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Nun denn, heute ist es im erlauchten Kreis das Primitivo geworden. Es reisen Ärzte und Manager aus Berlin und Wolfsburg an und der „Geheim-Tipp“ kommt aus diesem Umfeld. Ein Tisch für 10 Personen ist für 17:00 Uhr bestellt.
Das Restaurant betritt man über eine Stufe an der Hausecke. Ein paar Eingänge die Straße runter ist auch noch die Primitivo-Bar. Beide kann man gerne zusammen betrachten, da über innen liegende Gänge die beiden Räumlichkeiten verbunden sind (Stufen rauf und runter). Geteilt werden die Küche mit einem offenen Pass und die Sanitären Einrichtungen mit geschlossenen Türen.
Direkt beim Eintreten wird man von dem deckenhohen, beleuchteten Weinregal fasziniert – das schafft richtig Ambiente. Doch auch sofort fällt auf, dass es recht schallend und laut ist, obwohl noch nicht alle Tische belegt sind. Wir entdecken schon die ersten Mitesser und begrüßen uns. Was uns nicht auffällt ist eine Garderobe, an der wir unsere Jacken/ Mäntel lassen können.
Das nächste was auffällt ist, wie eng die Tische stehen. Nun denn, es wird durchgerutscht und ein Stuhl auf unsere Seite zur Garderobe umgebaut. Wenn von den Nachbartischen wer rausgehen möchte, muss man schon verdammt nah an den Tisch rücken, damit ein Durchkommen möglich ist – und ich bin nicht gerade stämmig gebaut.
Von den Mitessern bekommen wir bestätigt, dass es letztes Mal die Nische einen kleinen Treppenabsatz rauf gab – dort ist es ruhiger und bequemer.
Von einer Servicekraft werden auch wir jetzt freundlich begrüßt und bekommen eine gebundene Getränkekarte und die A4-Speisekarte präsentiert. Wir weisen noch darauf hin, dass noch Nachzügler erwartet werden und die Servicekraft verspricht in ein paar Minuten wegen der Getränkewünsche wiederzukommen.
Nun können wir ein Erdinger Weizen a-frei (0,5 l für 4,50€) und eine Flasche stilles Wasser ordern (laut Bon Coralba Frizzante 0,75 l für 6,50). „Ui denke ich mir, preislich doch schon ambitioniert für ein Bier“.
Dieser Gedanke verstärkt sich sofort beim Blick auf die kleine aber feine Speisekarte. Das Kürbisschaumsüppchen öffnet den Reigen der Vorspeisen mit 7,50€, die Ligurische Fischsuppe den bei den Hauptspeisen mit 16 €. Aber es ist ja Weihnachten.
Freundlich wird an die anderen Tische ausgeliefert. Netterweise werden meinem fragenden Blick bemerkend die Hauptspeisen noch kurz für mich präsentiert und erklärt.
Also gut, nachdem wir alle vollzählig sind und das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel durchhaben, damit alle Platz finden, können die Bestellungen starten. Für mich darf es das Steaktatar mit Trüffelmayo und Gemüsechips für 14,50 € als Starter sein. Als Hauptgerichte werden es die Spaghetti für uns beide: einmal Salsiccia für 12,50 € und Carbonara für 13,50 €.
Kurz nach der Order erreicht uns je Vierergrüppchen ein Brotkorb und ein Teller. Ein Chef lässt Olivenöl in diesen ein – und nimmt das Fläschchen wieder mit. Erst jetzt mache ich mir die Situation bewusst – vorher war ich in Gespräche vertieft:
Jeweils kleine quadratische Zweiertische sind zu einer Reihe zusammengeschoben. Als Tischdecke dient Papierware einfachster Picknickqualität. Eingedeckt sind Wassergläser und Besteck auf Papierservietten. Und ab jetzt sehe ich eine große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Das Ciabatta in dickeren Scheiben war lecker, grobporig und an einigen Stellen sogar kross. Das Olivenöl wohlschmeckend mild, ohne einen eignen Charakter zu haben. Mit etwas Salz gewürzt schon besser. Tatsächlich hatten wir etwas mehr Brot als Öl, aber wir haben uns über die Tischreihe hinweg gegenseitig ausgeholfen. Der Service ist im High-Noon und verteilt überall Teller.
Kurze Zeit später sind auch wir dran und erhalten die Runde mit den Vorspeisen. Von meinen direkten Nachbarn, mit denen waren wir schon einmal Essen, werden mir die Gerichte zum Fotografieren angeboten – also dort mal einen Blick reinwerfen. Geschmacklich soll das Kürbisschaumsüppchen aber besser als im D-town sein.
Steaktatar mit Trüffelmayo und Gemüsechips für 14,50 €
Für mich ist es das Steaktatar, serviert auf einer Schieferplatte. Ein recht übersichtlicher Haufen mittelfein geschnittenes Fleisch. Gewürzt mit Kapern, Salz und Pfeffer - darauf Gemüsechips drapiert. Begleitet wird das ganze durch etwas Feldsalat mit klassischer Vinaigrette, einen Streifen Kräuterpesto und der Trüffelmayo in einem Schälchen.
Für den Preis habe ich mir schon mengenmäßig mehr erwartet. Das Tartar ist frisch geschnitten und von angenehmer Textur und Temperatur. Die Häppchen auf der Gabel lassen sich im Geschmack mit den Kräutern, gut und intensiv, und der Mayo, leider nur ein zarter Hauch von Trüffelaroma, variieren.
Nach der Vorspeisenrunde entsteht eine kleinere Länge, in der es mir zwischendurch gelingt, ein weiteres Bier zu bestellen.
Spaghetti Salsiccia für 12,50 € und Carbonara für 13,50 €
Die Nudeln selber sind hauchdünne Spaghetti - al dente gekocht und einwandfrei. Zu den scharfen Wurststücken gesellen sich rote und gelbe Paprika-Carrée in einer pikanten Tomatensoße. Handwerklich sehr gut gemacht und meiner Begleitung schon fast zu viel Schärfe.
Das Köhlergericht steht handwerklich in Nichts nach. Geräucherte Schinkenstreifen und die Soße aus Parmesan und Ei sind gut gelungen. Alleine die pfeffrige Note war kaum wahrzunehmen. Dennoch eine geschmacklich gute Sache.
Für den Preis allerdings hätte es etwas mehr sein dürfen.
Da sich die Fern-Anreisenden noch etliches zu erzählen hatten, haben wir uns irgendwann verabschiedet und an der Servicekasse gezahlt. 56 € für zwei gelungene Pasta, eine zu kleine Vorspeise, zwei Weizen und eine Flasche Wasser sind deutliche Anzeichen für Düsseldorf.
Das Setting neben den handwerklich und geschmacklich durchweg guten Speisen reißt meine Bewertung jedoch nach unten:
Papiertischdecken und –Servietten, leichte Kalkablagerungen an den Weingläsern verlangen nach Polieren, keine Garderobe, so dass mancher Mantel und das Gucci-Täschchen auf dem Schoß gehalten werden, die Enge der Tische…
Als Fazit also: Kann man machen, gibt es woanders aber sicherlich bequemer und schicker.