Zurück zu Beef and Reef
GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Beef and Reef in 30171 Hannover bewertet.
vor 9 Jahren
"Ein neuer Stern in Hannovers Südstadt"
Verifiziert

Geschrieben am 06.09.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Beef and Reef
Besucht am 04.09.2015
Wir waren verabredet mit ryanair und Frau für 19:30. Wir waren eher da und wurden von der Chefin (es gibt nichts anderes als Chefs hier) freundlich in Empfang genommen . Ein Tisch in einer akustisch etwas ungünstiger Lage (am Ende eines Trichters) wurde uns zugewiesen.

Eine frische weiße Rose stand auf dem Tisch, in der Innenfensterbank ein Strauß roter Gladiolen. Der Tisch war gut gedeckt mit Servietten aus dickem Vlies, blankem Steakbesteck, Salz- und Pfeffermühle. Natürlich fehlte die brennende Kerze nicht.

Kritikerkollege ryanair trag samt Ehefrau wenige Minuten später ein. Kurz danach brachte ein anderer Chef die Klemmbrett-Speisekarten und fragte, ob wir schon etwas trinken möchten. Ich war ein wenig verlegen und nuschelte, dass Champagner ja nicht auf der Karte stehe (wir sind nicht so die Fans von Hugo & Co), worauf der Chef anbot, eine Flasche Taittinger für uns zu öffnen. Freudig stimmten wir zu, ganz ohne schlechtes Gewissen gegenüber dem Startup-Unternehmen, weil ich ja wusste, dass meine Frau nichts mehr als Digestif schätzt als ein Glas Champagner. Ein halber Liter war damit ja verkauft, und so einen kleinen Rest können die Chefs dann selbst zum Feierabend trinken, ohne in die Verlustzone zu geraten. Das Glas wurde mit moderaten 9 Euro berechnet.

Das Ambiente ist ansprechend. Nichts mehr deutet auf die Kärntner Hütte hin, die hier vorher residierte. Die dick gepolsterten Stühle ohne Armlehnen ermüden nicht. Die Deckenbeleuchtung besteht aus vielen Fabrikleuchten wie in der Bullerei.

Zusammen  mit den vier Gläsern Champagner orderten wir Wasser medium.  Das Loona feinperlig wird hier routinemäßig im Edelstahlkühler gebracht. Sehr lobenswert. Der Champagner war perfekt temperiert und bildete einen würdigen Auftakt.

Als amuse gueule bekamen wir einen Korb des hausgebackenen und ebenso mutig gewürzten wie knusprigen Weißbrotes mit einer Dill-Honig-Creme . Es wurde gleich angekündigt, jederzeit vom Brot nachzureichen. Wie beim Champagner und beim Wasserkühler geht hier mein innerlicher großer Daumen nach oben. Aufgrund vieler Kleinigkeiten änderte sich die Daumenlage auch später nicht.

Zu den Vorspeisen (Rindertatar, Räucherfischplatte und Carpaccio mit Gernelen) bestellten wir einen Leitz-Riesling zum moderaten Preis (27.-), ein fabelhaft harmonischer und spritziger Riesling, nicht zu spitz und sehr stoffig. 

Das Tatar war exzellent und ohne Ei angemacht. Meine Pumpernickelscheiben vertilgte ryanair, da das schöne Weißbrot ja ein nachwachsender Rohstoff war. Es war ein satte Portion (ich schätze es auf 150 g).

Zum Hauptgericht wählen wir einen Chianti, der sehr gefällig ohne zu starke Holznoten als äußerst süffiger Roter gefiel. Ich denke es war der DOCG Bio-Chianti von Frescobaldi (34,50). Hier kam gleich das Angebot, den Riesling während unserer Beschäftigung mit dem Hauptgericht in die Kühlung zu nehmen. Wir nahmen dies nicht wahr, freuten uns aber über die Aufmerksamkeit.

Da zu den Steaks als wählbare Beilage auch Bratkartoffeln geboten wurden, wollten meine Frau und ich uns diese Intensivprüfung der Küche nicht entgehen lassen. Ofenkartoffeln oder Spicy Wedges bekomme ich an jeder Ecke, gute Bratkartoffeln sind selten.  Sie waren ausgezeichnet. Als Begleitung dieser Leckerei wählte meine Frau das Filetsteak zu 250 g, ich das T-Bone-Steak vom deutschen Jungbullen (nicht jeden Tag verfügbar). Laut Chef sollten hier bei hinreichendem Geschick ca. 500 g Fleisch vom Knochen zu trennen sein. Da ich ein Muster an Geduld und Zielstrebigkeit bin, wenn es um Rindfleisch geht, habe ich bestimmt 520 g gewonnen. Die bestellten Garungsgrade (medium bei meiner Frau, medium rare für mich)waren perfekt getroffen. Die Röstaromen waren fabelhaft. Zu meinem T-Bone-Steak wurde noch eine hausgemachte Steaksoße gebracht, die ich als Purist allerdings unberührt ließ.
Ryanair mit seinem lächerlichen 250-Gramm-Steak war der Einzige, der noch Raum für ein Dessert hatte. Immerhin konnten wir anderen dabei sehen, dass sie das hier auch können.

Kaffee, Espresso u.s.w. wurde uns als Abschied aufs Haus angeboten. Wir machten zum Teil davon Gebrauch uns waren zufrieden.

Insgesamt war der Service top. Das Nachschenken erfolgte zuverlässig. Die Nachfragen nach unserer Zufriedenheit waren ebenso häufig wie dezent. Die Menge der kleinen Aufmerksamkeiten, die richtig guten Service ausmachen, war toll.

Da ryanair zum Bezahlen an die Theke ging, dauerte dies etwas. Eine seiner hervorstechenden Eigenschaften ist, dass er grundsätzlich mit Betreibern und Köchen fraternisiert und in der Regel nach dem ersten Besuch das gesamt Küchenpersonal beim Vornamen kennt.
Es war wieder einmal ein ausgesprochen schöner und kurzweiliger Abend mit den beiden, und wir waren dankbar, dass ryanair das Restaurant bereits vorab allein getestet hatte.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 34 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Shaneymac und 34 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.