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Oshibori
Grundsätzlich lässt sich jetzt schon vorweg nehmen, dass der Service im „Spices“ seinesgleichen sucht. Im Personal ist keiner über 50, und doch beherrscht selbst der Azubi bereits eine unaufdringliche, angenehme Arbeitsweise, die die perfekte Balance zwischen professionellem Abstand und persönlichem Eingehen auf den Gast findet. Hier fühlt man sich wohl, willkommen, und bestens umsorgt - das war wirklich eine Spitzenleistung.
Inneneinrichtung
Die Tische waren sparsam gedeckt, schwarze Holztische ohne Tischdecke passten aber zu der im Raum vorherrschenden Eleganz durch dunkle Töne. Dieses Konzept geht dann auf, wenn das Essen auf bunten Tellern oder hellen Holzbrettern serviert wird und im Kontrast zum dunklen Tisch noch mehr hervortritt. Der Fokus ist damit ganz klar gesetzt. Schön anzusehen (und zu riechen) war die Bereitstellung der Essstäbchen, hochgelegt auf Zimtrollen. So einfach und doch so einfallsreich. Dazu waren sehr filigrane Messer und Gabeln eingedeckt.
Gedeck
Zum Aperitif in Form eines Martini Bianco für Frau Land und eines Rieslingsekts (9 €) für Herrn Stadt wurde Papadam mit einem Curry-Rote Linsen-Dip sowie einem Passionsfrucht-Mango-Dip gereicht. Erdige Schärfe zum einen, fruchtige Süße zum anderen, begleitet von knusprigen Linsencrackern - ein gelungener Einstieg in den Abend.
Papadam mit Dips
Und gelungen sollte es auch weitergehen, für Frau Land zunächst mit dem Hamachi Ceviche an Yuzu-Marmelade, Avocadocrème und Jalapeños (22 €). Die butterweiche Makrele badete im Yuzugel, dessen Säure von der Avocado gut einfangen wurde. Die Jalapeños eröffneten allerdings schon einen Vorgeschmack auf eines der Markenzeichen der Raue’schen Küche: eine großzügige Portion Schärfe. Das muss man mögen, wenn man es mag, kommt man sodann aber vollstens auf seine Kosten. Bereits der erste Teller konnte also überzeugen.
Hamachi Ceviche
Herr Stadt wählte die Wasabi Garnelen (18 €), die im Kanton Style mit Mango serviert wurden. Die Garnelen selbst waren, vom knusprigen Backteig ummantelt, traumhaft zart. Der kantonesische Stil wurde hier in Form einer süß-sauren Sauce interpretiert, dazu eine selbstgemachte Wasabi-Mayonnaise sowie mit Wasabi versetzte Flocken als Topping. Glücklicherweise trat das Wasabi nicht wie oft extrem scharf hervor, sondern konnte seinen Geschmack gerade im Zusammenspiel mit den restlichen Akteuren des Tellers entfalten. Die Mangokleckse konnten mit dieser Intensivität leider nicht ganz mithalten, waren aber trotzdem sehr lecker; die Flocken konnten mit guter Textur punkten. Ein wirklich fantastischer, abwechslungsreicher Gang - pure Aromenvielfalt auf einer Gabel. (Herr Stadt hätte am liebsten mit den Garnelen in der Sauce gebadet.)
Wasabi Garnelen
Auch mit dem zweiten Gang bekam Frau Land Ceviche, diesmal vom Lachs, zusammen mit Süßkartoffel als Chip und als Püree, roter Zwiebel, Papaya und Koriander (16 €). Wer dachte, nach dem Hamachi Ceviche könnte die Küche keinen mehr draufsetzen, wurde hier eines besseren belehrt. Nicht nur ein optisch herausragender Teller, auch grandiose Texturen und das Zusammenspiel der Aromen sorgten für Hochgenuss. In diesem Fall wurde die Süßkartoffel als Gegenspieler zur Schärfe eingesetzt, wobei der wohl knusprig gedachte Chip teilweise etwas zäh daherkam. Die eher süße Zwiebel passte farblich und geschmacklich sehr schön, ebenso der Koriander. Auch hier mangelte es nicht an wohl bemessener Schärfe. Einziger Kritikpunkt: da der Fisch beide Male sehr in den flüssigen Komponenten des Gerichts badete, ging er selbst leider ein wenig unter, dabei sollte er doch grade trotz der Fülle an anderen Zutaten der Hauptdarsteller sein, den man auch gerne mehr herausschmecken darf. Das war hier leider nicht so der Fall, tat dem sehr positiven Gesamtbild aber keinen Abbruch.
Lachs Ceviche
Herr Stadt stellte sich selbst eine Sushi-Variation zusammen, bestehend aus Thunfisch Sashimi (16 €), einer Chicken Teriyaki Roll (14 €) und einer Spicy Tuna Roll (14 €). Der Thunfisch kam so einfach und doch so gut in schönen fleischigen Stücken von bester Qualität an den Tisch.
Thunfisch Sashimi
Das Fleisch der Chicken Roll war wunderbar zart und saftig und auch gegen die sehr leckere, nicht zu übermächtige Teriyaki Sauce noch gut zu schmecken. Röstzwiebeln sorgten hier für den nötigen Crunch.
Chicken Teriyaki Roll
Die Spicy Tuna Roll war letztendlich ebenfalls sehr lecker, hauptsächlich bestehend aus in scharfer Sauce eingelegtem Thunfisch und Chili-Mayo. Hier ist allerdings auch Vorsicht geboten: Wenn Tim Raue himself ankündigt, dass etwas „spicy“ sei… dann meint er es auch so.
Spicy Tuna Roll
0,75 l Wasser begleiteten das Essen für 7,50 €.
Das Dessert blieb Frau Land überlassen, und so wartete die Küche mit Schokoladenpudding, Mandarine als Sorbet und Filet sowie in Läuterzucker aufgekochter Kumquatzeste (10 €) auf. Der Pudding wurde dank dem erfrischenden Zitrussorbet nicht zu mächtig, die säuerlichen Filets der Mandarine sowie die leicht bittere Kumquat sorgten dafür, dass die Süße nicht überhandnahm. Wieder einmal war zu spüren, dass sich jemand bei der Konzeption der Gerichte Gedanken gemacht hat.
Schokoladenpudding mit Zitrusfrüchten
Herr Stadt begnügte sich mit einer guten 2008er Riesling Auslese vom Bechtheimer Stein (0,05 l/7 €).
Als Abschiedsgeschenk freuten wir uns über mit Kakao bestäubte Schokopralinées, deren dünne, knackige Hülle eine cremig-flüssige, leicht fruchtige Schokoladenfüllung enthielt - der krönende Abschluss.
Schokopralinées
Fazit: Wow. Eine Spitzenleistung von Küche und vor allem Service, die gerade auf Sylt zu solchen Preisen wohl ihresgleichen sucht. Auch wenn Tim Raue hier nicht selber kocht, so erkennt man doch seine Handschrift in der asiatisch inspirierten Küche wieder, bei der jedes Gericht durchdacht ist. Etwas versteckt gelegen in List und noch dazu im Hotel, lohnt sich der Weg ins „Spices“ auf jeden Fall. Absolute Empfehlung!