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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat La Vigna im Hotel Landhaus Herrenberg in 76829 Landau in der Pfalz bewertet.
vor 9 Jahren
"Frische Mittelmeerküche zwischen Weinreben und Wintergarten"
Verifiziert

Geschrieben am 28.09.2015
Besucht am 25.09.2015
Das schmucke Landhaus Herrenberg am Ortsausgang von Landau-Nussdorf befindet sich im Besitz des überregional bekannten Pfälzer Großwinzers Lergenmüller, der unlängst durch den Kauf des traditionsreichen Weingutes Schloss Reinhartshausen im hessischen Rheingau von sich reden machte. Nachdem früher die Pächter mehrmals gewechselt hatten, schien dort in den letzten Jahren mit dem italienischen Restaurant „La Vigna“ eine Ära gastronomischer Kontinuität Einzug gehalten zu haben. Leider ist diese voraussichtlich Ende Dezember diesen Jahres wieder beendet, da der Pachtvertrag für die jetzigen Betreiber nicht verlängert wird und dieser Ort italienischer Genüsse zu einem Fastenlandhaus mit reichlich Kohlsuppe verkommt. Eine fast schon zynische Funktionsumkehr dieses Anwesens.

Noch aber wird hier dem Genuss gehuldigt. Mit dem über die Grenzen der Südpfalz hinaus bekannten Koch Nicola Chinni (Da Gianni Mannheim, Schlosshotel Edesheim, Landhaus Sankt Laurentius Ramberg) und dem Service-Leiter Antonio Carbone haben sich zwei erfahrene Gastronomen gefunden, die das Konzept einer qualitativ hochwertigen und dennoch bodenständigen Mittelmeerküche mit Leidenschaft und Professionalität umsetzen und das Landhaus zu einer richtig guten Adresse italienischer Esskultur gemacht haben. Der schlichte Namen "La Vigna" bezeichnet dabei das Restaurant, während das Hotel weiterhin unter dem Namen "Landhaus Herrenberg" läuft.

Ob auf der bei gutem Wetter geöffneten mediterranen Weinbergterrasse mit Blick auf die Berge des Pfälzerwaldes, der rustikalen Weinstube im hinteren Bereich des Anwesens oder im verglasten „Wintergarten“ mit stilvoll integriertem Designerkamin und feurigem Rot an den Wänden, man sitzt hier äußerst angenehm und komfortabel. Genügend Platz zu den Nachbartischen, entspannte Hintergrundmusik, bequeme Rattanstühle und sauber eingedeckte Tische (Stoffservietten!) zeugen von Geschmack und Liebe zum Detail. Beste Vorzeichen also, um hier entspannte Abende bei südländischen Leckerbissen zu verbringen.

Chinni und seine Küchencrew legen viel Wert auf Produktfrische und Qualität ihrer Waren. Die selbstgemachte Pasta ist hierfür das beste Beispiel. Noch dazu sehen die von den freundlichen Servicekräften an den Tisch gebrachten Teller sehr ansprechend angerichtet aus. Deshalb begeistert mich dieses Restaurant bei jedem Besuch aufs Neue. Vorneweg grüßt die Küche mit den obligatorischen Schälchen (Olivenöl und Fleur de Sel) sowie einem extrem fluffigen Weißbrot, das die aromatische Salz-Öl-Mischung gefällig aufnimmt. Ein einfacher Appetitanreger, der wirklich wunderbar schmeckt und die Geschmacksnerven auf das Kommende adäquat vorbereitet.   

Währenddessen studierten wir die Karte mit den Empfehlungen, welche die normale Speisenkarte saisonal ergänzt. Zusätzlich lauschten wir den Worten von Herrn Carbone, der an diesem Tag frische Steinpilze aus dem Pfälzerwald geliefert bekam und diese in mehreren Varianten (als Pasta bzw. mit Meeresfrüchten oder Fisch) anbot. Der reich gefüllte Korb mit Pilzen stand postwendend auf unserem Tisch und wir konnten uns selbst ein Bild von den frisch gesammelten Prachtexemplaren machen. Dies erleichterte meine Entscheidung für die Tagliatelle Porcini (mit Steinpilzen, 13 Euro) ungemein. Der einzigartige Geschmack dieser frisch zubereiteten Steinpilze machte aus meiner Pasta etwas Besonderes. Und natürlich waren die Nudeln keine Minute zu lange im Salzwasser.   

Vorweg wählte ich mit dem lauwarmen Meeresfrüchtesalat an Olivenöl und Limonen (16,50 Euro) einen regelrechten „Chinni-Klassiker“. Ich gestehe, dass ich bei diesem Gericht extrem vorsichtig bin, was seinen Verzehr angeht. Wahrscheinlich ist diese Vorsicht in den allermeisten Fällen völlig unbegründet, aber sicherlich eine Erklärung für die Tatsache, dass ich es – außer in Meeresnähe – eigentlich nie bestelle. Und ich habe meine Wahl nicht bereut. Mehr Meer hatte ich selten auf dem Teller. Der lauwarme Pulpo war ein zarter „Poseidonsgruß“, die Scampis und die Jakobsmuscheln standen ihm in nichts nach. Dazu eine Art Vinaigrette aus feinstem Olivenöl mit ein wenig Zitronensaft aufgefrischt und ein paar Kapern für die Würze. So einfach und doch so gut.   

Meine Begleitung orderte die mit Brasato (Rinderhackmasse) gefüllten Ravioli in einem köstlichen Tomaten-Basilikum-Sud (13 Euro) als Vorspeise und zog mit den Spaghetti frutti di mare (12,50 Euro) im Hauptgang - was den Meeresfrüchtekonsum an unserem Tisch betraf - gleich. Beide Pasta-Gerichte kamen mit würzigen, tadellos abgeschmeckten Saucen an den Tisch. Bei letzterer dachte ich gleich an meine hier verzehrten Miesmuscheln im April letzten Jahres. Auch diese waren mit einer herrlich aromatischen „Tomaten-Tunke“ ausgestattet und ließen mich den Brotkorb mehrfach leeren.   

In der vom Angebot her überschaubaren Speisenkarte tummeln sich jeweils eine Handvoll Pizzen und Pastagerichte, die von vier Fleischklassikern (Piccata milanese, Saloppina Sorrentina, etc.) und ein paar Fischtellern (Lachs, Zander, Scampis) flankiert werden. Preislich überklettert man nur bei den exquisiten Fleisch- und Fischspeisen von der Extrakarte die 20-Euro-Hürde. Den Wolfsbarsch („Branzino“) aus dem Ofen an gegrilltem Gemüse gibt’s für 2 Personen (48 Euro), manchmal sogar in der Salzkruste. Sehr variabel zeigt sich dagegen die Auswahl an Vorspeisen. Daher für Unentschlossene ein Tipp: die Vorspeisen-Variation von der Empfehlungskarte (16,50 Euro). Da ist dann von fast allem ein kleiner Happen drauf und man kann sich einen guten Überblick verschaffen, was das Küchenteam so zu bieten hat.

Ich wünsche den beiden Betreibern vom „La Vigna“ für die Zukunft alles Gute und dass sie eine ähnlich ansprechende Location für ihre Auffassung von geradliniger, italienischer Frischeküche finden, wie das in Nussdorf der Fall war. Ihr im Juli letzten Jahres eröffneter „Zweit-Betrieb“ namens „Buonappetito“, ein italienisches Selbstbedienungsrestaurant im „Gillet-Hagebaumarkt“ des Landauer Gewerbegebiets Nord, scheint jedenfalls gut angelaufen zu sein. Von Montag bis Samstag wird hier zwischen 10 und 19 Uhr der Hunger der Baumarktbesucher mit italienischen Leckereien gestillt. Von der Qualität und der Auswahl der Gerichte lässt sich das Angebot dieses Italo-Imbisses nicht mit dem hohen Standard des „La Vigna“ vergleichen. Aber die selbstgemachte Pasta von Maestro Chinni kann man ja auch nach Hause mitnehmen…
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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