Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Allgemein:
Nach vielen Jahren bot sich die Gelegenheit eines Abendessens in Münster. Statt der ansonsten von mir gerne besuchten Griechen in den Weiten der Republik, stand mir der Sinn nach deftiger westfälischer Küche. Als Bremer muss man dem in Westfalen im Winter sehr beliebten Grünkohl (mit Mettenden) keine Referenz erweisen. Eine sehr alte Erinnerung riet mir zu Pfefferpotthast.
Leichter gesagt als gefunden! Nur die Homepage des Drübbelken versprach dieses klassische Gericht. Die Lokalität passte nach der Internetform aber auch zu meinem Wunsch, rustikal einzukehren.
Am Rande der Münsteraner Altstadt bedient das Drübbelken alle Klischees einer urig-rustikalen-gemütlichen Speisegaststätte. Man werfe nur einmal einen Blick auf die Homepage http://www.druebbelken.de.
Am Montagabend waren etliche Tische besetzt. Ältere Paare, englischsprachige Stadttouristen und eine Lehrgangsgruppe von Zollbeamten konnte ich ausmachen.
Alles in allem habe ich den Besuch im Drübbelken nicht bereut und kann das Restaurant für Freunde rustikaler Küche gerne empfehlen. Von der westfälischen Regionalküche sollte man aber keine Spezialgenüsse erwarten.
Das Preis-Leistungsverhältnis sehe ich bei vier Sternen.
Service:
In dem engen Lokal landet man nach dem Eingang an einem kleinen Tresen, wo man schnell von einer der Servicekräfte angesprochen wird. Obwohl ich alleine war, wurde mir ein Vierertisch auf einem kleinen Podestbereich am Ende des schlauchförmigen Hauptraums angeboten.
Die weiblichen Bedienungen sind mit langen Röcken traditionell gekleidet. Ich erlebte sie als aufmerksam und freundlich. Kleine Fragen nach dem Genus des Pfefferpotthasts und zum Interieur stießen auf Bemühen (Genus unbekannt) bzw. Sachkunde (Interieur, siehe unten).
Meine Getränke und Speisen kamen recht flott, wobei der Abstand zwischen Suppe und Hauptgang nicht zu kurz ausfiel.
Für den Service 3,75 Sterne
Im Ausschank die Biere der Münsteraner Brauerei Pinkus Müller, auch gemixt wie im beliebten Krefelder (Altbier und Cola). Die Preise leicht ambitioniert (0,25 l 2,50 €, der halbe Liter liegt bei 4,60 €). Auf der Getränkekarte findet sich eine Seite mit badischen Weinen (0,2 l Weißer ab 4,80 €, der Rote beginnt bei 5,10 €). Die Flasche Wasser 0,75 l kommt auf stolze 5,90 €.
Ich hatte zwei Pinkus-Biere probiert (Pils und Spezial), die mich als Jevermann nicht von der Sitzbank hauten. Gut der eiskalte Eversbusch Doppelwacholder (2,90 €), den ich im Rheinland und in Westfalen mit seinen 46 % gerne nach deftigem Essen in den Magen gieße.
Essen:
Auf der Homepage finden sich die Speisekarten.
Man arbeitet im Drübbelken selbst gerne mit Einlegern und Aufstellern, so dass viel Papier auf dem Tisch liegt und sich die Systematik der Karte nicht auf Anhieb erschließt. Lobenswert die gute Auswahl an kleinen Gerichten mit Brot und Pumpernickel als Quasi-Bierhappen zum Pils- und Korntrinken.
Erst einmal gibt es ein Pöttchen mit leicht gewürztem Quark und drei Scheiben ordentlichem Stangenweißbrot. Fast ungewöhnlich für dieses gastronomische Genre. Besser gepasst hätte Schmalz (findet sich auf der Karte) mit Bauernbrot. Aber ich konnte mir mit dem Quark die Zeit bis zur Kaminsuppe (4,60 €) vertreiben.
Diese erfüllte erst einmal meine Grundbedingungen an eine Vorsuppe: Heiß, gut bemessen und eine merklich stückige Einlage. Es fanden sich Paprika, Champignons und Schweinefleisch in der rötlichen und leicht sämigen Suppe. Gekrönt wurde sie durch einen Sahneblubb mit geschrotetem Pfeffer. Die leicht säuerliche Note erinnerte mich stark an Soljanka. Für einen kalten Wintertag ein sehr guter Auftakt!
Auf dem Blatt "Aus der Westfälischen Küche" hatte ich den Pfefferpotthast für 14,90 € entdeckt.
Was uns der Name des Gerichts sagt und eine Grundrezeptur finden sich auf http://www.kochwiki.org/wiki/Pfefferpotthast.
Als Beilage ein Glasschälchen mit Süß-Saurem (Rote Beete, Aziagurke). Scheint Tradition zu sein, kulinarisch drängt es sich nicht auf.
Der Pfefferpotthast selbst ist ein Schmorgericht, grob vergleichbar mit Gulasch. Reichlich Rindfleischstücke, die von Gabelzart bis gut schneidbar gegart waren, finden sich in einer gebundenen Soße, in der ich Kapern als eine geschmacksspendende Würzung fand, die aber nicht dominant waren. Obenauf wieder geschroteter Pfeffer, der wohl dem Namen des Gerichts geschuldet sein soll, obwohl Kochwiki belehrt, dass sich "Pfeffer" auf den Zuschnitt des Fleisches und nicht auf das Gewürz beziehen soll.
Mir hat der Pfefferpotthast geschmeckt, ohne dass er sich als Aromatenbombe erwies, die ihn klar von Gulaschgerichten abheben würde, wie z. B. das Stifado der griechischen Küche.
Die Bratkartoffeln sehr unterschiedlich gebraten von grenzwertig dunkelbraun bis "sehr blond". Auch hier finde ich die Komposition nicht eingängig, denn zu dem Schmorgericht bieten sich andere Beilagen an. Es ist wohl der Rustikalität geschuldet, dass Bratkartoffeln die dominierende Sättigungsbeilage im Drübbelken sind.
Für das Essen gebe ich 3,75 Sterne.
Ambiente:
Das Drübbelken ist in einem Haus untergebracht, dessen Fassade mehrere Stilrichtungen vereint (Fachwerk, Holzverkleidung, Fensterläden) und ich vermute, dass sie auf alt getrimmt ist. Das dunkle Fachwerk des unteren Fassadenbereichs setzt sich im länglichen Hauptraum fort. Es dominiert sehr dunkles Holz in Form der Wand- und Deckentäfelung und der Balken, die - statisch funktionslos - den Raum prägen. Viel Kupfer (Lampenschirme, Pfannen, Kessel, Töpfe) und sonstige Bauernhausdeko ist auszumachen. Ein offenes Kaminfeuer loderte. Spender der Balken soll laut meiner Kellnerin ein emsländisches Bauernhaus gewesen sein.
Die Tische und Bänke passend rustikal hölzern.
Das viele dunkle Holz und die nur nach unten Licht spendenden Kupferleuchten führen zu etlichen schummrigen Ecken. Lichter zu geht es im separaten Kleinen Friedenssaal.
Das Gasthaus bietet laut Homepage bis zu 100 Gästen Platz. Dann muss kuschelige Enge herrschen! An meinem Vierertisch hätten zwar vier Personen gut Platz gefunden, doch an den beiden anderen Gruppentischen auf dem Podest im hinteren Bereich ist die Armfreiheit für die aufgereihten Esser begrenzt und die Tische stehen dicht beieinander.
Sauberkeit:
Am Tisch und umzu alles im grünen Bereich.
Der Feuchtraumdistrikt findet sich eine Treppe abwärts im Kellergeschoss und da erwartet den Herren eine traditionelle Pissrinne als Urinal mit den unvermeidbaren, "tagesaktuellen" Gebrauchsspuren.