3 Bewertungen
"Deutsch-griechische Konfusionsküche mit eingebauter Servicewüste und Fleischbergen bis zum Abwinken"
Geschrieben am 05.02.2016 2016-02-05
"Hierbei handelt es sich um einen gr..."
Geschrieben am 11.11.2012 2012-11-11
"HAMMER! Sehr gute griechische Küch..."
Geschrieben am 14.06.2012 2012-06-14
Von außen eher unscheinbar (das Gebäude fügt sich nahtlos in die recht unansehnliche Industriegebietsromantik ein), erwartet den Besucher drinnen ein großer Gastraum mit abgetrenntem Raucherbereich. Die indirekte Beleuchtung schaffte trotz der Raumgröße eine gewisse Gemütlichkeit. Die bequem gepolsterten Stühle und Tische waren in dunklem Holz gehalten. Das sah auf den ersten Eindruck schon recht edel aus. Der Boden war grau gefliest, ein paar spärliche Farbakzente in Form von Bildern an den Wänden. Auffallend schön in Szene gesetzt war der Thekenbereich. Auch hier wieder viel dunkles Holz und ein geschmackvoll gewählter Lichteinsatz.
Im Lokal angekommen, musste unsere Sportlergruppe im Eingangsbereich ca. 5 bis 10 Minuten auf einen freien Tisch warten. Wir hatten zwar angerufen, aber scheinbar hatte der Service mit einem früheren Aufbruch bereits verköstigter Gäste gerechnet. Nun da wir endlich saßen, hätten wir nur allzu gern unsere Getränkebestellungen aufgegeben. Aber das zog sich zunächst in die Länge. Schließlich waren die durstigen Sportler versorgt. Schade nur, dass wir nach ca. 30 Minuten Aufenthalt im Lokal immer noch keine Gelegenheit zur Essensbestellung bekamen. Na wenigstens durften die später angekommenen Gäste an der Nachbartafel schon mal ordern. Egal, mein großes Warsteiner (0,4 l) stand leuchtend vor mir – flüssiges Brot, das auch sättigte. Fürs Erste jedenfalls.
Die Speisekarte war vom Umfang und von der Auswahl der Gerichte typisch griechisch aufgebaut. Eine breite Palette an Grilltellern, Lammspezialitäten und auch deutschen Fleischklassikern (diverse Putensteaks sowie Rumpsteak & Co.) wurde angeboten. Dazu die obligatorischen Vorspeisen (Schafskäse, Champignons etc.) und ein paar Salate, die mit Gyros, Suzukakia oder Pute ebenfalls eher fleischlastig daher kamen. Doch wie heißt es im Titel von Heinz Strunks Bestseller: Fleisch ist mein Gemüse. Und beim Griechen passt das ja eh meistens…dachte ich.
Ein Mannschaftskollege teilte sich die gegrillten Peperoni mit Knoblauchsoße vorneweg. Der Preis lag irgendwo zwischen 4 und 6 Euro (übliche Ansetzung) und schien für das Gebotene in Ordnung zu sein. Ich probierte ein paar davon und musste feststellen, dass die grünen Schoten ordentlich Schärfe hatten. Zusammen mit dem gerösteten Knoblauch ein standesgemäßer Vorspeisenklassiker, wie man ihn bei vielen Griechen auf der Karte findet.
Dann verging sehr viel Zeit zwischen Vor- und Hauptspeise. Wir hatten Hunger und freuten uns schon auf den üblichen Vorspeisensalat, den unser „Nikos Teller“ für 2 Personen (28 Euro) beinhaltete, doch der Service bzw. die Küche zeigte keine Regung. Gegen 21 Uhr (nach gut einer Stunde Wartezeit im ansonsten mittlerweile relativ leeren Lokal) wurden dann große Salatportionen gereicht. Der Blattsalat war ok, das Dressing keineswegs unbekannt, da in vielen griechischen Restaurants ein Ähnliches verwendet wird. Die Bohnen und das Kraut aus dem Eimer waren auch essbar. Der große Kleks „Tsatziki“, der sich wie ein roter (äh weißer) Faden durch sämtliche Gerichte zog (wie sich später noch herausstellen sollte), war deutlich überportioniert. Doch wie der Schwabe so trefflich bemerkt: „de Hunger treibt‘s scho nei!“.
Es verging nochmal eine knappe halbe Stunde bis unser „Gemischtfleischwarengrillteller“ endlich nahte. Leider nicht mehr ganz so heiß, dafür aber umso schneller auskühlend. Beim Souvlaki-Spieß dominierten hauptsächlich die Röstaromen. Anscheinend hatte man das Fleisch im Vorfeld zu wenig mariniert und es dann etwas zu lange auf dem Grill liegen lassen. Die Gyros-Menge war beachtlich. Die Fleischqualität dagegen nicht. Geschmacklich war das schon sehr weit von der Gyros-Benchmark des Landauer Referenzgriechen „Olympia“ entfernt. Die dargebotenen Grillspieß-Schnipsel waren mir schlichtweg zu fettig. Ein viel zu geringer Anteil an knusprigen Stücken. Das geht viel besser. Die Schweinesteaks waren nicht fettig. Sie waren mager und komplett durchgegrillt, was sie zu einer zähen und trockenen Angelegenheit machte. Auch ihnen fehlte es doch arg an Würze. Die Tsatsiki-Portion war wie beim Salat wieder sehr großzügig bemessen. Konsequent in der Umsetzung des Grilltellers war das Fehlen jeglichen Gemüses. Bei schmackhafteren Fleischprotagonisten hätten wir das sicher gar nicht bemerkt. Die Beilagen bestanden aus geriffelten Pommes Frites und einem Gemüsereis, der zwar noch leicht bissfest, aber zu fad abgeschmeckt war. Insgesamt eine der enttäuschendsten Grillplatten der letzten Jahre. Das bekommt jeder Laie mit dem Einweggrill besser hin!
Meine Teamkollegin hatte den Lendenspieß geordert. Der war unter einer Pfeffer-Rahm-Pampe ertränkt. Kurios: die „Soße“ schmeckte vordergründig süß, war von ungewöhnlich heller Farbe und zog dir im Abgang die Pfefferkeule direkt auf die Zwölf. Da hätte der Lendenspieß auch vom alten Hammel stammen können. Man hätte es nicht herausgeschmeckt. Der geriffelte Pommes-Berg trotzte stolz der dickflüssigen Rahmtunke und verlieh dem Gericht wenigstens quantitativ etwas Würde.
Etwa eine halbe Stunde nachdem der Erste unserer Truppe sein Hauptgericht serviert bekam, brachte die sichtlich überforderte Bedienung auch dem Letzten unserer Tischgemeinschaft sein Essen. Ein absolutes „no-go“ und ein gastwirtschaftlicher Offenbarungseid obendrein. Klar, versuchte man das mit extragroßen Portionen und „Ouzos aufs Haus“ wieder gut zu machen. War ja auch alles nett gemeint, aber was nützt es, wenn selbst der hungrigste Esser den völlig überdimensionierten Gyros-Berg nicht verzehrt bekommt. Weniger Masse, eine höhere Produktqualität und eine feinere Zubereitung würden hier Abhilfe schaffen. Denn wäre der Olymp ein Fleischberg, Nikos Voulgaris, der Besitzer des Ladens, hätte bei diesen Mengen seinen Ehrenplatz jetzt schon sicher. Obwohl ihn wahrscheinlich Dionysos aufgrund seiner kargen Weinauswahl davon jagen würde.
Doch von der griechischen Mythologie zurück zur harten kulinarischen Realität in Neuhofen. Warum einer von uns vorne an der Kasse zahlen musste, während der Rest der Mannschaft am Tisch die Scheine zückte, erschloss sich mir ebenso wenig, wie die recht gleichgültige Reaktion der Servierdame auf meinen dezenten Hinweis auf die grill- und geschmackstechnischen Unzulänglichkeiten unserer schnell erkalteten Platte. Egal, das Zwei-Personen-Stück in Sachen Fleisch ging auf mich. Mein Gastrogewissen musste beruhigt werden. Dagegen beruhigte sich mein Magen auch nach doppelter Ouzo-Betäubung nur schleppend. Auch eine Form von Nachhaltigkeit, wenngleich ich auf diese gerne verzichtet hätte.