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* Lange waren wir nicht mehr in der "Alten Bergbahn". Ich musste Hasimausi zu einem Essen dort erst einmal überreden, denn "der Laden war mir schon früher etwas zu steif" (O-Ton meiner lieben Dame), so ihre leicht ablehnende Haltung. Als wir eintraten, fühlte sie sich sich bestätigt. Erinnerte doch das (ehemalige) gediegene Ambiente teilweise immer noch an die Zeit von vor 10 oder mehr Jahren. Wobei uns ein junger erfrischender weiblicher Service begrüßte.
* Die Karten wurden gereicht, die Frage nach einem Aperitif wurde gestellt. Ein kurzer Blick in die Karte offenbarte eine übersichtliche Auswahl. Und oh Wunder, Hasimausi orderte einen Aperitif Klassiker aus den 80/90er Jahren, nämlich eine Campari Orange. Ich war verblüfft. Meine Wahl - welche eine Überraschung - ein Kölsch aus dem Hause Früh.
* Flott servierte die junge Dame die Getränke, inklusive eines Bruschetta Gruß aus der Küche. Nett, gut geröstetes Ciabatta, belegt mit frischen Tomaten, dezent mit Knoblauch abgestimmt. Nicht aufwendig, aber handwerklich ordentlich.
* Bei der Auswahl der Vorspeisen taten wir uns zunächst schwer. Sicherlich etwas verwöhnt quälte ich mir die Aussage ab: "nicht schon wieder Garnelen in Chili Öl, nicht schon wieder Rindercarpaccio" und Entenbrust ist nicht gerade mein Fall. Manchmal wünsche ich mir in Restaurants auch mal Küchenchefs mit etwas mehr Kreativität, denn Garnelen und Rindercarpaccio findet man inzwischen fast auf jeder Karte. Doch meine liebe Dame entdeckte die Alternative.
> Die Vorspeisen-Variationen des Hauses. Also von allem etwas. Nämlich Carpaccio, Entenbrust und Garnelen. Für je knappe 15,- Euro eine hoffentlich richtige Entscheidung.
* Bei der Wahl für die Hauptgerichte taten wir uns weniger schwer. Wir wurden beide von den Wildgerichten angesprochen. Leider ist hier im Rheinland das Angebot der Wildgerichte fast immer sehr dürftig, warum auch immer. Das war hier in der "Alten Bergbahn" deutlich attraktiver. Wurde doch ein Hirschrücken und ein Rehrücken offeriert.
> Also bitteschön, für Hasimausi den Rücken vom Reh (28,- Euro), für mich etwas gutes vom Hirsch (26,- Euro).
Unsere flotte holde Service-Maid meinte wir hätten eine gute Wahl getroffen. Und es dauerte auch nicht lange und sie servierte die Vorspeisen. Oh - ich war positiv überrascht. Sehr attraktiv und gefällig waren die Garnelen, die Entenbrust und das Carpaccio auf großen Tellern angerichtet. Dazu wurde noch Brot serviert, oder besser gesagt das schon bekannte Ciabatta, dass vorher als Bruschetta diente. Dagegen sprach zwar nichts - ganz im Gegenteil. Nur zur Entenbrust hätte ich mir dann doch lieber dunkles Brot gewünscht. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Die Vorspeise-Variationen waren exakt das was wir uns vorgestellt hatten. Nämlich gute Produkte, sorgfältig zubereitet.
* Wie üblich schaute ich mich um. So in Richtung Ambiente, Flair, Einrichtung etc. Sagen wir es mal so, die Einrichtung war noch sehr klassisch und bestimmt seinerzeit von Klaus Homberg und der First Lady Godelieve van Hoofstadt ausgewählt. Nein das Ambiente wirkte nicht antiquiert oder überholt, auch wenn die farbigen Butzenscheiben in den Fenstern ein Relikt aus der Vergangenheit sind. Nein - unwohl fühlte ich mich nicht. Hier lebt eine Tradition, die man hegt, pflegt und bestimmt noch lange so fortsetzt. - Und das Publikum ? Sicherlich fast noch so wie früher. Klassisch, konservativ und nicht ganz unvermögend. Wobei Hasimausi nochmals betonte, dass ihr das alles hier doch immer noch etwa zu steif ist. Ich verteidigte das Flair mit dem Argument, dass das hier nun mal gelebte Tradition ist. Hasimausi regierte darauf mit der progressiven Formulierung: "Tradition generiert keine Umsätze, von Tradition kannst Du nicht leben". Soweit die geschätzten betriebswirtschaftlichen Theorien meiner lieben Dame.
* Die Hauptgerichte: Mein Lieber, der für mich bestimmte Hirsch hatte wohl einen breiten Rücken. Was mir da serviert wurde, waren locker 250 Gramm und noch mehr, eingebettet in einen Haselnussmantel. Passend dazu eine Maronensauce, die sich neben den Hirsch als Spiegel ausbreitet. Dazu ein Gemüse, dass ich gefühlt seit Jahrzehnten nicht mehr gegessen hatte - WIRSING. Genauer gesagt RAHMWIRSING. Als bekennender Gemüsegegner muss ich trotzdem sagen - überraschend gut. Und das Fleisch des Hirsch ? Wunderbar die Qualität, wunderbar das herzhafte Wildaroma. Einzige Verneigung an eine zeitgemäße moderne Küche war das Süßkartoffel-Püree. Warum serviert eigentlich in den letzten Jahren jeder Küchen-Zauberer Süßkartoffeln-Pommes oder wie hier Süßkartoffel-Püree. Hasimausi versuchte mir den Süßkartoffeltrend zu erklären. Die Süßkartoffel sei auf dem Vormarsch ! Meinetwegen - ich ziehe trotzdem die heimische deutsche Knolle vor.
* Hochzufrieden konsumierte ich den Hirsch. Genau so hoch zufrieden war Hasimausi mit ihrem Rehrücken. Auch sie lobte die Qualität des Fleisch mit Mangold. Mit Blick auf ihren wirklich genussvoll angerichteten Teller erlaubte ich mir die zynische Frage, ob auch ihr Püree ein Produkt der Süßkartoffel war. Hasimausi reduzierte sich auf ein: "jetzt wirst Du aber albern".
* Nun gut, wir waren beide sehr zufrieden, auch wenn die "Alte Bergbahn" atmosphärisch nicht die Welt meiner Dame war, so hat sie das verzehrte Essen noch umfänglich überzeugen können. - Bleibt die Frage nach einem Dessert. Mal wieder sprach mich nichts an. Fällt den Küchenchefs eigentlich nur noch die Creme Brulee ein ? Oder Tiramisu ? Einzig hier herausragend auf der Dessert-Karte, das Eis-Überraschungsdessert das auf einer 12 er Etagere serviert wird. Allerdings nur für 4 Personen. Sollte ich jetzt hier vielleicht am Nachbartisch fragen, ob man sich an diesem Dessert beteiligt ? Wie oftmals verzichteten wir mal wieder auf ein Dessert. Weil ich nichts passendes und/oder kreatives finden konnte und Hasimausi sich wie immer in der ganzjährigen Diät-Dauerschleife befindet. Einzig die flüssige Mirabelle winkt uns aus der Getränkekarte entgegen.
Fazit: Ja - fast ohne wenn und aber ein guter Gesamteindruck. Dafür 4,5 Sterne. Ebenso für die Sauberkeit, das Essen und den Service. Beim Ambiente tun wir uns schwer. Ja unstrittig sehr gepflegt, aber auch etwas antiquiert Dafür 3 Sterne. Bleibt die Frage, ob wir wiederkommen. Ja ganz sicher, alleine schon wegen der Wildgerichte. Auch wenn beim Ambiente noch Reserven bestehen. Und das PLV - gerne dafür 4 Sterne.
ps Sehr im Sommer zu empfehlen, die großzügige Außenterrasse.