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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Restaurant Speicher 8 in 18439 Stralsund bewertet.
vor 9 Jahren
"Abwechslungsreiche Küche in erster Reihe, gut geschulter Service -oder: Sympathischer Laden mit Potential"
Verifiziert

Geschrieben am 14.06.2015 | Aktualisiert am 14.06.2015
Besucht am 24.05.2015
Nach den Erfahrungen unseres Ankunftstages in Stralsund verließen wir uns dieses Mal auf eine Empfehlung unseres Hotels und waren vor allem etwas früher unterwegs. In erster Reihe auf der Hafeninsel Stralsunds gelegen, sticht der denkmalgeschützte Türmchenspeicher von 1905 mit der Anschrift Hafenstraße 8 (Im als Weltkulturerbe durch die UNESCO anerkannten Gebiet) schon etwas aus den übrigen Backsteinbauten hervor. In dem wohl hübschesten, ehemaligen Getreidespeicher Stralsunds befindet sich im Erdgeschoss das Restaurant Speicher 8. In den sechs (!) Etagen darüber ist die Energieversorgung des Ozeaneums untergebracht. Vor dem Restaurant liegt eine große, mit hochwertigen Kunststoff-Flechtmöbeln bestückte Terrasse. Bei etwas wärmerer Witterung bestimmt einer der beliebtesten Plätze Stralsunds. Für heute schien es uns doch ein wenig zu frisch (anscheinend abgehärtetere Zeitgenossen schien dies aber nicht zu stören, es waren immer wieder auch draußen Tische besetzt) und so betraten wir das Restaurant. Das Ambiente ist hell und freundlich, die gepolsterten Kunstlederstühle und Sessel scheinen bequem. Die Tische sind mit Tischläufer auf dunkler Holzplatte, Stoffserviette, Werkzeug, einer Vase mit frischen Röschen und einer schlanken Kerze im Chromhalter effizient ausgestattet, der Bar/Servicebereich ist wie die Küche teilweise offen gestaltet. Unter der braunen Balkendecke kann man teilweise offene Lüftungstechnik erkennen, die Beleuchtung wirkt dezent aber nicht schummrig. Alles sehr gut gepflegt und in Schuss.

 
Freundlich durch den ausnahmslos schwarz gekleideten, weiblichen Service (ø 4,7) begrüßt, wurde uns trotz fehlender Reservierung (bei fortgeschrittenerer Saison sicherlich obligatorisch) sogleich ein Tisch zugewiesen und zügig die Karte überreicht. Diese findet sich auch im www, es werden zwei unterschiedliche Menues (drei Gänge für 35,- Euronen und vier Gänge für 44,- Euronen), eine Frühjahrskarte mit neun Gerichten und eine als ‘Unsere Klassiker‘ titulierte Karte mit etwa 13 Speisen, angeboten. Da die Gänge der Menues auch einzeln geordert werden können, ist das schon eine sehr breite Auswahl. Hier sollte sich für jeden etwas finden, sogar an Veganer (komische Religion) wurde gedacht. Das Preisniveau entspricht der Lage und pendelt zwischen 7,- (Suppen) über 12,50 (Vorspeisen) bis hin zu ca. 25,- Euronen (Hauptspeisen). Bei Order von im Baukastensystem angebotenen Steaks wird der Preis nach oben lediglich durch die eigene Gier bestimmt, weil die Fleischmenge in 50 Gramm-Schritten erhöht werden kann. Da auch hier wieder die übliche Frage nach den Getränkewünschen kam, bestellten wir zunächst eine Flasche stillen Wassers (0,7L Apollinaris à 5,50 Euronen). Auf der Weinkarte finden sich jeweils neun weiße und rote (von jeder Sorte werden sechs offen angeboten), ein Rosé, ein Eiswein, Prosecco, Sekt und Champagner. Auch hier im Vergleich ein ordentliches Angebot. Der von uns gewählte Grauburgunder (Baden, QbA à 26,- Euronen) entsprach unserer Erwartung und passte gut zum Fisch. Kurz nach dem Getränkeservice (fürs Wasser gab ‘s einen Edelstahl-Vakuum-Kühler, für den Wein Eis) wurde ein amuse gueule in Gestalt eines sahnig geschäumten Apfel-Sellerie-Süppchens kredenzt. Entgegen unserer Erwartung dominierte Apfelsüße und nicht penetranter Sellerie das Aroma. Dieser gelungene Auftakt verkürzte angenehm die Wartezeit auf
 
| Die Vorspeisen |
Der Ziegenkäse, karamellisiert auf Avocado-Feigen Chutney              8,50 Euronen,
war sehr schön gleichmäßig gebräunt und angenehm temperiert. Saisonbedingt wurde das Chutney anscheinend durch ein Erdbeer-Rhabarberkompott mit interessanter Rote-Beete-Note ersetzt. Auch wenn das weder angekündigt noch annonciert war, überzeugte die stimmige Kombination der Aromen. Eine schöne Vorspeise mit vernachlässigbarem Fauxpas.
 
Ein gut gemachtes Klassisches Carpaccio von Rind oder Reh mit Rauke, Champignons und Grana Padano                                                                                             12,50 Euronen,
heute in der Variante vom Reh bestellt, ist in der Regel aller Ehren wert. So auch hier, hauchdünn aufgeschnitten mit gebratenen Champignonscheiben, wenig Olivenöl, Schmalblättriger Doppelsame (ugs: Rucola) mit etwas Balsamicocrème und Granaflocken. Alles zusammen wunderbar stimmig. Insbesondere weil mit den, wie selbstverständlich dazu gereichten Salz- und Pfeffermühlen (!), Olivenöl und dunkler Essig (nicht genutzt), individuell nachgelegt werden konnte. Zudem gab es noch etwas chiabattaähnliches Oliven-Weißbrot. Hier zeigte sich ein Grad der Professionalität, der andernorts mit dem Elektronenrastermikroskop gesucht werden muss.
 
Der Service war angenehm präsent ohne aufdringlich zu wirken, anfangs vielleicht etwas zurückhaltend, was nach einem scherzhaften Wortwechsel beim Weinservice nebst Ergänzung der fehlenden Besteckteile aber besser wurde. Die Zufriedenheit wurde allerdings erst beim Ausheben erfragt, was sich, angesichts restlos geleerter Teller, eigentlich auch erübrigt. Nach wiederum angenehmer Wartezeit kam
 
| Die Hauptspeise |
Die üppig bestückte Fischplatte für „Zwei‘‘ Gebratene Filets vom Dorsch, Lachs und Garnelen, mit Vanille-Rüben und lila Kartoffeln, gratinierte Tomate gefüllt mit Rauken-Risotto                                                                                                  43,- Euronen
war ebenso gut gemacht wie die bisher genossenen Speisen. Fischtranchen und Garnelen saftig, aber nicht glasig gegart, zusammen mit der leicht schmeckenden, safrangelben Sauce, den bissfest gegarten, hellen Rüben und violetten Drillingen (halbiert, ungeschält) eine schöne Zusammenstellung. Optisch nett auch die kleine, gefüllte Grilltomate, allerdings war für uns die Rauke im Risotto nur zu erahnen.
 
Nicht zuletzt wegen der großen Eiweißmenge waren wir pappsatt, Gedanken an Desserts schienen völlig abwegig, nachdem die Weinflasche geleert war, sollte der Genuss aber noch etwas verlängert werden.
Daher verdrückten wir noch jeweils 400 Gramm Birnen à 8,- Euronen… (Laut Ziegler werden für eine 0,7L-Flasche Willi 14 Kg Birnen benötigt).
 
Jederzeit wieder, um es im Online-Bewertungssprech zusammen zu fassen. Der Service scheint gut geschult, fehlendes Wissen (Frage unsererseits zum Wein) wurde nachgeholt und um eine stimmige Empfehlung ergänzt. Die Bitte um Nachservice der Sauce zum Fisch wurde ebenfalls kundenorientiert prompt umgesetzt. Man war auch im Vorbeigehen aufmerksam und fragte nach. Ähnliches gilt für die Küche, bei einem derart breiten Angebot und mit teilweise einsehbarer Zubereitungsküche ist die gelieferte Qualität für 111,50 Euronen eine Topleistung.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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