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Ansonsten wären wir vermutlich nicht auf dieses kleine, recht unscheinbare Lokal am Barbarossaplatz aufmerksam geworden, das von außen eher wie einer der vielen, beliebigen Asia-Schnellimbisse aussieht mit zahlreichen Fotos der Gerichte an der Hauswand. Dazu kommt ein zunächst etwas sperriger Name, den man möglicherweise noch übernommen hat. Aber aus „Lai de Hao by JuJu & Lu“ ist mittlerweile nur noch „JuJu & Lu Asian Tapas“ geworden. Und damit ist das Konzept eigentlich schon recht gut beschrieben. Das Ganze bekommt mit dem Zusatz „Progressive Asian Food“ allerdings auch gleich einen anspruchsvolleren Anstrich,
Interieur
Theke
der auch durch die Stationen des jungen Küchenchefs Zhengchen Lu bei solchen Kochgrößen wie Paul Pairet („Ultraviolet“, Shanghai), Jean-Georges Vongerichten oder Thomas Bühner („La Vie“, Osnabrück) auf der Homepage betont wird.
Aber uns ist schon klar, dass es hier nicht um Fine Dining geht, sondern um ein unkompliziertes Konzept, das dem Trend zu Sharing-Gerichten folgt und bei dem asiatische Gerichte in kleinen bis mittleren Portionen auf den Tisch kommen. Die Preise dafür sind mit knapp 5 – 8 Euro im Schnitt nicht anders als günstig zu nennen.
Unser erster Besuch führte uns an einem Samstag zum Mittagessen. Mittlerweile hat man allerdings nur noch abends geöffnet. Der zweite Besuch erfolgte dann im September.
Bei beiden Besuchen grüßt die Küche mit ausgebackenen verschiedenen Teigfladen und Sesamdip. Das fettige, aber gut gewürzte Gebäck ist ein schöner Einstieg und auch der Dip macht Spaß.
Teigfladen & Sesamdip
Auch wenn man alle Gerichte auf einmal bestellt und diese theoretisch auch gleichzeitig serviert werden dürften, lässt sich die Küche Zeit und schickt die einzelnen Teller nur nach und nach. Das hat seinen guten Grund, denn dass hier sorgfältig abgeschmeckt und alles selbstverständlich frisch zubereitet wird, ist bereits beim Karottensalat zu spüren. Den durchzieht ein Zitrus-Orangen-Aroma, Kräuter und Sprossen sind nur sehr punktuell eingesetzt und unterstützen den milden Charakter auf angenehme Weise.
Karottensalat
Ein fettes Ausrufezeichen setzen die mit Schweinehackfleisch gefüllten Wantons Szechuan Art. Einen fluffigeren, seidigeren Teig habe ich selten gegessen, einfach nur fantastisch! Ist die Füllung schon sehr aromatisch, wird die Chilisauce ihrem angekündigten „spicy“-Attribut mehr als gerecht.
Wantons Szechuan Art
Spicy, wenngleich auch nicht ganz so scharf, kommt auch der lauwarme Spitzkohl auf den Tisch, der vor allem mit Kernen und Nüssen gepimpt ist. Sehr schön.
Spicy Spitzkohl
Ich lasse mir den Zander mit Gewürzkruste empfehlen, der weniger mit einer Kruste als mit einer Gewürzschicht auf der Haut serviert wird. Dazu gibt es eine milde, aber füllige Pilzbrühe, die fast nussig und buttrig abgeschmeckt ist sowie fein geschnittene Einlagen aus Eierstich und Gemüse, Pak Choi und recht groben, harten Tomatenstücken. Da dies für mich eher eine Art Eintopf mit zugegeben gut bemessenen Fischstücken ist, war die Erwartungshaltung, auch was die angekündigte Gewürzkruste angeht, vielleicht einfach eine andere. Vollends überzeugt mich das nicht.
Zanderfilet
Deutlich näher wieder an einem chinesischen Geschmacksbild ist dann das geschmorte Rindfleisch in einer markanten, aber nicht scharfen Tomaten-Austern-Sauce. Das Fleisch ist super zart und die wenigen, aber gut ausgewählten knackigen Gemüse lassen dem Hauptdarsteller genug Raum.
Rindfleisch geschmort
Sehr puristisch kommt der Oktopus auf den Tisch. Zwei Pulpoarme, gut gewürzt und recht zart, kommen zusammen mit einer sehr zurückhaltend abgeschmeckten Aioli und einer Kräutercreme.
Octopus / Laqué / Aioli
Die Konsistenz des Buns könnte etwas fester sein. Das Teigstück ist zwar recht fluffig, zerbröselt aber auch leicht, so dass es sich kaum mit den Händen essen lässt. Dafür ist die Füllung aus geschmortem Schweinebauch, frischen und gepickelten Gemüsen, Hoisin-Sauce und Sesam umso überzeugender.
Schweinefleisch Bun
Aus der Kategorie der etwas größeren Gerichte stammt auch die dicke Schweinerippe, die ebenfsalls butterzart geschmort ist und diesmal tatsächlich mit einer Gewürzkruste ummantelt ist. Chimichurri und eine Tomatensauce ergänzen das Fleisch auf würzige Weise. Die Kartoffeln dazu wirken fast wie eine typisch deutsche Sättigungsbeilage und hätte es für mich gar nicht zwingend gebraucht, aber sie stören auch nicht.
Dicke Schweinerippe aus der Region / Tomatensauce / Chimichurri
Obwohl ich bereits gut gesättigt bin, nasche ich auch beim zweiten Besuch noch vom Teller meiner Begleitung. Auch der Mapo- Tofu gefällt mir gut. Die Bohnensauce lässt ihre moderate Schärfe erst im Nachgang frei, dann aber zusammen mit dem Szechuan Pfeffer sehr pointiert. So gefällt mir Tofu ausgesprochen gut.
Mapo Tofu / Szechuan Pfeffer / scharfe Bohnensauce
Bei beiden Besuchen hat das „JuJu & Lu“ eine sehr gute Leistung und Küche abgeliefert, die sich fernab von Ente süß-sauer positioniert. Hier wird sehr sorgfältig gekocht und pointiert gewürzt. Dass dabei durchaus auch europäische Einflüsse erkennbar sind, ist bei der Laufbahn des Kochs sicher beabsichtigt.
Nun sollte man nicht erwarten, dass die Geschichte der asiatischen Küche hier neu geschrieben wird, aber die kleinen Gerichte machen durchweg Spaß und einige Gerichte, wie z.B. die Wantons, die Schweinerippe, der Tofu und sowieso alle Gemüsegerichte sind für ein Restaurant in dieser Preisklasse schon überdurchschnittlich gut.
Der Service ist bei beiden Besuchen stets freundlich und mit Erklärungen zur Seite. Natürlich stehen hier neben Tees auch chinesische Biere zur Auswahl, aber seinen Anspruch, hier auch Höherwertiges anzubieten, beweist man mit einer ordentlichen Auswahl von Craft-Bieren und einer respektablen, akkurat bepreisten Weinkarte.
Klare Empfehlung also für alle, die Spaß am Sharing-Konzept mit ungewöhnlicheren, aber immer massenkompatiblen asiatischen Gerichten haben. Die günstigen Preise lassen zudem Freude aufkommen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/juju-lu-asian-tapas-koeln/