jahr 2015 etabliert sich respekt-BIODYN neben Demeter und Biodyvin als weitere wichtige Kraft im biodynamischen Weinbau.
2015 Neuburger Freyheit - Gernot Heinrich (19,90 €)
Gernot Heinrich erzeugt mit der Freyheit Serie einen extremen Wein. Frei von Regeln und Zwängen sind Wein und Winzer: Heinrich nennt es vinophilen Expressionismus.
Mit dem Neuburger Freyheit verhilft er der seltenen, autochthonen Rebsorte ins Rampenlicht. Die Trauben werden nicht entrappt, bleiben 24 Stunden auf der Maische, vergären spontan, reifen im großen Eichenfass auf der Hefe, bleiben unfiltriert und ungeschwefelt. Freie Entfaltung ist also angesagt.
Ein Wein-Original für experimentierfreudige Weintrinker.
So nennen es die Anhänger dieser Richtung; andere Kritiker sind nicht so angetan:
Naturweine, auch „Orange Wines“ genannt, sind in aller Munde, duften aber nach Schnaps und alter Suppe und entpuppen sich meist als untrinkbar. Dabei sollen sie verblüffen und nicht verstören.
Marco Franzelin hält sich da mit Wertungen zurück. Der Wein wurde wie ein Rotwein zubereitet und dann nur wenig weiter verarbeitet.
Er meinte zum Ergebnis, dass es sicher Speisen gibt, die dazu gut passen. Eine ganze Flasche aus Spaß am Abend zu trinken, hält er für gewagt. Aber wer solche Weine verkosten möchte, kann sie bei ihm im Restaurant Vendome bekommen; denn sie werden im Keller vorgehalten.
Mich hat der Wein im Glas verschreckt: Er sieht trübe aus, unfertig, wie Most. Der Geruch erinnerte mich sofort an Feuerstein. Der Geschmack war dann gar nicht so schlimm, wie befürchtet: hefig und mostig - aber brauche ich das?
Mir fiel gleich ein: Aus Neugier habe ich einmal vor einiger Zeit eine Flasche Grüner Veltliner Qvevre gekauft. Es ist Amphorenwein aus Österreich. Der Winzer grub die Gefäße in den Löß am Wagram ein. Er hatte sie mit ausgewählten Beeren gefüllt und dann sich selbst überlassen. Das Ergebnis war ein Wein in sehr puristischen Form. Nach dem Öffnen soll er Luft bekommen, um sich richtig zu zeigen. - Ich werde von Bernhard Ott weiterhin seine normalen Weine verkosten. Für die Spezialität bin ich (noch) nicht zu haben.
2011 Riesling Steinmassl - Fred Loimer (0,75 l – 29,00 € - 1,5 l - 65,00 € - Doppelmagnum – 130,00 €)
Der Steinmassl Riesling von Fred Loimer erfreut zunächst die Nase mit Aromen von Weinbergspfirsich, Orangeblüten, Ananas und Kumquat. Am Gaumen zeigt er eine lebendige Säure, eine Saftigkeit und einen langen Abgang: es bleibt sicher nicht beim ersten Glas.
Wie der Name schon andeutet ist die Lage – in Österreich Ried genannt - Steinmassl reich an Steinen. Diese sind ausgezeichnete Wärmespeicher und lassen die Rieslingtrauben bestens ausreifen.
Er nennt diesen Wein – wie in Deutschland bei Spitzenprodukten – erste Lage.
Marco Franzelin öffnete eine Doppelmagnum (3 Liter). Er meinte, dass dieser Wein ein würdiger Abschluss sei – und so war es denn auch. Gerne nahmen die Teilnehmer davon noch ein weiteres Gläschen.
Vor Jahren hatte mir schon ein Mitarbeiter des Kölner Weinkellers die Weine von Loimer empfohlen. Nach einer kleinen Probe an der Theke waren für mich Langenlois Spiegel Grüner Veltliner und Steinmassl Riesling meine Lieblingslagen. Das wurde heute wieder bestätigt.
Der Riesling war mein Weißwein an diesem Abend.
Die verkosteten Speisen
Zum Wein schmecken natürlich Käse und Wurst sowie frisches Brot vorzüglich.
Daher waren Schinken und Salami und Gouda und Parmesan und Weißbrot griffbereit vorhanden.
Fazit
5 - unbedingt wieder: Der Kölner Weinkeller feiert seinen Geburtstag zum Beispiel mit seiner Hausmesse am 20. Mai. 2017 von 11:00 - 16:00 Uhr (eine Eintrittskarten habe ich schon erworben).
Auch die nächsten YouDinner-Veranstaltungen, die ich gerne besuchen möchte, stehen schon auf meiner Liste.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 23. Januar 2017 – abends