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Das Mémoires D‘Indochine befindet sich in den Mannheimer C-Quadraten und hat sich ganz dem kulinarischen Erbe Indochinas verschrieben. Es nimmt seine Gäste auf eine aufregende Reise durch die aromatische Frischeküche Südostasiens mit. Dabei liefern alte Familien-Rezepte die Basis für ungewöhnliche Geschmacksentdeckungen abseits der üblichen „Curry & Co-Verdächtigen“ aus Fernost.
Indochina, ehemals französische Kolonie in Südostasien, umfasst heute die Länder Laos, Kambodscha und Vietnam. So vielfältig die kulturellen und politischen Einflüsse in der Vergangenheit, so mannigfaltig auch die verschiedenen kulinarischen Stile, die sich in der laotisch und vietnamesisch geprägten Fusion-Küche des Restaurants wiederfinden. Das Mémoires D‘ Indochine lässt sich nicht in die typische Asia-Schublade stecken. Und gerade das schafft ein hohes Maß an Authentizität. Dazu noch eine ganze Menge südostasiatisches Lebensgefühl, das schon bei der effizienten Gestaltung des Gastraumes beginnt.
Mit viel Liebe zum Detail, angefangen bei dem geschmackvoll entworfenen roten Logo über der Eingangstür, den vom Mannheimer Institut für Raumfreiheit zweckmäßig gefertigten, schnell verschiebbaren Holztischen, bis hin zum omnipräsenten, stets einsehbaren Küchenwürfel, wurde hier die richtige Mischung aus Funktionalität und Lebensgefühl gefunden. Viele kleine Accessoires, wie beispielsweise die Lampions an der Decke, die Speisekarte mit kolonialem Holzcover oder die für Glück stehende, in königlichem Rot gestrichene Wand, tragen zum modern-schicken Ambiente des Lokals bei. Dies alles erzeugt eine lockere, ungezwungene Casual-Dining-Atmosphäre, wie gemacht für ein junges, genussfreudiges Publikum, das sich gerne auf etwas Neues einlässt.
Einziges Manko: die rege Betriebsamkeit und die recht eng beieinander stehenden Tische erschweren die Tischgespräche aufgrund des erhöhten Geräuschpegels. Für ein romantisches Dinner zu zweit ist dieses Restaurant deshalb wohl eher ungeeignet. Und dies passt nicht in das Konzept der Betreiber, die in Anlehnung an die trubelige, asiatische Esskultur derer Großstädte eine Atmosphäre der Kommunikation und des Austausches (auch von Teller zu Teller!) schaffen wollen. Das geht natürlich etwas zu Lasten der Gemütlichkeit, was uns jedoch nicht sonderlich gestört hat. Urbanität hat eben auch ihren Preis.
Zum Einstieg wählten wir die „Entrées d‘ Indochine“, ein nicht nur optisch sehr ansprechender, gemischter Vorspeisenteller (14,50 Euro), der einmal quer durch das Angebot führte. Mit knusprigen Frühlingsrollen, minzig-frischen Sommerrollen, einem herrlich nach Zitronengras duftenden gegrillten Hühnerkotelett, leckeren Garnelen im Backteig und diversen Saucen zum Dippen, blieben keine Wünsche offen. Jede der Vorspeisen schmeckte exzellent, war frisch zubereitet und machte Lust auf mehr. Die hausgemachte Ingwer-Limetten-Limo (3,90 Euro) konnte als alkoholfreier Begleiter punkten. Unter dem Namen „Laap ngua Paksé“ verbarg sich ein stimmig angerichtetes Rindfleischgericht laotischer Prägung mit ordentlich Klebreis, frischem Koriander und knackigen Frühlingszwiebeln. Zusammen mit dem „Boeuf Luc Lac“, einem in Reiswein geschwenkten argentinischen Roastbeef (schön medium) mit Langkorn Duftreis, war es mit 13,90 € das teuerste Gericht auf der Karte. Beide Reisgerichte waren sehr harmonisch abgeschmeckt und strotzten vor Frische und Produktqualität. Die Entscheidung fiel meiner Begleitung nicht leicht, bietet doch die Speisenkarte neben 4 verschiedenen Nudelgerichten und 6 lecker klingenden Variationen mit Reis, auch eine Handvoll vegetarische Gerichte, sowie einige leckere Suppen vorweg. Sie entschied sich für die traditionelle „Pho“, einer in duftender Brühe daherkommenden Reisbandnudelsuppe (9,70 Euro), deren feines Aroma zu mir herüber zog. Bei meiner jüngsten Stippvisite probierte ich den Glasnudelsalat mit Hühnchenstücken und Chili aus. Ein fruchtig-scharfer „Muntermacher“ mit geriebenen Nüssen und frischem Koriander on top – und das für unter 10 Euro.
Die leichte Küche Indochinas hat viele Vorzüge. Zum Beispiel ist da immer noch etwas Platz für ein köstliches Dessert. Die Wahl fiel auf das hausgemachte Schichtkonfekt aus Tapiokamehl und Pandan-Blätter-Duftextrakten sowie dunklen Klebreis mit Mangostückchen und Sesam. Beides nicht zu süß geratene Versuchungen für jeweils 3,90 Euro und sensationell, sowohl in der Anrichtung, als auch im Geschmack. Wir waren mehr als begeistert. Für Biertrinker interessant: ein vietnamesisches Saigon Beer und ein Reisbier aus Laos (jeweils zu 3,40 Euro im 0,33 l-Fläschchen) erweitern auch hier den Horizont.
Ein absolutes Muss für Freunde der hierzulande eher dünn gesäten indochinesischen Esskultur. Die funktional modern gehaltene Ausstattung passt gut zum kulinarisch-gastronomischen Gesamtkonzept des Restaurants. Ein hohes Geschmacks(erlebnis)-Niveau zu bezahlbaren Preisen in unkompliziertem Ambiente. Schade, dass es dieses Restaurant nicht schon Mitte der 90er Jahre gab. Dafür allein würde ich glatt noch einmal ein Semester in Mannheim studieren...