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Naja, die Stadel in Regensburg waren traditionell eher Speicher, vor allem zur Lagerung von Salz. Viele sind inzwischen zu Museen umgewidmet. Und das Luis Stadl hat auch fast musealen Charakter – aber was für einen! Das Gebäude liegt auf einer Donauinsel und ist leider etwas unspektakulär von mehrstöckigen Wohngebäuden umgeben. Wenn man den Haupteingang, der etwas unter dem Strassenniveau liegt, nimmt, steht man mitten im Wohn- und Esszimmer. Und kann ein erstauntes Woww nicht unterdrücken. Hier hat ein begnadeter Innenarchitekt sämtliche Schätze seiner Flohmarkt- und Haushaltsauflösungsfunde mehrerer Jahre bunt zusammengewürfelt und mit eigenen schrägen Vorlieben gemixt. Diese Mischung muss man sich erst mal trauen: gepflegte skandinavische Teakmöbel der 60er Jahre, viele Perserteppiche, gediegene Sofas und Sessel älteren Jahrgangs, an der Wand Tim&Struppi-Illustrationen und die Titelblätter uralter Spiegel-Ausgaben. Dazu leise Loungemusik und eine (naja, sagen wir mal) Rezeptionistin, die vermutlich grad über ihrer Masterarbeit brütet, mich aber allerliebst willkommen heisst, wie eine entfernte Nichte, die ich lange nicht gesehen habe.
Das Luis Stadl ist eigentlich so was wie ein Hotel – aber die Grenzen verwischen. Weiter hinten im Erdgeschoss (und auch im Obergeschoss) liegen herrlich durchgestylte Zimmer mit ganz viel Vintage-Charme. Hier unten im skandinavisch angehauchten Wohn- und Esszimmer kann man nach Bedarf frühstücken (für läppische 10 Euro – dazu gleich mehr), sich mit Freunden treffen, in den ausliegenden Heften schmökern, den Plattenspieler anwerfen, bei einem Getränk und Snacks abhängen oder einfach Zeit und Raum vergessen. Das fühlt sich wie Familie an. Beim Frühstück hatte ich auch das Gefühl, dass nicht alle Gäste hier übernachtet hatten, sondern als Externe mit dazu kamen.
Das Frühstück wird als Büffet präsentiert. Auch hier jede Menge zusammengewürfeltes (aber hochwertiges!) Geschirr aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ausgeschenkt wird Filterkaffee des örtlichen Platzhirsches Rehorik (dazu ein ander Mal mehr) – eine hocharomatische, kräftige Sorte, die einen augenblicklich in den Wachzustand beamt. Natürlich ist Filterkaffee sehr old school, aber das passt hier wunderbar ins Bild. Dazu eine kleine, feine Auswahl an Käse, Wurst, Lachs, Grünzeug. Nicht zu viel, eher so, wie man es im familiären Kreise handhaben würde. Ausserdem Joghurt, Müsli, Obst, Saft, Marmelade und natürlich frische Brötchen. Wer an Unverträglichkeiten leidet, sollte am Abend vorher seine Sonderwünsche vermelden. Darauf wird gerne eingegangen. Laktosefreie Milch, Sojamilch und Ziegenkäse – kein Problem. Nur mit dem Dinkelgebäck hat es am Wochenende nicht ganz so gut geklappt. Der absolute Hit ist der schwenkbare Waffelautomat, der bitteschön nicht selbst geschwenkt werden sollte. Denn zu seiner Bedienung braucht es mindestens ein mehrsemestriges Studium mit Masterabschluss. Die allerliebste Rezeptionistin vom Vortag agiert heute als Frühstücksdame und bereitet auf Wunsch die riesigen, voluminösen Waffeln für einen zu. Zwischendurch muss sie aber in der Küche verschwinden, um neuen Teig anzurühren. Obwohl Süssspeisen für mich eher ein No go sind, kann ich dem Lockruf der Küchenfee nicht widerstehen und lasse mir eine Waffel zubereiten. Wunderbar: schmeckt nach Kindheit und sättigt glatt bis zum Abend.
Wie gesagt, kann man übern Tag hinweg auch Getränke und Snacks konsumieren. War bei mir allerdings eher eingeschränkt, weil eine agile Gruppe holländischer Youngster fast alle Vorräte vertilgt hatte. Bier war komplett alle, zu beissen gab es auch nichts mehr. Dafür hingen die Burschen den ganzen Abend palavernd im Wohnzimmer ab. Naja, wir waren auch mal jung…
Mit Fotos kann ich dieses Mal nicht dienen. Wer jemals Regensburg besucht, sollte hier unbedingt absteigen. Selten so ein schräges, aber sehr stimmiges Ambiente erlebt. Parkplätze gibt es übrigens kostenlos ums Haus herum. Und vom Bahnhof aus fahren mehrere Buslinien fast bis vors Haus. Wer sich ein bisschen durch die Büsche schlägt, steht mitten an der Donau. Wunderbar zum Spazieren und Joggen und Entdecken. Die riesigen Waffeln müssen schliesslich abgearbeitet werden.