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Chefkoch Patrick Pierau hat deutschfranzösische Wurzeln, weshalb es nicht verwundert, dass sein gastronomisches Konzept auf einer elsässisch geprägten Regionalküche basiert. Er hat – unterstützt von seiner Frau und seinem Bruder – im Juli 2013 das Restaurant „Zur Radrennbahn“ im Ludwigshafener Ortsteil Friesenheim eröffnet. Davor betrieb er das Restaurant „Zum Jagdhorn“ im Frankenthaler Hofgut Petersau, das mittlerweile nicht mehr existiert. Schön, dass seine deftige Elsässer Küche in Ludwigshafen gut ankommt. Da wundert es auch nicht, dass die Namen der Gerichte zuerst auf Französisch in der Speisenkarte stehen. Auch darin unterscheidet sich Pieraus Radrennbahn von der üblichen gutbürgerlichen Masse und hebt es in gastronomischer Hinsicht hervor.
Von außen wirkt die Gaststätte eher unscheinbar. Die typische Vereinslokaloptik lässt einen fast daran vorbei fahren. Neben der Wirtschaft erleichtert ein ausreichend angelegter Parkplatz die Unterbringung des Gefährts. Aufstelltafeln mit ein paar Tagesangeboten zieren den kurzen Treppenaufgang ins Innere. Dort angekommen, ist man positiv überrascht von der rustikalen Gemütlichkeit und Wärme, die das Innere ausstrahlt. Freiliegende Holzbalken an der Decke, gemauerte Backsteinbögen, die an einen Gewölbekeller erinnern, bequem gepolsterte, urige Holzstühle und –tische sowie eine dezente Beleuchtung sorgen für ein angenehmes Wohlfühlambiente, wie man es auch in so mancher Pfälzer Weinstube vorfindet. Mit den 60 Sitzplätzen im behaglichen Gastraum sowie dem nochmals 25 Sitzplätze fassenden Nebenzimmer ist man hier auch für größere Gesellschaften gerüstet. Der liebevoll gestaltete Flyer auf unserem Tisch verriet uns außerdem noch die Existenz eines Biergartens, auf dem bis zu 80 Personen Platz finden.
Unser Durst verlangte nach einem naturtrüben Zischke-Kellerbier aus der Bügelflasche (2,90 €), sozusagen unser Aperitif aus dem Hause Karlsberg. Die eigentliche Aperitif-Karte lockt mit Französischem. Pernod, Picon-Bier, Poire fermier und Crémant d‘Alsace machen einem die Wahl nicht leicht. Egal für was man sich entscheidet, die recht umfangreiche Auswahl macht Laune und ist gleichzeitig ein guter Auftakt für die Genüsse, die darauf folgen. Die Vorspeisenauswahl bietet französische Klassiker, wie beispielsweise Froschschenkel oder Schnecken. Auch eine Handvoll Salatvariationen stehen auf der übersichtlich gestalteten Speisekarte. Wer es mediterraner mag, bestellt entweder gegrillte Peperoni (6,40 Euro), gebackenen Schafskäse (7,40 Euro) oder in Knoblauch gebratene Riesengarnelen (13,90). Feinschmecker dürfen sich hingegen an gebratenen Jakobsmuscheln auf Selleriepüree (16,90 Euro) laben.
Wir entschieden uns für die Waldpilzcrèmesuppe mit Sahnehäubchen (4,90 Euro), den Schafskäse aus dem Steinbackofen (7,40 Euro) und die Schnecken in hausgemachter Kräuterbutter (6 Stück für 7,20 Euro). Jede Vorspeise verdiente das Prädikat „besonders lecker“. Die Suppe schmeckte dezent nach Waldboden und war eine ordentliche Portion. Der Schafskäse hatte genau die richtige Würze und wurde mit einer geschmacklich gelungenen Tomaten- Oliven-Peperoni-Knoblauch-Ausstattung geliefert. Die Schnecken „à la bourguignonne“ dufteten herrlich nach Kräuterbutter.
Beim Hauptspeisenangebot kommt der Fleischesser voll auf seine Kosten. Von ausgefalleneren „Schnitzeleien“ wie zum Beispiel dem „Escalope de veau trocadéro“, einem mit Käse und Schinken überbackenen Kalbsschnitzel in Rieslingsahnesauce (17,40 Euro), bis hin zu Elsässer Traditionsgerichten, wie etwa „Baeckeoffe“ (für 2 Personen und nur auf Vorbestellung), wird hier allerlei Herzhaftes aufgetischt. Und das inklusive einem frischen Vorspeisensalat, dessen Essig-Öl-Dressing hervorragend schmeckt. Wahlweise werden als Beilagen Pommes Frites, Bratkartoffeln, Reis oder Tagliatelle gereicht.
Unsere Entscheidung fiel auf das Cordon Bleu vom Kalb (17,90 Euro), das man im Original mit Münsterkäse-Füllung erhält. Im Gastraum war das Plattieren des Fleisches aus der Küche hörbar. Ein Wohlklang im Ohr eines jeden Schnitzel-Liebhabers. Dazu bestellte ich eine auf kräftiger Jus-Basis hergestellte Jägersauce, die noch nicht einmal auf der Rechnung auftauchte. Sachen gibt’s! Da wird in anderen Lokalen für ein vergleichbares Convenience-Sößchen gern mal abkassiert.
Das bereits erwähnte Trocadéro-Schnitzel schmeckte vortrefflich, wenn sich auch die Riesling-Note bei der Sauce (aufgrund des massiven Weineinsatzes) leider etwas in den Vordergrund drängelte. Der „Coq au vin“ (11,90 Euro) wurde als lang gegarter, halber Hahn mit dunkler Pinot noir-Sauce und Tagliatelle serviert. Sein Fleisch war schön zart und die Sauce hatte genug Dampf unterm Kessel. Wer denkt da schon an Riquewihr, wenn man für knapp 12 Euro so eine elsässische Spezialität im pfälzischen Friesenheim genießen kann? Wir jedenfalls nicht!
Schön auch, die gute Auswahl an offenen Weiß- und Rotweinen, die zu zivilen Preisen ausgeschenkt werden (im Schnitt um die 4 € für das Viertel). Neben einigen Kreszenzen von Schloss Friedelsheim und dem rheinhessischen Weingut Bechtel aus Worms-Heppenheim, befanden sich auch ein Pinot Gris und ein Edelzwicker aus dem Nachbarland auf der Weinkarte. Letzterer korrespondierte den Hauptgang vortrefflich. Schlussendlich machte das mit Nuss-Eis angerichtete Quark-Waldbeeren-Gratin (7,50 Euro) die leider ausgegangene Crème brulée schnell vergessen.
Bei der gutbürgerlichen Küche von Chefkoch Pierau liegt die Betonung eindeutig auf „gut“. Schnörkellos und ohne Firlefanz werden hier elsässische Klassiker aufgetischt. Und das in rustikal gemütlichem Ambiente und zu Portionen, die auch größerem Hunger gewachsen sind. Dass alles frisch zubereitet an den Tisch kommt, schmeckt man in der Tat. Ein wirklich empfehlenswerter Ort für gutes Essen. Und für Freunde der deftigen Elsass-Küche ein echter Zugewinn.