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Seit März dieses Jahres ziert die Osteria Parma den Ortskern von Bad Herrenalb. In meinem Bericht vom April war ich recht ausführlich auf Anspruch und Potential einerseits sowie Realität andererseits eingegangen, wozwischen sich eine gewisse Schere aufgetan hatte. Ich hatte damals versprochen, der Lieferung baldmöglichst einen Ortstermin folgen zu lassen, und der fand vor einer Woche endlich statt.
Tief Bernd – der Namenspate dürfte sich die Augen gerieben haben über das Unglück, das er sich da ans Revers geheftet hat – hatte sich gerade etwas beruhigt, und so war die beschirmte Terrasse gut besetzt. Von den wenigen noch freien Tischen durften wir uns den schattigsten aussuchen, mit Blick auf das Geschehen auf der Straße und den Kurpark dahinter.
Zu trinken sollte es eine große Flasche des heimischen Wassers geben, welches unter dem Namen Black Forest aus Funk und Fernsehen bekannt ist. Zum Preis kann ich nichts sagen, da uns, wie ich erst jetzt sehe, aus Versehen nur ein Viertelliter (2,70 €) berechnet wurde.
Ich hatte außerdem noch Durst auf ein frisch gezapftes Hoepfner Pils aus Karlsruhe (die Halbe zu 3,80 €). Das wird seit einigen Jahren nicht mehr so privat gebraut wie ehedem, sondern gehört jetzt zur weitverzweigten Paulaner-Familie, schmeckt aber immer noch sehr gut.
Wir hatten beide ordentlich Appetit mitgebracht, allerdings nicht für eine ganze Vorspeise, deshalb entschieden wir uns für eine Portion Vitello tonnato zum Zwecke des gemeinsamen Verzehrs (13,50 €).
In der Osteria Parma sieht das Vitello tonnato nicht so aus wie eines dieser bedauernswerten Flutopfer, denen man häufig begegnet und bei denen man das Kalbfleisch aus einem graubräunlichen See herausfischen muss, sondern es wird mit drei verschiedenen hausgemachten Saucen serviert, genau genommen mit einer Paste (Thunfisch) und zwei Dips (Sardellen und Mayo). So war das Tellerbild auch gleich viel ansprechender. Das Kalbfleisch war zart, die beiden Dips schön cremig, die mittig platzierte Thunfischpaste allerdings weniger, die kam ziemlich krümelig daher und hätte auch noch etwas Säure vertragen. Insgesamt aber ein fröhlich stimmender Einstieg.
Auftritt Secondo di Carne. Meine Frau hatte ihr wohlgefälliges Auge auf das Galletto ruspante alla birra geworfen, ein in Hoepfner geschmortes Freilandhuhn zu 20,90 €, mit Kartoffelpüree und knusprigem Parmaschinken. Damit das Huhn von einer Person zu bewältigen war, hatte man es nicht allzu lange nach dem Schlüpfen geschlachtet, vom Format her ging es also eher in Richtung Stubenküken, aber das war wie gesagt genau die richtige Portionsgröße. Wir hätten gerne gewusst, wo es herkam, aber da musste der Kellner passen. Der Kartoffelbrei war so na ja, eigentlich sogar verzichtbar, denn man hatte überraschenderweise noch Rosmarinkartöffelchen auf den Teller gepackt, die die Karte verschwiegen hatte. Ein seltsames Paar, denn so kartoffelig is(s)t man in Germania nun auch wieder nicht; über ein wenig Gemüse hätte sich meine Frau auf jeden Fall mehr gefreut.
Das zarte Hühnchen selbst machte zunächst einen ordentlichen Eindruck. Es stellte sich im Laufe des Verzehrs allerdings heraus, dass es gerne noch länger im Ofen verweilt hätte, und das nicht nur, um der Haut ein wenig Knusprigkeit zu verpassen.
Blutgericht
Als nämlich meine Frau in Richtung Karkasse vordrang, stieß sie auf mehr Blut als ihr lieb war. Und da sie zu den Leuten gehört, die selbst ein Entrecôte eher durch als medium bevorzugt, verging ihr da ganz schnell der Appetit.
Der Kellner nahm unseren diesbezüglichen Hinweis ohne erkennbare Gemütsregung entgegen, keine Ahnung, ob es in der Küche ankam. Der Teller mit den Resten sprach ja eigentlich auch für sich, trotzdem kam erstaunlicherweise keine Rückmeldung irgendwelcher Art. Jedenfalls ist da noch ganz viel von der guten Herrenalber Luft nach oben, deswegen die deutlichen Abzüge in der B-Note.
Ich hatte es mit meiner Rosa di Parma entschieden besser getroffen (24,50 €). Diese parmesische Spezialität ist zwar eine Rinderroulade, hat aber mit der hierzulande bekannten, zur Trockenheit neigenden Namenscousine nur wenig zu tun: Aus dem Filet geschnitten, zart, rosa (na klar!), saftig, gefüllt mit Parmaschinken (hätte etwas mehr sein können, aber vielleicht gehört das so) und Parmesan (ebenfalls), in einer fast nicht zu schaffenden Menge, das Ganze gegart in Lambrusco, dieser prickelnden Einstiegsdroge meiner jungen Jahre. Zu der Roulade gehörten die vorzüglichen, mit knusprig gebratenem Knoblauch durchsetzten Rosmarinkartoffeln diesmal wirklich. Und zum Glück gab es keinen Bonus in Form von Kartoffelbrei dazu, sondern knackigen, gut gewürzten Spinat. Ähnlich wie beim Huhn war allerdings auch hier die Sauce etwas dünn, der Lambrusco hätte mit dem Bratensaft gerne noch etwas geköchelt. Eigentlich waren es sogar zwei Saucen, denn die Sahne wurde hier separat über das Fleisch gegeben.
Das würde ich durchaus wieder so bestellen, allerdings nicht beim nächsten Mal. Es wurden nämlich etliche äußerst ansprechende, wulstig geränderte Pizzen an uns vorbeigetragen. (Ich hatte mich nicht getraut, am Nachbartisch um ein Foto zu bitten, man möchte ja nicht unangenehm auffallen.) Der nächste Besuch wird allerdings erst dann stattfinden, wenn das Innere des Huhns im Hinterkopf meiner Frau nicht mehr ganz so präsent ist. Und das kann dauern.