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Die Tische außen
Das Restaurant gibt es seit vielen Jahren und ist uns aus früheren Zeiten gut bekannt. Immer wieder einmal haben wir es getestet und waren enttäuscht. Wohl 2001 wurde Gerhard Diehm dort Küchenchef und 2012 Chef vom Ganzen. Sein Streben zum Höheren manifestierte sich darin, dass er sich einen Küchenchef aus einem Zwei-Sterne-Restaurant ins Haus holte
Die Tische innen
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Ich kann nur sagen: es hat sich gelohnt. Auch beim Servicepersonal hat mir sehr gut gefallen, dass niemand den Eindruck macht, unter Strom zu stehen, weil Angst vor dem Chef allgegenwärtig ist. Ich denke, jeder hier ist mit genügend Kompetenz ausgestattet, um ein gerüttelt Maß an Entscheidungsfreiheit zu haben. Vielleicht ist so ein Werdegang, wie ihn Gerhard Diehm beschritten hat, ideal für einen Chef.
Innenberiech mit erlesenen Sprirituosen
Der Entschluss, die Vogelkoje wieder einmal anzutesten, wurde hervor gerufen durch die Sendung "mein Lokal- Dein Lokal" auf Kabel 1, wo Gerhard Diehm absolut überragende 38 Punkte einheimste.
Wir hatten für 18:00 Uhr reserviert und trafen wegen des verfrühten Taxifahrers schon um 17:45 Uhr ein. Herr Diehm, der uns freundlich begrüßte, meinte, dies sei kein Problem und bat uns, einen Tisch zu wählen. Meine Frau entschied sich zaudernd für außen. Nachdem wir unsern Champagner und die Einleitung bereits auf dem Tisch hatten, wurde es ihr aber dann doch zu kalt, und sie bat um Umzug nach innen. Diesem Wunsch wurde absolut ohne Murren entsprochen. Wir mussten nur unsere Champagnergläser tragen. Innen hatten wir Glück, einen nicht so beengten, aber recht kleinen Tisch zu erwischen, der ausgesprochen schön dekoriert war (siehe Foto).
Tischdekoration innen
Unser Alfred Gratien (14,50 je 0,1l) weiß und das San Pellegrino (8,50) kamen gut gekühlt in stilvollen und beschlagenen Gläsern . Bei der Einleitung verfolgt die Vogelkoje ein ungewöhnliches Konzept. Es gibt kein Amuse gueule, sondern die Brot- Und-Butter-Gabe war aufgewertet durch Beigaben von vielen grünen und schwarzen Oliven und Sun-Dried-Tomatoes. Hervorragendes Entenschmalz stand auch auf dem Tisch. Die Preise für den Champagner und das Wasser erscheinen mir ein wenig überzogen.
Schon draußen waren wir uns klar, was wir essen wollten, Gartensalat für meine Frau (11.-), dreierlei vom Lachs für mich (16.-), Rehrücken für meine Frau (44.-), Seeteufel (36.-) für mich. Unsere Bestellung wurde aufgenommen und notiert, und ich bat um die Weinkarte. Ein mindestens sechs Zentimeter dickes Buch im Großformat kam und machte jede weitere Aktivität am Tisch unmöglich. Hilfe bei der Auswahl lehnte ich dankend ab und suchte uns wiederum den Schloss Johannisberger Rotlack aus, der hier 48 Euro kostete. Rheingau-Rieslinge mögen wir besonders gern.
Öl und Balsamico
Das Eintreffen unserer Vorspeisen erlöste mich von der Last der Weinkarte (mindestens zwei kg) und entschädigten für das Gewichtheben. Mein Dreierlei vom Lachs (16.00)war einfach das Beste, was ich in diesem Jahr auf der Insel gegessen habe. Es bestand aus Lachstatar, wunderbar gewürzt, Lachs Sashimi (war angewiesen auf Beigaben) und einer knusprigen Lachspraline, die im Inneren stremellachsartig war. Als Beigaben gab es eine milde Wasabi-Creme, Algen und Gurkenstreifen. Lachskaviar, ein Juswürfel, etliche Kräuter und eine kleine Pastete waren auch noch auf meinem Teller. Die Harmonie war einfach perfekt.
Dreierlei vom Lachs
Meine Frau war von Ihrem Gartensalat (11.00) ebenso begeistert, die karamellisierten Nüsse und Pinienkerne harmonierten perfekt mit der Vinaigrette. Da meine Frau (wie Simba) Tomaten verabscheut, blieben diese halben Cherrytomaten für mich übrig.
Unsere Hauptgerichte trafen - unseren Wünschen entsprechend - recht schnell ein. Der Rehrücken meiner Frau war wunderbar rosa, hatte eine Beifügung von diversen Fruchtmarkflecken, einer Rehpraline und aufwendig einseitig stark gerösteten Kartoffelscheiben. Das Wildjus, auf dem die Rehstücke lagen, war fast schwarz und extrem intensiv. Sie war rundum zufrieden. Nichts blieb auf dem Teller, was bei meiner Frau ein Riesenkompliment ist. Die Pfifferlinge hatte sie ja vorher bereits abbestellt.
Rehrücken
Mein Seeteufel im Lardomantel war auf den Punkt gegrillt. Der Lardo zergeht ja schon im Rohzustand auf der Zunge. Die Hitze des Grills kann das natürlich noch besser als unsere Mundwärme. So war das Aroma diese wunderbaren Specks in den Fisch eingezogen und machte ihn dadurch ungewöhnlich geschmacksinteniv. Intensität kann man der Hauptbeilage, den Edamame, nicht nachsagen. Hier hätte ich mir ein wenig Veredelung gewünscht. Die angeschmorten Kirschtomaten und die dicken Abschnitte aus gelber Möhre waren perfekt und harmonierten großartig. Alles war umgeben von einer würzigen Espuma (ich tippe auf Hummer als Geschmacksträger). Als Gag war ein Fangarm eines Octupus offenbar in Teig getaucht und knusprig gebraten worden und im Bogen über meinem Seeteufel platziert worden. Eine gute und sehr schmackhafte Beilage. Wenn man nicht zu trödelig beim Essen war, ließ sich die Geschmacksarmut der Edamame recht gut mit der Espuma beseitigen.
Seeteufel im Lardomantel
Da uns zwei Desserts als zu heftig erschienen, ließen wir uns von unserer Servicedame zu einem geteilten Dessert überreden. Sie hatte es probiert und meinte, das dürfe man sich nicht entgehen lassen. Eine Komposition aus Schokolade (hier Brownie genannt und 12,50 teuer) erhielten wir in einer Schale für die Mitte und zwei Bestecken. Für Menschen, die richtig süß mögen, war das eine Offenbarung. Der Hauptteil, also der namensgebende Brownie war eine süße Geschmacksexplosition, die Suchtcharakter hatte. Natürlich war auch hier der Teller schmackhaft und edel dekoriert. Ein Foto fehlt, weil die Gier zu groß war.
Ein zweites Glas Champagner für meine Frau zum Dessert und eine zweite Flasche San Pellegrino für uns beide erhöhten die Rechnung noch um 23 Euro.
Kurz nach 19:30 Uhr baten wir um die Rechnung und eine Taxibestellung. Beides wurde prompt erledigt.
Wir verließen das Restaurant glücklich und zufrieden. Wegen der recht aufwendigen Zubereitung und Präsentation der Speisen erschien uns das Preisniveau gerade noch als angemessen. Auf jeden Fall werden wir im nächsten Jahr hier mindestens dreimal essen.