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Das beliebte, am Südrand des Bienwalds gelegene Ausflugslokal eignet sich hervorragend als Rastgelegenheit während einer Radtour oder als Einkehradresse nach einer Wanderung entlang der Lauter, die hier nur ein paar Meter entfernt vorbeifließt. Oder man verzichtet auf den Kalorienverbrauch im Vorfeld und kommt hier ganz gezielt in bestbürgerlicher Absicht vorbei.
Denn wer auf hausgemachte, handwerklich einwandfrei zu Porzellan gebrachte deutsche Küche aus qualitativ guten Zutaten steht, dem sei ein regelmäßiger Besuch dieses familiengeführten Traditionsgasthofs ans Herz gelegt. Für uns ist ein Abstecher zu „unserer Mühle“ immer ein kleines kulinarisches Highlight, da hier unserer Vorliebe für delikate Wildgerichte gerne entsprochen wird.
Die legendären Rehnüsschen und der geschmorte Rehbraten aus dem benachbarten Bienwald gehören schließlich zum Standardrepertoire von Küchenchef Philipp Roth, der den elterlichen Betrieb 2010 übernahm und ihn seitdem zusammen mit seiner Frau Miriam mit Fingerspitzengefühl und Bodenhaftung erfolgreich weiterführt.
Die Modernisierung der Räumlichkeiten ist mittlerweile abgeschlossen und so kann man sich ganz aufs Kerngeschäft konzentrieren. Denn auch in den geschmackvoll renovierten Gasträumen munden die alten „Bienwaldmühlen-Klassiker“ wie etwa die Medaillons vom Lammrücken oder die Edelfischvariation an Rieslingsauce wie eh und je. Ein paar Empfehlungen der Saison hat man auch immer parat, was der Abwechslung auf dem Teller guttut.
Und bei gutem Wetter lässt es sich auf der hübsch angelegten Gartenterrasse ganz ausgezeichnet unter freiem Himmel genießen. Wir erwischten einen goldenen Oktobertag, der uns im Vorfeld mit Kind und Buggy durch unwegsames Bienwaldgelände führte. Da hätte ich mal lieber die Machete eingepackt…
Nach der kleinen „Exkursion“ in die Lauterniederung, hofften wir auf kulinarische Wiedergutmachung in unserer Lieblingsmühle. An jenem herrlichen Sonntagmittag war „Draußensitzen“ quasi Pflicht. Wir hatten Glück, dass auf der Terrasse noch ein Tisch für uns frei war, denn unsere Entscheidung, hier einzukehren, fiel recht spontan. Immer gut, wenn man die Chefin vom Service kennt.
Das letzte Mal saß ich hier bei schönem Wetter zusammen mit Mutter, um das Menü für ihren 70.Geburtstag zu besprechen. Natürlich bei einem leckeren Kalbsrahmschnitzel aus Philipp Roths Küche. Manchmal würde man gerne die Zeit zurückdrehen…
Wir saßen recht zentral auf der Terrasse, aber Gott sei Dank nicht komplett in der prallen Sonne. Die Vegetation um uns herum spendete angenehmen (Halb)Schatten. Bald hielten wir das Speisen- und Getränkeprogramm in den Händen und konnten dieses auch ganz entspannt studieren, da unser quirliges Mädel bereits mit anderen Kindern in Sichtweite interagierte. Ich hätte nie gedacht, dass beim Restaurantbesuch das Vorhandensein von geeignetem Spielgerät für Kinder einmal so einen hohen Stellenwert einnehmen würde. Wie sich die Zeiten doch ändern.
Natürlich bekam das Töchterchen wieder ihre dünn gemixte Apfelsaftschorle (0,25l für 3,30 Euro), während sich meine Frau und ich mit einer Flasche Mineralwasser der Marke Teinacher (0,7l für 5,30 Euro) begnügten. Das durchaus reizvolle Aperitif-Angebot des Hauses überblätterte ich geflissentlich. Bevor es mit den kulinarischen Evergreens so richtig losging, blieb ich bei der saisonalen Empfehlung des Tages hängen: Medaillons vom Hirschkalb mit glacierten Weintrauben, kräftiger Wild-Jus und hausgemachten Kroketten (31,90 Euro). Da fiel mir die Entscheidung leicht, denn die Chance auf eine solche Fleischspezialität von Hubertus Gnaden bekommt man schließlich nicht allzu oft.
Was für den Herrn der Hirsch, war für die Dame das Reh. Meine bessere Hälfte kam nämlich am geschmorten Rehbraten mit hausgemachten Kartoffelknödeln, Preiselbeeren und kleinem Beilagensalat (24,90 Euro) nicht vorbei. Das Töchterlein durfte sich an Spätzle mit Rahmsoße (5,90 Euro) von der Kinderkarte erfreuen. Welches zweijährige Kind kann da schon „Mag ich nicht!“ sagen?
Ich bin immer wieder von der gut bestückten und zudem äußerst fair kalkulierten Flaschenweinkarte begeistert. Die 2020er „Black Print“-Rotwein-Cuvée, stets eine verlässliche Bank für Freunde 14%iger Infarktbremsen, vom Ellerstadter Weinpapst Markus Schneider, lässt sich hier für sympathische 37 Euro entkorken. Das nicht viel länger dauernde, rote „Minutenglück“ von Mathias Kleinmann aus Birkweiler bekommt man hier für einen Euro mehr aus dem wohltemperierten Weinschrank geholt.
Ach, könnte man hier einen schönen Abend unter „Weingesinnten“ verbringen, denn auch die weißen Kreszenzen, wie z.B. der Grauburgunder „Letten“ Réserve vom Hainfelder Weingut Koch oder der Sauvignon Blanc „Sonnenberg“ vom VDP-Winzer Johannes Jülg aus Schweigen, sind von ausgesuchter Qualität und darüber hinaus erschwinglich bepreist. Vielleicht betritt ja mein Freund aus Bremen irgendwann mal wieder pfälzischen Boden und bringt gehörigen Weißweindurst mit…
Es dauerte nicht lange, da wurden uns zwei lecker angemachte Beilagensalate serviert. Ich war angenehm überrascht, denn von Salat war bei meinen Hirschmedaillons laut Karte gar keine Rede gewesen. Frisches Blattgrün traf auf ein von leichter Fruchtsüße (Himbeeressig!) bestimmtes Essig-Öl-Dressing mit großem Suchtpotenzial. Dementsprechend schnell waren unsere beiden Salatplatten geputzt. Zwei durch und durch gelungene „Blattbeiträge“ zum Auftakt, die richtig Laune machten.
Und uns die Zeit bis zu den Wildgerichten auf wohltuende Art und Weise verkürzten. Denn plötzlich lachten mich zwei butterzarte, von einer profunden Wild-Jus großzügig umspülte Medaillons vom Hirschkalb herz- und magenerwärmend an. Die mitgelieferten, glacierten Trauben gemahnten an die Zeit der Weinlese, die dank des sonnigen Septembers schon größtenteils abgeschlossen war.
Außerdem sorgten sie für ein paar fruchtsüße Momente, die sich sehr gut mit den edlen, perfekt medium gebratenen Filetstücken vom Hirschkalb vertrugen. Die tiefgründige Wild-Jus schmeckte nach formidablem Saucenhandwerk und wusste als süffige Unterlage für die wohl besten Kroketten weit und breit zu gefallen.
Vier stattliche Exemplare meiner Roth‘schen Lieblingsbeilage wurden à part im Schälchen gereicht.
Die umsichtige Dame, die uns bediente, gab mir zu verstehen, dass bei vorzeitigem Krokettenmangel gerne nachgeliefert werden würde. Ein Angebot, das wir in Anbetracht der großzügig mit Rahmsauce gefüllten Sauciere nicht ablehnen konnten.
Denn auch die übriggebliebenen Spätzle unseres Töchterchens wollten wir ihrer Bestimmung überführen.
Ach ja, auch die Frau an meiner Seite war von ihrem Waidmannsteller restlos begeistert. Die Kombination aus mürbe geschmortem Rehbraten, erdig-dunkler Sauce, süßen Preiselbeeren und fluffigen Kartoffelknödeln der Marke „Eigenbau“ ging vollends auf.
Solche kräftigen Leib- und Seelengerichte funktionieren schließlich nicht nur im Winter. Aber da – zugegebenermaßen – besonders gut.
Beim Nachtisch gingen wir quasi „all in“ und orderten einmal die Dessertvariation „Bienwaldmühle“ (9,90 Euro) für uns drei. Da war für jeden etwas dabei.
Mein Favorit war die herrlich lockere Mousse au Chocolat aus belgischer Schokolade. Unser eisverrücktes Töchterlein fand natürlich auch die beiden Kugeln Fruchtsorbet (Erdbeere und Aprikose) ganz klasse. Nicht zu vergessen das selbst hergestellte Nougat-Parfait, welches das Desserttrio cremig ergänzte. Schön fand ich übrigens auch die Auswahl an reifen Früchten, die den süßen Abschluss etwas auffrischten.
Was ein Glück, wenn man einen so schönen Herbsttag zusammen mit seiner Familie bei derart gelungenen Speisen verbringen darf. Die Bienwaldmühle ist und bleibt eine Pflichtadresse für Wildfleischfreunde und Hausmannskostgänger mit Anspruch. Die idyllische Lage direkt an der deutsch-französischen Grenze, das schmucke Anwesen (samt beschaulicher Außenterrasse) und der freundlich zugewandte Service gehören ebenfalls zu den großen Stärken dieses sympathischen Familienbetriebs. Viele gute Gründe also, um bald mal wieder dort aufzuschlagen…