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So lockt uns heute Kallstadt, natürlich ganz besonders, weil ich so bei der Hitze meiner Geliebten zugleich einen Ägypten-Kurzurlaub ohne lange Flugzeiten bieten kann – Das Weingut am Nil mit seiner etwas versteckten Lage - durch enge Pfälzer Gassen muss ich mit meinem französischen Gefährt kommen, bevor sich mit kleinsten Wegweisern ein Parkziel dieses Weinguts anbietet. Denen zu folgen erweist sich als ratsam und wird mit Platz ohne Ende vor einem Monumentalbau belohnt. Ein kurzer Gang durch ein Ein-Personen-Gässlein (immer an der Wand lang) – dann erfahren wir von einem Herrn in Kochjacke, dass erst ab 16:00 geöffnet wäre. Als doch nichts mit Ägypten.
Mit dem rückwärtigen Hoftor vom Nil kommend, ergibt sich eine viel breitere Ausfahrt als die schmale hinführende Gasse (honi soit qui mal y pense), durch die sich sogar Reisebusse quälen. Die Ausfahrt führt glücklicherweise direkt auf die Einfahrt des Hotel-Restaurants „Kallstadter Hof“, der somit unser Mittagsziel wird. Vom Parkplatz über ein paar Stufen auf und ab gelangen wir an der Rezeption vorbei ins Restaurant, wo uns eine junge Damen am Tresen freundlich begrüßt und auf die freundliche Frage nach Speis, Trank und möglicher Kartenzahlung fröhlich bejahend begrüßt. Zwei Plätze im Schatten und vielleicht außen wäre unser Wunsch – sie führt uns über den kleinen vollbesonnten Wintergarten ein paar Stufen hinab in den Innenhof, schattig, weinüberrankt, Loungesessel und Marmortische, fein mit Damast, Gläsern, Stoffservietten und schönem Besteck eingedeckt. Alle Zweier-Tisch sind bereits reserviert, so wird uns Platz an einem für 4 Personen eingedeckten mit 6 Sitzplätzen aus zwei Marmortischen zusammengeschobenen Tisch geboten. Zwei Speisekarten und eine Weinkarte werden uns von der jungen Dame geöffnet gereicht und zusätzlich erfahren wir, dass das heutige Tagesangebot Seehechtfilet mit Kartoffel-Gurkensalat sei (wie wir später sehen, 8,90€ auf der Haut gebraten, sieht lecker aus). Doch das entspricht angesichts des Ortes und der gereichten Karte nicht unserem Begehr. Dort lockt der Küchenchef vor der wohlbestückten Speisekarte bereits mit Rindercarpaccio (10,90) über alle möglichen wohlverlockenden Speisen meine Frau mit einer Menu-empfehlung des Kochs:
Vorspeise: gegrillte Gambas im Schinkenmantel an Salat von dreierlei Melone,
Hauptgang: gebratene Filets von Victoriabarsch und Wolfsbarsch an Safranrisotto,
Nachtisch: Prosecco-Mousse auf Erdbeer-Carpaccio – und das für 27€.
Sehr schön, aber nicht meins – mich lockt der Sommersalat mit gebratenen Pfifferlingen (9,80€) und da ich in der Pfalz bin, denke ich, dass man mit dieser Zutat hier umgehen kann und sie nicht nur wahllos durch den Fleischwolf dreht um „Knepp“ draus zu machen: Kalbsleber-Scheiben mit Apfelringen, Röstzwiebeln und Kartoffel-Püree zu 15,50€.
Als Aperitif beginnen wir mit einem spritzigen Rieslingsekt- von Buhl brut (4.90€ 0,1l) der den mehr als doppelt so teuren Champagner, den wir uns vor kurzem im Elsass gönnten (leider nicht hier in GG vorstellbar, obwohl gerade 500m hinter der Grenze) derart locker an die Wand spielt, dass es eine wahre Gaumenfreude ist. Dazu gibt es einen Peterstaler Sprudel medium (0,75l 4,25€) für mich und meine Geliebte wird sich später ein Viertel trockenen Kallstädter Grauburgunder bestellen (2015 Kallstadter Kobnert, 5,50€ 0,25 – sehr schön kraftvoll. Von der Weinkarte hätte auch ich gerne probiert, aber der F-Schein ist mir wichtiger, aber ich las hier erstmals bei den angebotenen Weinen das Weinadjektiv „cremig“, kann dafür aber auf Nachfrage keine Erklärung bekommen).
Der Service arbeitet schnell, effizient, freundlich, zwei bis drei junge Damen, ein junger Mann, der aber mehr mit Aufräumarbeiten des nebenan zu sehenden Festes beschäftigt ist. Die Plätze füllen sich und dennoch kommt weder Hektik auf noch lange Wartezeiten.
Direkt nach dem Platz nehmen, noch vor Karte und Bestellung bringt man uns einen Korb mit Weißbrot und eine tomatisierte Butter in einer kleinen Terrine und einen leeren Flaschenkühler an den Tisch. Umgehend nach der Bestellung kommen die Getränke, d.h. mein Wasser und unser Aperitif. – Ein spritziger kühler Starter.
Kurze Wartezeit – dann kommen unsere Vorspeisenteller auf den Tisch. Die zwei knackigen Gambas im Speckmantel sind lecker mit den Melonenwürfelchen angerichtet- und um einen Berg unterschiedlicher Blattsalate liegt ein Kranz mit geratenen Pfifferlingen. Es waren die ersten Pfifferlinge in einem Lokal in meinem Leben, bei denen kein einziges Sandkorn knirschte – lecker gewürzt, gut durchgebraten. Der Salat hat ein sommerleichtes exzellentes Dressing mit kleinsten Speckwürfelchen - ist in sich stimmig abgeschmeckt – umami – kann ich nur sagen. Die Mischung ist topp! Wir genießen den Salat, es wird abgeräumt und gefragt, ob es geschmeckt habe und unser Lob wird an die Küche weitergegeben werden.
Ich bin gespannt, wie unsere Hauptgerichte sein werden, denn ringsum wird nun ein Tagesessen nach dem anderen serviert – das sieht nicht nur für den Preis gut aus, bleibt aber schlicht in der Präsentation. Nach angenehmer Wartezeit kommt der junge Mann mit unseren Hauptspeisen. Auf dem Teller mit der Leber häuft sich schon von weitem sichtbar ein Berg feinfrittierter Zwiebelringe, daneben zwei große Nocken Kartoffelpüree. Der Teller meiner Frau strahlt mit kleinem, langgezogenen knallgelbem Risottoreis-Gebirge über einem tomatisierten hellrosa Sahne-Soßenspiegel, auf dem die auf der Haut gebratenen Fischfilets liegen. Bereits optisch ein Hi-Light. Ich darf davon später probieren – das Risotto ist schlotzig – wirkt fast wie Milchreis- wäre da nicht die feine Safrannote, die Soße genial, der Fisch kräftig gewürzt, am dünnen Ende etwas zu lang, sonst aber auf den Punkt gebraten.
Mein Hauptgericht: Kalbsleberscheiben – hervorragend geschnitten, sehr gute Portion, perfekt und saftig gebraten ohne das etwas nach dem Schneiden ausläuft. Die braune reduzierte Soße passt gut, die Apfelscheiben sind wohl kurz trocken frittiert, innen schön weich voll Apfelgeschmack. Dazu die krossen, feinen Zwiebeln – ein traumhafter Genuss. Wer keine Leber mag, aber neugierig ist – der sollte sie hier mal probieren – ich habe das Gericht in den letzten Jahrzehnten in keinem Restaurant derart gekonnt zubereitet gefunden – entweder wurde es nach dem Schnitt leicht blutig, oder es gab kleine sehnige Teile, oder doch zu lang gebraten - selbst wenn ich es dort (in den Jahren bescheiden geworden) sehr gut fand – hier war es ein Stückchen weit „besser“ – da liebt jemand seinen Job - zu kochen und seine Ware! Das Kartoffelpüree ist gut, keine Besonderheiten.
Steht noch der Nachtisch für meine Frau aus – damit sie nicht so einsam ist, lasse ich mir die Dessert-Karte bringen. Sehr nette Nachtische, ich frage nach der Zusammensetzung der Kallstadter Hof –Dessertvariation, die wohl einen Querschnitt dieser Karte darstellt. Und weiter nach einem Bourbon-Vanille-Eis mit Espresso, das mich als Kugel mit Espressobohnenhäcksel interessieren würde – komme aber nicht drauf ob das wie Eiskaffee gemacht sei oder mit Espressobohnen – und auch die Bedienung bringt dies Wort nicht sondern wiederholt das was in der Karte steht – es wäre Vanille-Eis mit Espresso – also bestelle ich einen Espresso und überlege, dass nur der Selbstversuch Klarheit schafft. Der Espresso wird gebracht, dann kommen für meine bessere Hälfte die Prosecco-Mousse-Nocke auf dem Erdbeer-Carpaccio – armer Erdbär, so in dünnen Scheiben aufgeschnitten verblassen die bei aller schmackhaftigkeit fast gegen die interessant gemachte Mousse. Für mich ist der Nachtisch genau das, was ich vermeiden wollte – Eiskaffee nicht mit Kaffee- sondern Espresso. (5,50€).
Fazit: Glatte 5 nach Küchenreise – unbedingt wieder – Preis-Leistung, Angebot, Ware stimmt hervorragend – schönes Ambiente, guter Service – meine Empfehlung!
1. Nachtrag: Bilder – Bilder sind besser, wenn sie im Kopf entstehen, der Speichel beim Lesen aus den Mundwinkeln tropft – und Bilder werden überbewertet -gg. So wie auch ich die Akku-Laufzeit meines Handys mit dem angebissenen Obst wohl überbewertet hatte und nach vier Tagen ohne Ladegerät dann –na, ihr wisst schon – Bilder finde ich völlig überbewertet…
2.Nachtrag: eine kleine "Einschränkung" zum Ambiente - direkt gegenüber ist die örtliche Pfarrkirche - und so schön Glockengeläut für die Viertel-Stunden und dann volle Stunden-zahl ist, bei unserem Besuch hat der Glöckner vermutlich versucht, das Trommelsolo aus 'In a gadda da vida' von Iron Butterfly mit drei Glocken nachzuspielen - in dem kleinen Innenhof war das nicht so ganz angenehm - aber dafür kann das Restaurant nichts....