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Der „Zaunkönig“ nistet in einem Gebäude aus der Gründerzeit, zu dem, wie könnte es in Wuppertal anders sein, einige Stufen hoch führen. Das den Treppenaufgang zierende Eingangsportal ist von deutlichen Spuren der Vergänglichkeit gezeichnet. Morbider Charme oder drohendes Omen?
Betritt man den Innenraum, begegnet man einer gekonnten farbenfrohen Wandgestaltung in Verbindung mit einem schlichten geschmackvollen Interieur, das auf das Niveau einer gepflegten Trattoria verweist.
Wir empfinden das Nest des „Zaunkönigs“ als ansprechend und fühlen uns wohl und ich habe den Eindruck, das gelte auch für die anderen fünf Mitesser unserer Gruppe.
Unser Tisch, vor dem großen Spiegel gelegen, der den Raum optisch angenehm weitet, hat gute Abmessungen. Auch von einem Ende zum anderen kann man sich miteinander verständigen, obwohl nicht ganz ohne Anstrengung, zumal der Geräuschpegel nach einiger Zeit parallel zur steigenden Zahl der Gäste zunimmt.
Am Tisch sind wir uns eine reichliche Weile selbst überlassen, nachdem das Wasser geordert werden konnte. Vom „Zaunkönig“ kommt keine fröhliche Melodie, Stimmbruch scheint angesagt, bis dann doch irgendwann Brot und Butter serviert werden. Das leicht dunkel getönte Brot schmeckt uns gut. Zudem keimt weitere Hoffnung auf, denn inzwischen konnten auch die Bestellungen getätigt werden und die als Speisebegleitung ausgesuchten Getränke gesellen sich ebenfalls relativ schnell zum Wasser.
Doch dann verstreicht die Zeit und zunehmend senden die Magenwände Signale der Bedürftigkeit, zumal der bemessene Vorrat an Brot es ihnen nicht gestattet, gleichsam seiteneinsteigend sich zu sättigen. Was ist los? Vernachlässigt der „Zaunkönig“ die Brutpflege? Doch dann, mitten im sich steigernden grummelnden Knurren der Innereien, das einzelne Mitglieder unserer Gruppe bereits dazu drängt, kulinarische Kampfgesänge der Jugendzeit anzustimmen, tritt der „König“ auf und serviert in voluminöser Schale kleine Genussbrocken eines amuse bouche, Couscoussalat mit …, man möge es mir verzeihen, dieses Spurenelement kulinarischer Hoffnung, es mundet und ich verschlinge es, ohne es wirklich zu genießen. Amuse bouche und Hunger passen nicht zusammen. Vielleicht waren die Geschmacksnerven der mitstreitenden uteester oder Siebeckos zu einer besseren Leistung fähig, aber ich bekomme nicht mehr zusammen, was alles zum amuse bouche gehörte.
Dann, dann - nach gefühlt seeehr langer Zeit, laut Zerberus einer 3/4 Stunde, zwitschert es: die Vorspeisen. Ich bekomme Jakobsmuscheln, der Metapher des Restaurants entsprechend, klein und sehr überschaubar. Mit der Machart bin ich einverstanden.
Da ein Teil unserer Gruppe den Hauptgang durch einen Zwischengang hinauszögert, kann dieser etwas länger reifen.
Zumindest führt das zu einer optischen Fülle auf dem Teller. Der Fleischanteil bei meiner Lammhaxe ist gut und präsentiert sich auch vorzüglich geschmort, wenngleich ohne erkennbare Geschmacksanteile von Rosmarin oder Knoblauch. Vielleicht ein leichter Stimmbruch im kulinarischen Melodienbogen des „Zaunkönigs“. Das Gemüse zusammen mit der einen Kartoffel entspricht jedoch in Menge, Gahrung und Geschmack einer kulinarischen „Zaunkönig“-Mauser! Bohnen, Romanesco- bzw. Blumenkohlstückchen und Kartoffel geben sich aggressivem Rohkostfetischismus hin und wirken rundum geschmacklos.
Im Gegensatz zu einigen der Gruppe, die sich noch einem Dessert aussetzen, begnüge ich mich mit einem Espresso, allerdings auch hier ohne ein überzeugendes Erfolgserlebnis. Bei den anderen sehe ich aber durchaus zufriedene Gesichtszüge.
Für zwei Personen bezahlen wir zusammen mit den Getränken (1 Prosecco, 2x 0,2 Rotwein, 1 Bier alkoholfrei, 2x Wasser 0,7 und 1x Espresso) 94,00 €. Das ist mir für die Qualität, die Küche und Service geboten haben, zu teuer.
Schade, dass sich der „Zaunkönig“ in Mauser und Stimmbruch befindet. Ich wünschte mir, es wär ein richtig tolles Restaurant.