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Heute mal mit der Verwandtschaft in Benrath unterwegs. Schwägerin hat das Restaurant Pane & Vino ausgesucht, O-Ton: „Hier waren eigentlich immer alle begeistert.“ In den bisherigen Rezensionen bei RK ist die Begeisterung allerdings sehr gut versteckt… Okay, dann lassen wir uns eben begeistern….
Ziemlich zentral in der Fußgängerzone des südlichen Stadtteils der verbotenen Stadt, Benrath gelegen, scheint der seit Anfang 2012 existierende Laden bereits etabliert (unverkennbar einige Stammgäste) und wirkt gemütlich, innen schätzungsweise 20 Plätze, je nach Bestuhlung der Fußgängerzone insgesamt mindestens das doppelte. Wenn´s richtig voll ist, wird’s wahrscheinlich schwierig, die Küche scheint nicht besonders groß. Dementsprechend ist die Karte auch nicht sehr umfangreich, lässt aber auf frische Zubereitung schließen. Eine Weinkarte existiert nicht und über die angebotenen Flaschenweine gab es nur mündlich eher spärlich Auskunft.
Recht freundlich bei unserem Eintreffen begrüßt, konnten wir den reservierten Tisch (Resopal, nett eingedeckt mit Stoffservietten, Salz und Pfeffermühlen, Olivenöl, Essig, Werkzeug und Gläsern, ein kleines Blumenarrangement rundete das Ganze ab) unmittelbar vorm Eingang des Restaurants einnehmen. Zunächst wurde der Service von einer jungen Dame mit rudimentären Deutschkenntnissen versucht sicherzustellen. Später war dann nur noch der Chef zugange.
Wie bereits angedeutet verlief die Getränkebestellung etwas zäh, die Frage nach den Flaschenweinen wurde eher ausweichend mit wiederholtem Hinweis auf den offenen Leckerpinotgrigio beantwortet. Den angebotenen Gaja wollte die sparsame Verwandtschaft nicht, also bestellte ich ein Weizen. Entsetzter Augenaufschlag des Patrons: „Sowas haben wir nicht, wir sind ein FEINES Restaurant, höchstens italienisches Bier“ Ach so, wegen des allseits bekannten, äußerst strengen, italienischen FEINHEITSGEBOTS verbietet es sich natürlich Getränke anderer Provenienz anzubieten. Nun, die fahlgelbe, fast schaumlose Flüssigkeit hatte ich bereits an den Nebentischen gerne ignoriert, also beschränkte ich mich auf das langweilige SP. Ein Probierschluck des Leckerpionotgrigio von Madame zementierte mein Vorurteil, eher halbtrocken aber säurebetont, ansonsten flach, ein würdiger Vertreter der offen angebotenen Weine in der FEINEN, italienischen Gastronovie.
Vorab gab es Ciabatta-ähnliches Weißbrot, leider nicht aufgebacken und dementsprechend weich, dazu einige gefärbte, entkernte Oliven einen angenehm nach nichts schmeckenden Quark mit Kräuterfragmenten und etwas luftgetrocknetem Schinken, immerhin eine nette Geste.
Nach einiger Wartezeit, die erste Runde der Getränke, Aperol Spritz à 5,50 Euronen, Leckerpinotgrigio à 4,50 Euronen und Wasser 0,75L à 4,90 Euronen war bereits verdunstet, Nachservice wegen Verständnisproblemen wiederum zäh, kamen
| Die Vorspeisen |
Antipasto misto, für zwei Personen (jeweils 11,80 Euronen)
Die üblichen Verdächtigen, Melone mit Schinken, etwas Vitello tonnato, gegartes, in Öl eigelegtes Gemüse (fast keine Röstaromen) Artischockenherzen (Dose), Caprese und Rauchlachs. Nach Aussage der Schwägerschaft was ganz FEINES.
Vitello tonnato (9,90 Euronen)
Der Klassiker schlechthin, Hauchdünn geschnittenes aber komplett durchgegartes, gekochtes Kalbfleisch mit sehr mayonnaisebetonter und damit geschmacksarmer Thunfischsauce und kleinen Kapern, Zitrone fehlte leider. Das können weniger FEINE Restaurants besser, hier hinterließ es keinen bleibenden Eindruck.
Nach wiederum längerer Wartezeit servierte man (der Patron)
| Die Hauptspeisen |
Tagliatelle mit Pfifferlingen und Parmesan, (12,50 Euronen) eine ordentliche Portion Nudeln durchmischt mit einigen gegarten Pfifferlingen. Für die Farbe Tomatenstücke und Rucolablättchen, obendrauf einige Parmesanstreifen. Vom ältesten Neffen für gut befunden.
Rettangoli gefüllt mit Ziegenkäse und Birne, rechteckige, stabile Ravioli mit delikater Füllung und leicht karamelisierten Birnenspalten in einer rosa Sahnesauce, Schwägerin war für 13,50 Euronen begeistert.
Scallopina Limone, drei kleine durchgegarte Schnitzelchen treffen auf recht dünne Sauce, knackig gegartes Romanesco-Gemüse und etliche Rosmarin-Drillinge. Vom Schwager als, in Relation zu 17,50 Euronen, für ordentlich befunden.
Fischvariation, zwei saftig aber nicht glasig gegarte Fischfilets, obwohl mit Haut gegart, diese leider nicht knusprig darauf zwei in der Schale gegarte, entdarmte Riesengarnelen. Diese kaum gewürzt und von recht fest in der Schale haftender Konsistenz. Dies war umso ärgerlicher als das es weder eine Fingerbowle noch ein Erfrischungstuch vom FEINEN Haus gab. Etwas unverständlich auch das angewelkte Rucolablatt und der bitter verbrannten Rosmarin als Garnitur. Der unspektakuläre Beilagen-Blattsalat war selbst für Madame zu dezent mit Dressing versehen. Aber das ließ sich mit dem bereitgestellten Essig und Öl beheben. Eine Sättigungsbeilage gab es für stolze 19,90 Euronen nicht, keine Glanzleistung.
Tagliata Toscana, in der Küche war es höchstwahrscheinlich noch leicht rosa. Nach dem Anrichten und Transport auf den Tisch leider völlig ausgelaugt und durchgehend grau gebraten, zeugte es beeindruckend vom Unvermögen der Küche das Rumpsteak rechtzeitig aus der Hitze zu nehmen und vor dem Aufschneiden ruhen zu lassen. Da dankenswerter Weise nur in übersichtlicher Menge verarbeitet, hielt sich der Muskelkater der Kauwerkzeuge am Folgetag in tolerierbaren Grenzen. Dazu etwas Rucola, Parmesan, sieben (!) Rosmarin-Drillinge zwei Romanesco-Röschen und Parmesan. Das Ganze leider gewürzarm, im Fußbad des ausgetretenen Fleischsafts und mit Balsamicocrème beschmiert. Erneut wünschte ich mich in ein weniger FEINES dafür aber kompetentes Restaurant. Mit 21,90 Euronen für das Gelieferte unterirdisch. Zu
| Den Nachspeisen |
kann ich nicht so viel sagen, da nur von den Verwandten bestellt.
Tartufo, optisch ganz nett, außen wohl Nougat-, innen Vanilleeiscrème und laut Aussage des Neffen ‘knusprig‘ (Eiskristalle?) für 4,90 Euronen nix zu meckern.
Tiramisù, in der einlagigen (flachen) Variante ebenfalls optisch ansprechend und für die Schwägerschaft mit 6,- Euronen gut umgesetzt.
Zusammenfassend ein FEINER Versuch aber auch nicht mehr. Nudelgerichte und Nachspeisen scheinen ganz gut zu gelingen, alles andere ist nach unserer Erfahrung mutmaßlich Glückssache. Der Gesamtschaden für drei Vor-, fünf Haupt-, und zwei Nachspeisen, zwei Aperol Spritz, drei Leckerpinotgrigio, drei SP und zwei Espressi belief sich auf 175,40 Euronen.