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Schade, dass es aus organisatorischen Gründen nicht klappte, die gesamte Truppe im Brauhaus Johann Schäfer unterzubringen. Nun, die Kölner Altstadt hat ja auch ihren Reiz, wenngleich die dort befindlichen Etablissements eher auf banale Tourigelüste ausgerichtet sind als auf geschmackliche Höhenflüge.
So blieben NeoBiota, phaedra, Pottkind und Co. an diesem langen Wochenende leider unbesucht. Stehen aber als Objekte der Begierde nach wie vor ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“. Beim nächsten Besuch der Domstadt dann vielleicht.
Was vom Namen her klingt wie ein Wahlversprechen des orangefarbensten US-Präsidenten aller Zeiten, zählt der Falstaff in seiner diesjährigen September-Oktober-Ausgabe zu den „Top-Asiaten Deutschlands“.
Doch es war nicht die zugegeben recht willkürlich zusammengestellte Auswahl des Genießermagazins für Schluckspechte, die mich zur „Großen Mauer“ führte. GG-Kollege Tischnotizen, hatte mich unlängst mit seinen beiden appetitanregenden Berichten angefixt und zu diesem mittäglichen Kurzbesuch animiert.
Wir hatten am selben Abend einen Achter-Tisch im Essers reserviert. Aber selbst für einen kleinen Happen würde sich der Besuch schon lohnen, so mein Gedanke als ich mit dem frisierten E-Roller quer über den Domplatz in Richtung Asia-Ess-Erlebnisschuppen heizte.
Ich hatte Glück einen gerade frei gewordenen Tisch zu ergattern. Nun saß ich da und stellte fest, dass ich weder Geldbeutel, noch Bank- oder Kreditkarte dabei hatte. Lediglich ein paar Notgroschen für das obligatorische Kölsch-To-Go befanden sich auf Schmalhansens Habenseite. Also nix war’s mit Schweinebauch in Hoisin-Sauce und Lammfleisch mit Kreuzkümmel.
Otternasen, Lerchenzungen und Zaunköniglebern (dieser ganze imperialistische Krimskrams halt…) waren an diesem Tag eh aus. Für Schweinemagen, marinierten Rinderpansen, gewürzte Entenzungen, Schweineohren und Quallensalat aus dem imposanten Vorspeisenprogramm war ich leider nicht mutig genug. So bestellte das kulinarische „Weichei“ aus der Pfalz kleinlaut und mit seinem letzten verbliebenen Bargeld die Dandan-Nudeln mit Schweinehack (9,20 Euro).
Etwas angesäuert ob der Tatsache, dass ich mich selbst so einschränken musste, harrte ich der Nudelschüssel, die da kommen sollte. Aber dann passierte es. Ich saß direkt rechts neben dem Eingang vor der Glasfront und blickte nach draußen, als ein gewaltiger Wolkenbruch die Atmosphäre im Inneren des Lokals noch viel behaglicher erscheinen ließ als es das recht nüchterne Interieur des Ladens zu Beginn vermochte.
Just in diesem Moment wurden mir die in herrlich duftender Brühe schwimmenden Dandan-Nudeln serviert. Gibt es einen erhabeneren Moment, als während eines Weltuntergangsgewitters eine wärmende Nudelsuppe zu schlürfen? Vielleicht ja, aber für mich war das schon ein seligmachendes Schälchen Szechuan-Küche, was ich da im Great Wall vorgesetzt bekam.
Auf der flüssigen Umami-Überdosis glänzten mir unzählbare Fettaugen frech ins Gesicht. Nicht minder tückisch erschienen mir die unter dem Schweinehackhügel lauernden kleinen Chili-Schoten, deren Verzehr mich zwar innerlich wärmte, aber auch den „Lauf der Nase“ herzhaft stimulierte.
Egal, dieser Napf voll Asiaglück war mit Abstand die beste, weil geschmacksintensivste „China-Bolognese“, die mir je unter die hier total deplatzierten Ess-Stäbchen gekommen ist. Mit Löffel und Gabel war die Nudelschale schnell geleert. Genauso schnell übrigens wie der Gewitterschauer vorüberzog.
Das Außergewöhnlichste kam ganz zum Schluss: meine paar Euro haben tatsächlich gereicht. Und das, obwohl noch ein kleines Wasser zu Löschzwecken geordert wurde. Selten habe ich für derart wenig Kohle so viel Geschmack geboten bekommen. Bei nächsten Mal dann Schweineohren und Entenzungen. Ich schwör!