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Es wurden noch keine Empfehlungen zu Siegburger Brauhaus abgegeben.
"Touristen willkommen! Anspruch zu Hause lassen!"
Geschrieben am 21.05.2015 2015-05-21 | Aktualisiert am 21.05.2015

Es wurden noch keine Empfehlungen zu Siegburger Brauhaus abgegeben.
Ein Konzert am Abend lockte uns nach Siegburg. Zu viert machten wir uns schon am Mittag ins Rheinland, die Mädels wollen ja noch bummeln. Zuvor hatte ich hier auf GG mal geschaut ob schon etwas Empfehlenswertes bewertet wurde. Leider nur ein griechisches Lokal. Na dann musste es spontan entschieden werden.
Nachdem wir dann knapp vier Stunden durch die Stadt gelaufen sind, in einem Café Kaffee tranken und auf dem Weinfest am „S Carré“ ein paar Pfälzer Rotweine, sollte es das Siegburger Brauhaus sein. Nach dem kulinarisch wertvollen Italienurlaub musste es mal wieder was Handfestes sein, unsere Begleiter sind sowieso ausgewiesene Karnivoren. Und dann noch Hausgebrautes? Sollte passen. Hohe Ansprüche hatte ich nicht. Freute mich auf ein frisches Weizen oder Maibock, welches außen angepriesen wurde.
Das Wirtshaus ist ziemlich am Anfang der Fußgängerzone in der Holzgasse. Vor der Tür stehen typische Bierzeltgarnituren an denen alleine schon 70 Leute Platz hätten. Darüber eine gelbe Markise die an diesem Samstag aber eher als Regenschutz diente. Auf einem Aufsteller gab es Tagesgerichte: Gegrillte Schweinehaxe mit Kraut und Bratkartoffeln und scharfer Bohneneintopf mit Hackfleisch. Gut. Bei uns heißt das Chili con Carne.
Wir entscheiden uns drinnen zu speisen. Dort ist es recht dunkel. Die lange Theke zur rechten Hand, links kommen dann ein paar Brau- und Sudkessel. Vorne sitzen ein paar Gäste an runden Tischen, alles in dunklem Holz gehalten. Wir gehen weiter durch. Hier haben bestimmt 100 Gäste Platz. Auf mehreren Bildschirmen wird die Zusammenfassung der Samstagsspiele der Bundesliga gezeigt. Hinten öffnet sich der Raum ein wenig und wir bleiben stehen. Einige Bedienungen flitzen umher. Kurze Frage wo wir sitzen dürfen und uns werden zwei Möglichkeiten angeboten. Vieles ist reserviert (Im Nachhinein frage ich mich wieso?) Die Mädels wollen auf der Bank Platz nehmen. Na gut. Setzen wir uns.
Der Tisch ist oval, groß mit blanker Tischplatte. Platz wäre für zehn. Die Bank gut gepolstert, geht zu drei Viertel in einem Stück um den Tisch. Vorne am Gang noch mal drei Stühle der robusten Art. Grünes Stahlgestell, kenne ich so eigentlich nur aus Biergärten. Darauf einfache rote Sitzkissen. Dekoriert sind die Tische nicht. Abgesehen vom Salz- und Pfefferstreuer, einem Ständer für Bierdeckel und ein paar Karten (Bierauswahl und eine Art Bierhausbroschüre). Um uns herum einige Nischen, bezeichnet mit „Hopfenlager“ oder anderen Brauereibegriffen. Abgeteilt durch dunkle Holzbalken, hier und da auch durch Stufen abgetrennt. Ansonsten alles ebenerdig, auch die Toiletten. Inmitten des Raumes lockert eine künstliche Hopfenpflanze den schwermütigen Raum etwas auf. Über uns dann noch eine Videokamera. Wozu auch immer.
Wir sitzen keine zwei Minuten, da werden uns vier Karten im DIN A4 Format gereicht. Grüne Plastikmappen mit Klarsichtfolien in denen auf der ersten Seite Spargelgerichte angeboten werden. Dann kommen Brauhausspezialitäten (deftige Kleinigkeiten), drei Suppen und vier Salate. Die nächste Seite bietet die „Klassiker“ (heiß geliebt und gern gegessen). Hier fiel mein Interesse auf den „Riesenbrauhausbrater“ ca. 220g Bratwurst nach eigener Rezeptur mit unserem Bier und Braugerste verfeinert, dazu Biersenfsoße, Bratkartoffeln und Krautsalat. Dazu gesellen sich drei Speisen vom Grill (mit feinem Raucharoma). Die nächste Seite bietet drei (Rinder-)Steaks (17,40 – 19,30€), acht Schnitzelgerichte und zwei Fischgerichte. Die letzte Seite zeigt drei vegetarische Gerichte, Kinderteller und drei Nachtische.
Auf deren Internetseite wird folgendermaßen geworben:
„Unsere Speisen sind stets frisch zubereitet und wir verwenden ausschließlich frische und qualitativ hochwertige Zutaten. Unser Küchenchef freut sich, Sie bei uns verwöhnen zu dürfen.“
:-))))))
An Getränken gibt es so ziemlich alles was ein Brauhaus bieten muss. Alle Schankbiere gibt es in der 0,3er Variante. Das alkoholfreie Weizen aus Erding (4,20€ / 0,5) wird auf Grund der Flasche im 0,5er Glas serviert.
Natürlich werden wir gleich nach den Getränken gefragt. Aussen stand ja schon an. Sommerweizen und Maibock. Ich entdeckte auf der separaten Bierkarte das „Siegburger“ (2,40€ / 0,3)
(Das bernsteinfarbene und natur-trüb frische "Siegburger" ist von Beginn an unser Original. Die spezielle Zusammenstellung des Malzes, das weiche Wasser der Wahnbachtalsperre und die handwerkliche Brauart gibt diesem Bier seinen unverwechselbaren Geschmack.)
Für den Durst nehm ich dann das. Klingt wie das Aushängeschild der Brauerei… Die Bedienung (Lucy) fragt ernsthaft ob ich ein 0,2er Glas möchte. „Wenn sie denn dauert gelaufen kommen will, gerne…“ Sie bringt uns 0,3er Gebinde. Die Damen nehmen Cola (Flasche, 2€ / 0,2). Erstmal. Das Bier kommt auch recht schnell. Mir ist es nicht kalt genug, schmecken tut’s auch irgendwie nicht. Mir zu süß, kann es gar nicht beschreiben. Das Weizen (2,80€ / 0,3) beim Kumpel probiert… Genauso. Das typische Weizenaroma fehlt mir. Können Rheinländer nur Kölsch? (Das heißt hier in Siegburg Michel.) Probiert habe ich es nicht. Dann eben das Maibock (3,20€ / 0,3). Stammwürze 17,5%, Alkoholgehalt 7,0 Vol.%. Das muss doch schmecken. Und siehe da. Sie können doch was… Kräftig, malzig, süffig, lecker! Doch nun zum Essen.
Wir entscheiden uns dreimal für Schnitzel, einmal für Currywurst. Vorweg gibt es den Beilagensalat, der schon wenige Minuten nach der Bestellung am Tisch serviert wird. Fix sind die Mädels in ihren grünen Schürzen.
Beilagensalat
Auf den ersten Blick - Aha! Kantine! Immerhin kein Eisbergsalat. Sondern Lollo Bionda und Rosso in mundgerechten Stücken. Leider nicht angemacht. Zwei Esslöffel Joghurtdressing „frisch“ aus der Flasche toppten das Kunstwerk. Unter dem Salat befand sich Karottensalat (gar nicht mal so säuerlich) und Krautsalat, der noch das Beste war. Obwohl, da waren ja noch die hauchdünn gehobelten Gurkenscheiben (wenn’s interessiert, nicht geschält), separat mariniert. Die waren ganz okay. Als Farbtupfer am Rand ein Tomatenfünftel. Salz musste ich gut zugeben, man konnte den Salat essen. Hätte man jetzt „frische“ Möhren geraspelt und das Dressing „frisch“ gemacht gäbe es mehr Sterne, so nur 2,5*
Noch während wir den Salat seiner Bestimmung zuführten, servierte man uns schon wieder auffallend schnell die Hauptspeisen. Beim ersten Anblick war auch klar wieso…
Jägerschnitzel mit Champignonrahmsoße, dazu Pommes Frites und gemischtem Salat (12,40€)
Auch hier wieder (typisches) Kantinenfutter! Das Schnitzel sah vorgefertigt aus (alle drei Schnitzel am Tisch von gleicher Größe und Form), und in der Pfanne mit wenig Fett gebacken. Das sah so lieblos aus. Sehr dick, kaum geklopft, aber auch schwierig ein bereits eingekauftes und paniertes Schnitzel noch dünner zu klopfen. Immerhin war es zart und auch saftig. Mehr aber auch nicht. Kaum Geschmack, keine wellige Panade, und durch die „frische“ Soße obendrauf schon sehr durchgeweicht. Überhaupt die „Champignonrahmsoße“! „Frische“ Dosenpilze, Pulversoße, von Rahm nix zu sehen. Aber Soßenbinder… der erzeugt so ein ekliges Mundgefühl wenn man es wir hier übertreibt! Zum Abgewöhnen… Das Beste noch die Pommes. Die waren anständig. Knusprig, nicht zu fettig und gut im Geschmack. Nachdem nachgesalzen wurde. Hier ist noch viel Luft nach oben 2*
Braumeisterschnitzel mit gebratenem Speck, Nürnbergern, Röstzwiebeln und Bratkartoffeln, dazu gemischter Salat (13,90€)
Kein Wunder dass das Bier nicht schmeckt. Auch hier das arme Schwei… ähh Schnitzel zu dick, zu wenig gewürzt, lieblos. Schade. Hätte ich doch mal lieber die Riesenbratwurst genommen… Da waren aber die kleinen Nürnberger. Gut gebraten aber wohl auch ein Industrieprodukt. Da fehlte Pfiff und Würze. Wahrscheinlich sogar aus Ulis Fabrik… Die Röstzwiebeln waren auch hier „frisch“ aus der Dose. Dazu eine Soße die ebenfalls mit modifizierter Stärke eingedickt wurde, durch den mitgebratenen Speck aber eine andere, erträglicher Note bekam. Welch Glück hatte ich das Bockbier. Die Braaatkartoffeln! Sollten es wohl werden, wenn sie fünf Minuten länger gedurft hätten. Geschmacklich noch okay, aber kaum Röstaromen und mit viel „gedünstetem“ Speck versehen, aber ohne Zwiebeln. Echte frische Petersilie war noch drübergestreut. Salzen musste ich selbst. Von dem Pfefferstreuer ließ ich aber die Finger… Der Hunger trieb’s runner… Auch hier Thema verfehlt. 2*
Dabei wollte der Küchenchef uns doch verwöhnen…?
Unsere Begleiter wählten Pfefferschnitzel (bei dem aber wohl der Pfeffer vergessen wurde in die Fertigsoße zu rühren) und eine Currywurst, die wohl ganz okay war.
Leider brauchten wir einen Verdauer flüssiger Natur. Die Auswahl ist groß, 22 Spirituosen laut Karte. Von Korn (1,90) über Kräuter (2,60) und diversem Obst (2,60) hin zu Whisky (3,40), alles 2cl. Ich entscheide mich wie mein Fräulein für den Williams. Der kam dann auch wieder sehr schnell von unserer (polnischen?) Bedienung. Doch was ist das? Sehe ich da einen Eistropfen am Glasrand? Also diese Rheinländer. Da wo ich herkomme genießt man solch feine Tropfen handwarm. War ja auch kein feiner Tropfen… Geschmeckt hat er nicht wirklich. Eiskalt… Schade drum. Gewirkt hat er übrigens auch nicht. (Immerhin konnten wir uns ja später auf dem Konzert austoben, da gab es auch anständiges Bier.)
Ich glaube wir hatten jeder noch ein Bier, kurz darauf verlangten wir die Rechnung. Die kam auch wieder schnell, ein ordentlicher Beleg. Beide Parteien wurden auf einem Notizzettel auseinander dividiert (muss es eigentlich nicht subtrahiert heißen?). Freundlich wurden wir dann verabschiedet. Beim Rausgehen viel auf, dass der Laden mehr als halbvoll war.
Fazit:
Touristenlokal! Sich noch nicht mal günstig betrinken kann man sich da. PLV wirklich nicht okay. 2*
Das Essen (2*) weit entfernt von „frisch und qualitativ hochwertig“. Vorgefertigte Schnitzel, Pulversoßen, Flaschendressing, Dosenpilze, Gemüse aus dem Glas. Aber frische Petersilie. Das Bier konnte uns auch nicht überzeugen. Gut, ich bin Weinliebhaber, aber ein ordentliches Bier erkenne ich trotzdem noch.
Dem Service kann man nicht viele Vorwürfe machen. Es gibt hier reichlich Damen die flott unterwegs sind. Dabei sind sie aufmerksam und freundlich, sehen wo’s fehlt. Es wird nach dem Rechten gefragt, ob’s noch was zu trinken sein darf. Von daher gut, 4*
Ambiente – ja. Typisch Brauhaus? Den Kesseln zu urteilen ja. Der Bestuhlung und den Tischen zu urteilen auch. Holz wohin man sieht. Außer der Boden. Große Steinfließen, auf Bruchstein getrimmt. Aber muss es so dunkel sein? Obwohl die Wände weiß sind? Nicht dass ich etwas dagegen hätte, nur nicht beim Essen. Daher nur 3*
Immerhin war es ordentlich sauber, sowohl am Tisch, im Raum sowie auf den Toiletten. Nur haben die auch ihre Beste Zeit hinter sich. 3,5*
In das Brauhaus werden wir aber sicher nicht mehr gehen. Dafür haben wir in der Stadt zu viele interessante Alternativen gesehen.
2 – kaum wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")