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Nach einer eher unterdurchschnittlichen Erfahrung beim Vorgänger (EssBar zur alten Post), wollten wir das seit Ende 2013 von Christian Penzhorn geführte Hotel-Restaurant (CP Christian Penzhorn) schon länger besuchen, jetzt war es so weit.
Das traditionsreiche Gasthaus (ehemals ‘Plönes‘) liegt in Ratingens nördlichem Stadtteil Lintorf, dieser grenzt direkt an Mülheim (Selbeck) und Duisburg (Rahm). Seit seiner Errichtung (1901) als Gaststätte betrieben, erfolgte 2008 die komplette Sanierung und ab 2011 kam der Hotelteil hinzu. Die Renovierung des Restaurants wirkt nicht nur äußerlich gelungen. Hohe Decken mit Stuckornamenten in Kombination mit modernen Leuchten, hellen, freundlichen Farben und dunklem Mobiliar, verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Im Vergleich zur vorherigen Ausrichtung (Event-/Sportsbar mit Essgelegenheit) wirkt das Lokal gesetzter und professioneller. Der Zugang zum Restaurant ist barrierefrei, auf dem Weg zur gut ausgestatteten und gepflegten Toilette (auch direkt von der Terrasse aus erreichbar) und in den Außenbereich (kein Kies mehr, jetzt komplett gepflastert) sind allerdings jeweils einige Treppenstufen zu überwinden. Unmittelbar hinter der Terrasse verläuft eine Güterzuglinie, während der Vorbeifahrt ist eine Unterhaltung nach unserer Bisherigen Erfahrung nicht mehr möglich. Im Restaurant merkt man davon fast nichts.
Der Versuch über das Kontaktformular auf der Homepage zu reservieren schlug gründlich fehl. Leider wurde in keiner Weise auf unsere Anfrage reagiert, sodass wir einen Tag vorher telefonisch reservierten. Dies gelang freundlich und problemlos. Hier wäre zumindest ein entsprechender Hinweis auf den Internetpräsenzen hilfreich.
Kurz nachdem wir das Restaurant betreten hatten, wurden wir freundlich von einer Servicemitarbeiterin (4,3) begrüßt und durften uns einen Tisch aussuchen. Das Angebot, unsere Garderobe zu versorgen schlugen wir aus, da wir zu zweit an einem Tisch für vier Personen platznahmen. Für einen Samstagabend war es eher spärlich besucht, eine Reservierung wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Zunächst wurde ein Aperitif angeboten (Crémant blanc, frisch und fruchtig à 7,- Euronen) und zügig zusammen mit dem georderten Wasser (0,75L à 6,- Euronen) serviert. Bei der Weinwahl waren wir etwas unschlüssig. Es sollte schon ein Grauburgunder sein aber möglichst gehaltvoll um den abwechslungsreichen Aromen des Viergang-Menues standzuhalten. Interessanter Weise wurde zunächst der auch glasweise erhältliche Standardwein empfohlen. Wir waren im Zweifel, kurzerhand bot der Service an diesen oder auch einen der anderen Weine zu verkosten, was wir sehr positiv empfanden. Tatsächlich war es dann so, dass der Standardwein zwar angenehm aber eher zurückhaltend daher kam. Die unterstützend herbeigerufene (Ober-?)-Kellnerin (4,1) empfahl dann einen “Ökonomierat Rebholz Grauer Burgunder Vom Lößlehm" für 40,- Euronen. Angesichts der Qualität und eines geschätzten EKs von ca. 17,- Euronen eine gute Wahl.
Vorab wurde sehr gutes, lauwarmes baguetteähnliches Brot mit vergleichsweise hohem Ballaststoffanteil serviert. Dazu ungesalzene Bärlauchbutter, kräftiges Olivenöl, Fleur de Sel und eine Frischkäsecrème mit Zitrusfruchtaromen (traf genau Madames Geschmackzentrum). Kurz darauf gab ‘s:
| Das amuse gueule |
Spargelmousse mit Spargelsalat und Kresse
Die Mousse eiskalt und sehr kompakt, eher von zäher Konsistenz. Ob das wirklich gewollt war? Darauf sehr fein geschnittener, bissfester Spargel mit Erbsen und Kresse, leicht mariniert mit dem kräftigen Olivenöl. Insgesamt sehr zurückhaltend war, eventuell durch die niedrige Temperatur, kaum Spargelgeschmack festzustellen. Naja, immerhin gab ‘s ein amuse.
| Die Vorspeisen |
Carpaccio vom Fjordlachs Spargelmousse und Sauerampfercrème - für Madame
Schön dünn geschnittener Lachs ohne tranige Stellen wiederum mit Olivenöl. Stimmig dazu Spargelspitzen, Sauerampfercrème, Radieschen, Kresse und die schwächelnde Mousse vom amuse. Diese leider auch hier lediglich mit Sahnegeschmack, da jetzt etwas besser temperiert und von angenehmerer Konsistenz, legt die Abwesenheit von Spargelgeschmack eine fehlerhafte Rezeptur oder grobe Schnitzer bei deren Umsetzung nahe.
Marinierter Pulpo, Taschenkrebsremoulade und gebackener Safranreis - für meine Wenigkeit
Gut gegarter Oktopus, delikat mariniert mit kross ausgebackenen Safranreischips und etwas Blattsalat, jede Komponente für sich eindeutig erkennbar, zusammen eine harmonische Komposition.
| Der Zwischengang |
Kartoffelgnocchi mit Bärlauch-Zitruspesto und Calamaretti
Kleine, zarte Gnocchi, umhüllt von aromatischem Pesto, dazu ebenso zart gegarte Mini-Calamari im Verein mit den Salz-Zitronen-Zesten, Cocktailtomaten, Spargelspitzen und Bärlauchstreifen ein frühlingshafter Genuss. Nur die Portionsgröße war sehr übersichtlich.
| Der Hauptgang |
Kalbsfilet im Kräutermantel mit Morcheltortelloni und Spargelragoût
Sehr schön gleichmäßig rosa gegartes (Niedertemperaturverfahren?) Filet auf knackigem Spargel dazu Tortelloni mit intensiver Morchelfüllung. Alles verbunden durch ein schmackhaftes Schäumchen. Aromen und Konsistenz vom feinsten.
| Das Dessert |
Himbeersorbet, Rhabarberkompott, Quarkmousse und Topfenknödel
Ein furioses Finale, hocharomatisches (ohne künstlich zu wirken) Himbeersorbet, tolles Mousse, leicht karamellisiert, zarter, nussig panierter Knödel und erfrischender Rhabarber. Hier stimmte alles.
Insgesamt lief es sehr harmonisch ab. Selbst als die Getränke (stilles Wasser, Wein) außerhalb unserer Reichweite geparkt wurden, das Nachschenken geschah immer just in Time. Der Service war recht präsent, nett und hilfsbereit, fragte nach und war auch nicht durch meine, bei Madame augenverdrehenauslösenden, detaillierten Antworten aus der Ruhe zu bringen. Das angebotene Menue schlägt mit 48,- Euronen zu Buche. Für vier Gänge und mit Blick auf die Qualität durchaus fair. Insbesondere da es kein Problem darstellte einen Gang (Vorspeise) gegen ein mich interessierendes Angebot der Karte zu tauschen.
Zum Abschluss schlugen wir die angebotenen Kaffeespezialitäten aus und orderten zwei Digestive. Ein Ingwergeist aus dem Hause Ganzloser (7,80 Euronen), genial, ohne alkoholische Schärfe aber sehr klares, intensives Ingweraroma. Fast genauso gut der Amarone-Grappa (6,50 Euronen) vielleicht minimal kratziger. Als nette Geste wurden noch zwei hervorragende Trüffelpralinen kredenzt.
Für Zwei Crémants, eine Flasche stillen Wassers, eine Flasche Grauburgunder, zwei Menues in vier Gängen und zwei Digestive wurden 170,30 Euronen fällig. Für das Gebotene im Rahmen, wir haben uns wohl gefühlt. Guten Essern könnten die Portionen zu klein sein, wir waren angenehm gesättigt ohne uns voll zu fühlen (daher auch die Digestive). Wenn jetzt noch die Fehler (Reservierung, Spargelmousse) ausgemerzt werden, wäre es das ‘Rundumsorglos-Programm‘.