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Zur Erholung, nach wie üblich aufreibender, präzisionssportlicher Betätigung, sollte es dieses Mal das El Pescador sein. Die Reservierung gelang problemlos freundlich, was sicherlich auch am zu erwartenden frühen Feierabend angesichts der bevorstehenden Pulverisation des brasilianischen Nationalteams durch die deutsche Equipe lag. Aufgrund des universalgastronomischen Prinzips (Fischhandel, -taxi, Takeaway und Restaurant) war die Auslastung an diesem Abend dennoch in Ordnung aber weit weg von voll. Grundsätzlich hat sich seit meinem letzten Besuch (März 2012) nicht viel getan. Allerdings ist das Netz an der Decke verschwunden, die Räumlichkeiten wirken heller und freundlicher. Nicht nur durch den Dauerregen können sich phantasievolle Naturen an die Küste versetzt fühlen.
Wiederum freundlich vom heute eindeutig unterforderten Personal mehrfach begrüßt, konnten wir uns einen passenden Tisch am Fenster aussuchen. Wären da nicht die über- (deutsch-) gründlichen Hinweise zum Bestellablauf in den Karten, auf den Sets, Tafeln und Schildern im weißblauen CD des Unternehmens, hätte es fast etwas von einer Fischertaverne in Südeuropa. Getränke wurden noch am Tisch erfragt, zügig serviert und waren gut gekühlt. Der offene Weißwein sehr einfach aber erfrischend, die Schorle nicht zu wässrig der Rest halt Softs wie man sie überall erhält. Brot und Aioli (schmackhaft aber eindeutig Convenience) kam noch vor den Getränken, dann konnten wir uns mit den Karten beschäftigen. Diese sollte man aber nicht allzu ernst nehmen, ein Gang zur Fischtheke und direkter Austausch mit der Küchencrew ist in der Regel erfolgversprechender. Der dieses Mal eher routiniert als herzlich ablaufende Bestellvorgang war schnell erledigt, wir kehrten an unseren Tisch zurück und warteten auf…
| Die Vorspeisen |
Eine Matjesplatte, mit insgesamt drei Matjesfilets, einigen Gemüsezwiebelstreifen, Salatgarnitur und gebutterten Schwarzbrotstullen, einfach und bodenständig. Ob der Frische und des für D’dorfer Verhältnisse eher fairen Preises von 5,90 Euronen waren beide Kollegen, die sich diese Vorspeise teilten, recht zufrieden.
Das Duo von Garnele und Jakobsmuschel auf marinierten Algen (12,90 Euronen) mit jeweils zwei gebratenen Exemplaren auf recht süß eingelegten Grünalgen (mutmaßlich ebenfalls ein Halbfertigprodukt). Sowohl Muscheln als auch Garnelen waren sehr gut gegart, die Jakobsmuscheln sogar noch schön glasig und butterzart. Allerdings kaum gewürzt, was mithilfe des in Einwegmühlen bereitgestellten Salzes und Pfeffers behoben wurde.
| Die Hauptspeisen |
Der Backfisch mit Blattspinat, eine ordentliche Portion in Bierteig gehüllter, gut frittierter Seelachs, war von der Kollegin kaum zu schaffen. Interessanter Weise gibt’s zu den Gerichten Kartoffeln und Gemüse nach Wahl, Saucen werden anscheinend immer extra berechnet. Obwohl lediglich eine Beilage (Blattspinat) geordert, musste die gewünschte Weißweinsauce zusätzlich gezahlt werden. Angesichts des Gesamtpreises von 9,50 Euronen aber vertretbar.
Die zur Karibik-Fischplatte ausgelobten Algen fehlten. Dafür befand sich neben dem bestellten mediterranem Gemüse und den Wedges noch etwas Salicorne (Europäischer Queller) auf den saftig aber nicht glasig gegarten Fischfilets. Mit seiner knackigen Konsistenz und dem salzig-pfeffrigen Aroma höchstwahrscheinlich die bessere Alterative. Zu den gebratenen Fischen gibt’s obligatorisch eine knoblauchlastige Kräuterbutter. Die olivgrüne Färbung der enthaltenen Kräuterfragmente lässt auf Trockenware schließen. Zum Fisch nicht unbedingt eine Verbesserung. Unter anderem war saftig aber nicht glasig gegarter Marlin dabei, die übrigen Filets ebenfalls so wie der Kollege (ohne Gräten und er darf mich um Himmels willen nicht ankucken) es liebt. Demnach mit 17.90 Euronen für ihn genau das Richtige.
Der gebratene Saibling mit mediterranem Gemüse wurde vom Kollegen, sehr mutig wie ich meine, mit Kartoffelsalat in der trockenen Mayovariante kombiniert. Der Fisch war ebenfalls saftig aber nicht glasig und cross gebraten, das mediterrane Gemüse war ebenso wie beim Kollegen auf den Punkt gegart aber etwas langweilig abgeschmeckt. Mit 16,90 Euronen bereits grenzwertig bepreist.
Die Scholle Müllerin Art kam etwas blass daher, war leider weder cross noch glasig und nur an der dicksten Stelle saftig. Die Beilagen, Blattspinat und Bratkartoffeln (sehr gleichförmig) entsprachen der bisherigen Leistung also eher durchwachsen. Die Kartoffeln, mehr schlapp als knusprig und sehr zurückhaltend gewürzt. Der Blattspinat für TK-Ware in Ordnung, allerdings stark mit Ysop versetzt, dass muss man mögen, meins war‘s nicht. Mit 12,90 Euronen aber wieder im Rahmen wenn denn die Zubereitung etwas sorgfältiger wäre.
Wie eingangs erwähnt, waren die Tellerschlepper nicht wirklich ausgelastet. Trotzdem sollte man nicht darauf spekulieren, dass leere Teller oder Gläser bemerkt werden. Solange noch Teile der Bestellung offen sind geht’s, nach dem Abstellen der Hautgänge wird’s aber zäh. Der auf jedem Tisch befindliche Klingelknopf scheint hier das Mittel der Wahl.
Um die Rechnung zu splitten oder mit EC-Karte zu zahlen muss man mit dem Kassenzettel wieder an die Theke. Am besten man einigt sich im Vorfeld und zahlt passend in Bar.
Als Fazit ist das ‘Fischtaxi El Pescador‘ eine gute Alternative für frischen Fisch in ordentlichen Portionen. Allerdings müssen wegen der vergleichsweise moderaten Preisgestaltung wohl Abstriche in Bezug auf den Convenienceanteil hingenommen werden. Wenn jetzt noch die Zubereitung etwas sorgfältiger wäre (oder die Mannschaft einen besseren Tag hat…) könnte man es glatt empfehlen.