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Allgemein:
Jugoslawische Restaurants bestimmten nach meiner Erinnerung in den 70er und 80er Jahren mit das Bild "ausländischer" Restaurants in Deutschland. Sie wurden dann von den "Griechen" verdrängt und das Auseinanderfallen des Vielvölkerstaates drängte viele die verbliebenen Restaurants in die Anonymität von "Steakhäusern" oder übergreifender Namen wie beim "Europa" in Bremen-Burgdamm, allenfalls "Balkan" findet man noch in der Benamung.
Seit Ende Juni 2013 gibt es mit dem Pola-Pola wieder ein bekennendes jugoslawisches Restaurant in Osterholz-Scharmbeck am Hafen, das seine Karte ausschließlich auf jugoslawische Spezialitäten ausgerichtet hat. Am 08.08.2013 hatten wir unseren ersten Besuch im Pola Pola (siehe dazu meine Kritik in RK).
Am Sonntag, 28.12.2014, haben wir wieder vorbeigeschaut und sind mit einem gemischten Gefühl wieder gegangen. Der Zuspruch am Sonntagabend war sehr gering. Ein Paar verließ das Restaurant, als wir gegen 18:30 Uhr eintraten. Im Gastraum links vom Eingang gesellte sich dann noch ein älteres Paar zu uns. Dabei blieb es bis zum Verlassen des Restaurants.
In meiner ersten Kritik auf RK hatte ich mich noch lobend geäußert und eine Empfehlung ausgesprochen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis sehe ich jetzt bei 3,5 Sternen.
In der Peergroup liegt das Pola-Pola nur noch im unteren Bereich der von uns besuchten und besprochenen Jugoslawen (mit meinen Bewertungszwischenstufen, Essen zweifach, PLV einfach gewichtet, Rangstufen werden bei gleicher Punktzahl mehrfach vergeben):
1. Dubrovnik, Bremen-Walle: 4,0
2. Europa, Bremen-Burgdamm: 3,83
3. Melissa, Bremen-Walle: 3,75
3. Lukullus, Bremen-Steintor: 3,75
4. Mediterrano, Bremen-Aumund: 3,67
4. Mostar Grill, Bremen-Hastedt: 3,67
5. Pola Pola, OHZ: 3,33
6. Steakhaus Gröpelingen, Bremen-Gröpelingen: 3,08
Service:
Das Wirtspaar ist - wie bei unserem ersten Besuch - sehr freundlich und engagiert im Umgang mit den Gästen. Die Wartezeiten in Ordnung, insbesondere gab es einen angenehmen Abstand zwischen Vor- und Hauptspeisen, obwohl in der Küche wenig zu tun war.
Die Getränkepreise im Pola-Pola sind gemischt. Ein Pils 0,2 wird mit recht happigen 1,90 € berechnet (umgerechnet auf mein Referenzvolumen von 0,3 = 2,85 €). Die Flasche Wasser 0,7 steht mit 4,70 € auf der Karte und die offenen Weine beginnen bei 3,50 € für 0,2 l Weißwein und 3,70 € für den Roten. Wie schon beim ersten Besuch lassen die Wirtsleute einen Julischka zur Begrüßung und nach Wahl zweimal einen Julischka oder einen Sliwowitz zum Essen springen.
Essen:
Auf der Karte finden sich gut 20 Fleischgerichte vom Rind, Lamm, Schwein und Huhn. Als Beilagen werden Balkangemüse, Djuvecreis oder Pommes oder frittierte Kartoffeln serviert, meist ergänzt um einen Beilagensalat. Das Preisniveau in der Bandbreite von 10 bis 18 €. Zehn Vorspeisen bilden eine für ein jugoslawisches Restaurant beachtliche Auswahl, aber mit Anleihen aus anderen Regionalküchen wie Bruschetta, gebackenen Schafskäse oder Gambas in Tomatenknoblauchsoße.
Vom Haus gibt es erst einmal leicht fettiges heißes Brot mit einer salzigen Kruste. Über das Schälchen Ajvar hatte ich mich im August 2013 noch lobend geäußert. Ich fand es jetzt 08/15, wie man es aus dem Glas kennt. Als zweiter Dip wurde eine Cocktailsoße mit einem Hauch Knoblauch gebracht. Beide Dips also mit wenig eigener Handschrift.
Die beim letzten Besuch sehr gelobte Bohnensuppe Pola Pola war "aus". Sie werde immer frisch gekocht war die Erklärung der Wirtsfrau. Gut ist es, dass die Bohnensuppe, ein Markenzeichen der Balkanküche, selbst zubereitet wird. Warum man aber keinen TK-Vorrat anlegt, mag ich nicht verstehen, denn als Gast erwarte ich, dass eine Standardsuppe auch verfügbar ist und sei es aus der TK, in der eine Bohnensuppe nicht leidet.
Ich wählte statt dessen die mit Schafskäse gefüllten Teigtaschen (4,80 €). Davon gab es zwei heiße aus demselben Teig wie das Brot zu den Dips. Mit dem Schafskäse gut essbar. Die beiden Löffel mit den schon bekannten Dips hätte es dazu nicht bedurft. Uneingeschränkt gut die vier Bruschettascheiben, die meine Mitesserin auf ihrem Teller fand (5,80 €). Das Brot leicht knusprig und gut gewürzte Tomatenwürfel.
Ich hatte mir dann den Grillteller Pola Pola ausgewählt (14,90 €); in Abweichung von der Karte mit frittierten Kartoffeln. Diese erwiesen sich als große, gelungene Pommes. Auch das Balkangemüse, das im Wesentlichen aus Paprikastücken bestand, war gut gewürzt. Al dente kann man bei einer Standardbeilage wohl nicht erwarten, denn sie wird vorgekocht und für das Tellergericht jeweils erhitzt.
Das Fleischerne hinterließ einen gemischten Eindruck: Zart die Leber, medium das Rind, gut der Grillspeck. Langweilig und trocken das Schweinesteak und die Cevapcici leider immer noch ohne Knoblauch und auch ansonsten ohne besondere Würznote. Dasselbe galt denn auch für das Pola Pola meiner Begleiterin (10,90 €).
Die Beilagensalate gut angemacht. Die Portionsgrößen in Ordnung, nicht erschlagend.
Kein guter Eindruck im Hinblick auf Standards: Ausgefallene Bohnensuppe, trockenes und kaum gewürztes Schweinefleisch und langweilige Cevapcici. Das gibt nur 3,25 (von maximalen fünf ) RK-Sternen.
Ambiente:
Das Restaurant gliedert sich in drei Gasträume: Den Thekenraum mit wenigen Tischen, links den Hauptraum mit acht Tischen und einem separaten, kleineren Raum dahinter.
Das Interieur sicherlich ein historischer Schatz mit Nadelfilz auf dem Boden und einer dunklen Holzdecke. Die Tische sind angenehm groß und Platz gibt es viel. Zwischen den Tischen einige halbhohe Raumteiler mit Grünpflanzen.
Den Blickfang bilden die roten Hussen, die alle Stühle einkleiden. Das wirkt seltsam "feierlich", kontrastiert aber stark mit den weißen Tischdecken. Optisch ungeschickt sind die ebenfalls roten Tischläufer, da nicht Ton in Ton mit den Hussen.
Die Deckenbeleuchtung sehr ungleichmäßig und die Illumination unseres Tisches besorgte eine Designscheußlichkeit aus Glas. Insgesamt nicht mein Stil. Aber das Platzangebot ist lobenswert.
Sauberkeit:
Nichts zu bemäkeln. Auch die Toilette war sauber.