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GastroGuide-User: First
First hat Zum Wiener in 42117 Wuppertal bewertet.
vor 10 Jahren
"Schlecht essen am Wuppertaler Zoo"
Verifiziert

Geschrieben am 15.01.2015
Besucht am 23.10.2014
Das Lokal liegt in bester Lage, direkt gegenüber dem Zooeingang und will daher in allererster Linie die dortigen Besucher ansprechen.


Ich war zur Mittagszeit gegen 12:30 dort, vor der Schautafel stand eine Dame mit Enkelin und fragte diese, ob man hier essen soll und entschied sich dann einzutreten.
Ich sah mir auch die Karte an und nahm das äußerer Erscheinungsbild auf: Ein zweigeschossiges Haus, vermutlich erbaut 1.Hälfte des 20 JH. Außen angebrachte Werbung und Leuchtschilder des Lokals, davor eine rot geflieste Terrasse mit Biergartenmobilar. Zur Sauberkeit will ich mich nicht äußern, ist auch nicht so relevant jetzt, wo die Blätter in Massen von den Bäumen fallen.
Die Tür stand offen und wurde, das störte mich jetzt schon, von einem Zigaretteneimer offen gehalten in dem im Regenwasser die Kippen schwammen. Ich trat ein und war bis auf die zuvor beschriebenen Personen der einzige Gast, was fast bis zum Ende so blieb.
Eine Bedienung, die bei meinem Eintreten an der Theke lehnte, kam auf mich zu und fragte: "eine Person? Den Tisch - dort drüben am Fenster." Ich nahm Platz und schaute mich um

Mein erster Eindruck der vom Wiener veröffentlichten Fotos hat mich nicht getäuscht.
Die woanders beschriebenen hochwertigen Wandverkleidungen entpuppen sich als billiges Kuststoffimitat in Ahorn und Birnbaumtönen, der untere Teil ist halbhoch mit mahagonifarbenen Spanplatten verkleidet.
Wien ist in Form von aufgespannten Fotodrucken, einem Schal der über die Theke gepannt ist und einem ausgestellten T-Shirt präsent. Die Decke, an einer Stelle ist ein notdürftig repariertes Loch, hätte zumindest vor Einzug eines neuen Lokals einen Anstrich vertragen können. Halogenstrahler und Einbauleuchten, eher antiquarisch verstaubt und eine stimmungsvolle Beleuchtung sieht anders aus.
Die Stühle, Gaststättenmobiliar aus den 70er Jahren mahagonifarben und mit  grünolivem Samtstoff (das war damals schon nicht schick) sind unbequem und teilweise mit Hussen überzogen. Auf den Foto sehen diese noch hochwertiger aus, als sie in Wahrheit sind. Sie erinnern mich an Nylonspannbettücher.  
Die Tische zum größten Teil mit Glasabdeckung, darunter eine goldfarbene Brokatgemusterte Decke, blaue Papierservietten, das Besteck ein Sammelsurium, billigste Edelstahlmesser, Löffel und Gabel verschiedener Besteckgenerationen und Hersteller in Spatenform.
Alte Salzstreuer mit Patina und Reiskörnern und Pfefferstreuer ergänzen das Sammelsurium, dazu braune geflochtene Sets. Eine Kerze oder ein Blumengesteck fehlen und betonen damit die fehlende Atmosphäre.

Lediglich auf der Fensterbank findet sich neben einem Bierreklameständer ein halb ausgebrannntes Teelicht, blanko in der ureigenen praktischen Weißblechschale. In der Mitte des Raums ist ein doch reichlich bestücktes Buffet aufgebaut, in welches jemand wohl vor längerer Zeit einmal ein Loch getreten hat.

Verschiedene Salate, Suppen, Saucen, Kaiserschmarren, ein Obstsalat hauptsächlich aus Dosenfrüchten, diverse Speisen in Wasserbädern, so genau habe ich dann nicht hinschauen können. Hier werden 50 Personen satt.
Real sind da die Dame mit Enkelin und die kurz vor meinem Gehen auftauchenden 6 Rentner.

Ein hoher Aufwand für diese Personen ein Buffett aufrecht zu erhalten von dem sich sonst nur noch das Personal, ca. 8 Personen, bedient und am Nachbartisch isst. Ob dieses angebracht ist, will ich gar nicht hinterfragen.
Was mit den Unmengen an Resten des Buffets geschieht entzieht sich meiner Kenntnis, bzw. will ich es auch nicht wissen. Im Hintergrund läuft, wie soll ich es nennen „Östereichische Musik“ in noch akzeptabler Lautstärke, aber muss es abwechselnd Blasmusik und Wiener Rap von Falco sein, unterbrochen nur von Helene Fischer?

Auch finden sich im Hintergrund auf Wagen und Regalen einige Dinge, wie Reinigungsutensilien, die nicht unbedingt in den Gästebereich gehören. Zwischenzeitlich bekomme ich von der dirndlgekleideten Bedienung die Karte gereicht, verschiedene Seiten foliert,  gegliedert nach östereichischer und böhmischer Küche.

Ein ehemals deklarierte Rostbraten vom Rinderfilet ist einem „Rinderbraten“ gewichen, das Filet verloren gegangen. Die Karte ist auf der Homepage einsehbar.

Ich entscheide mich für das Wiener Schnitzel vom Kalb 13,90 €, die Frage nach Pommes oder Erdäpfelsalat entscheide ich zu Gunsten der Erdäpfel, die Frage nach einem offenen Wein wird mit „Wir haben eine Weinkarte beantwortet“ die mir sogleich gebracht wird. Hier finde ich eine Anzahl Flaschenweine, offene Weißweine, die in Frage kommen sind zu sechst und ich wähle einen grünen Veltliner mit Herkunfstbezeichnung und Charakterangaben, welche mir aber entfallen sind.
Dieser erweist sich dann als typischer Vetreter seiner Art ist gut gekühlt und wird im Glas serviert. 4,50 €.

Dass die Bedienung nicht besonders gut deutsch spricht, was woanders schon einmal kritisiert wurde empfinde ich nicht als Mangel, lässt aber bei aller Höflichkeit, durch Wortkargheit eine gewisse Distanz zum Gast aufkommen und man fühlt sich nicht richtig umsorgt.

Das Wiener Schnitzel kommt nach angemessener Zubereitungszeit und kann in Punkto Größe mehr als überzeugen, hier wäre weniger doch mehr und das käme auch der Präsentation auf dem Teller entgegen. Der Kartoffelsalat befindet sich teilweise unter dem Schnitzel und es wäre etwas mehr Platz für die Dekoration. Hier 2 Gurkenscheiben, ein Tomatenachtel und ein Salatblatt nebst Zitronenscheibe würden einer netteren Garnitur weichen können. Von einer Zitronenpresse will ich gar nicht reden. Was trockenes Schnittlauchstreu dagegen auf einem Wiener Schnitzel zu suchen hat, entzieht sich völlig meiner Fantasie. Der Belag ist jedenfalls schön fluffig, das Ganze mir aber zu fett und ich werde mit wohl nach Fertigstellung dieser Rezension noch etwas zur Beruhigung des Magens gönnen. Der kalte Kartoffelsalat erscheint wässrig, ist bis auf ein paar Zwiebelstückchen ziemlich geschmacklos und wird nachgesalzen, später nach dem Freilegen unter dem Schnitzel wird es besser, dort hat sich der Essiganteil gesammelt.

Eine Frage, ob es geschmeckt hat, kommt erst beim Abräumen. Hier ist sie wieder die Frage des „Umsorgens“, meine Anmerkung dass das Schnitzel okay und der Salat geschmacklos war wird hingenommen.

Ein Kaffee oder Dessert wird abgefragt, der servierte Espresso, hier „kleiner Schwarzer“ ist belanglos 1,80 €.

Anzumerken ist noch, das während des Essens ein Zettel mit den handschriftlich notierten bestellten Speisen auf dem Tisch verbleibt.

Die Toiletten befinden sich im Untergeschoss und hat man den Eindruck, dass wenn oben Renovierungsstau herrscht und die Einrichtung samt Ausstattung aus der Konkursmasse des vorherigen Pächters übernommen wurde, hier unten nur noch kernsaniert werden kann ohne den Toiletten die Sauberkeit in Sicht auf die Hygiene absprechen zu wollen. (untersucht habe ich dieses nicht)

Fazit: Man kann ja ein Restaurant ohne vorherige Generalrenovierung übernehmen, man kann auch auf die Einrichtung zurück greifen, aber eine gewisses „Auffrischen“ sollte doch sein. Das Mindeste ist, dass man einen Eimer Farbe und einen Pinsel in die Hand nimmt

Das Ambiente bekommt mit sehr viel gutem Willen noch einen Stern.
Der Service wäre okay, wenn da etwas mehr Bemühen um die Gäste gewesen wäre, die Kapazität dazu wäre bei dem leeren Lokal auf jeden Fall dagewesen.  Zwei Sterne

Das Essen von der Präsentation her schwach, die Schnitzelgröße sehr gut aber das ist leider nur ein Aspekt. 2 Sterne

Sauberkeit oben soweit okay, aber dazu zählt auch die starke Abnutzung vor allem im Untergeschoss und ein herausgebrochenes Loch im der Buffetttheke oder in der Decke sowie eine Schmuddeligkeit der Wände und Decken muss nicht sein und da wäre ja auch noch der Aschenbecher.

Hätte ich nicht das Untergeschoss gesehn mit gutem Willen 2 Sterne aber so nur 1. Gerade weil hier mit relativ wenig Aufwand am ehesten Verbesserungen möglich wären, diese aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht in Angriff genommen werden. ZB. liegt hier auf einer Ablage eine Babywickelunterlage. An für sich ist da nichts einzuwenden, ich käme aber wegen deren Aussehen nie auf die Idee diese für mein Kind zu benutzen.
Nur ein Punkt von mehreren.

Preisleistungsverhältnis: Aufgrund der Schnitzelgröße 2 Sterne.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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