Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Durch Zufall entdeckte ich am Nachmittag den Inhaberwechsel des Restaurants in der Spanischen Allee. Da keine große Lust auf Arbeit am eigenen Herd entstehen wollte und auch die Sonne mit spätsommerlicher Kraft alles gab, also ein Abend zu Hause zu langweilig erschien, rein ins kleine „Schwarze“ (Kleid) und mit dem großen „Schwarzen“ (Wagen) raus in Richtung Südwesten. Die in Klammern angeführten Worte sollen keine Missverständnisse aufkommen lassen!
Standplätze sind direkt vor dem Restaurant oder auf dem eigenen Parkplatz hinter dem Gebäude zu finden. Wer gerne draußen sitzen mag, wird die neu gestaltete, zur Straße gelegene und nach Süden weisende Terrasse bevorzugen. Der Verkehr ist durch die Reduzierung auf 30 KMH in diesem Bereich recht gut zu ertragen.
Räumlichkeiten (4/5Pkt)
In dem jetzt 6 Monate bestehenden Restaurant ist alles neu gestaltet. Die mittlerweile als Standard-Einrichtung gewertete „ich bin ein italienisches Restaurant“ springt dem Gast sofort ins Auge. Die Tische also mit weißen Tischdecken, Stoffservietten, 18/10er Edelstahlbesteck, Stangen-Kerze im Standard-Glasständer, Porzellan-Salzstreuer und Olivenöl in aktuellem Spenderfläschchen. Der Gast sitzt auf recht bequemen Stühlen ohne Rückenpolster oder auf roten Wandstoffbänken.
An den Wänden die in dunklen wengefarbenen Rahmen aufgehängten Schwarz-Weiß-Klassiker der italienischen Stars und Sternchen vergangener Filmepochen und deren Regisseuren. „Bloß keinen Rotwein trinken“ war mein erster Gedanke bei dem Anblick der mit Rotweinflaschen beladenen Wandregale. Ob die Flaschen bei der Hitze dieses Sommers und dem starken Lichteinfall der Südwärts gerichteten Terrasse wohl in einen kühleren Lagerraum umgebettet wurden? Fraglich, wenn die Flaschen dem Motto „Brunello“ den Weg ebnen sollen?
Doch es gibt auch versöhnende hübsche Spiegel und Landschaftsgemälde, um nicht den Eindruck der Schlechtrederei erwecken zu wollen.
Der Raum ist licht und hell durch den Verzicht auf Stoffe an den Fenstern mit dem kleinen Nachteil einer sich stark entwickelnden Geräuschkulisse bei sich füllendem Gastraum.
Speisen (4/5Pkt) und Service (3,5/5Pkt)
Ohne Reservierung gegen 19:00 war innen für zwei Personen ein schön abgelegener Platz zu bekommen. Sofort wird von einem Standart-Service die Karte gereicht, eine große Kreidetafel hervorgeschoben und versucht das eine oder andere Gericht außerhalb der Standard-Karte zu empfehlen. Dieses Wortspiel Standard benutze ich heute gerne und bewusst, nur so am Rande angemerkt.
Es wird keine Versuch in Richtung „verkaufen“ eines Aperitifs unternommen, auch nicht als das wohl wirklich selbst gebackene Brot mit einem Schälchen grünen und schwarz gefärbten und nicht schwarz gereiften Oliven auf den Tisch gestellt wird. Die Frage ob wir denn schon etwas gewählt hätten, wird mit dem Wunsch nach einem Prosecco und einer Weinkarte beantwortet. Der Service reagiert mit einer Gegenfrage bezüglich der Farbe des Weines, die dann nachträglich doch etwas verwirrt, weil es ja nur die eine Karte für alle Sorten Wein gibt.
Für schmale 4,50 dann ein leicht fruchtig anmutender Standard-Prosecco (laut Karte „Extra Dry“ tituliert) in groß wirkenden Gläsern, der jedoch gut gekühlt und aus frisch geöffneter Flasche vom Tresen kommt.
An Vorspeise eine warme, sehr schmackhafte „Caponata Siciliana“ ohne die auf der Karte offerierten Mandeln und Pinienkerne für 9,50. Mein Monieren bemerkte der Standard-Kellner nicht, vielleicht kann er nicht gut hören. Da auch mein männlicher Begleiter auf Standard eingestellt ist, wählt er Büffelmozzarella, welcher sich tadellos auf dem Teller präsentiert (9,50).
Stilles Wasser und Terlaner Winkl sollen es sein, meine Frage nach dem auf der Karte nicht angegebenen Jahrgang verwirrt den Standard-Kellner wohl, denn nach einer Weile erscheint er gleich mit zwei Gewächsen aus dem Terlan desselben 2014er Jahrgangs.
Verkürzen wir hier wohlwollend den weiteren Verlauf auf dieses; ein wunderbarer Sauvignon mit feinen Nuancen von Holunderblüten bietet sich da im Glas zu 36,50 die Flasche.
Die aus zwei Kalbsscheiben bestehende „Saltimbocca Romana“ in leicht einreduzierter Weißweinbuttersauce (18,50) mit in der Schale gelassenen Drillingen und Gemüsemix von Stangenbohnen, Selleriestreifen, Karotten, Courgetten und Spinat ordentlich jedoch nicht ungewöhnlich köstlich zubereitet, also eben Standard.
Zum Maiale alle Senepe (16,50) werden identische Beilagen gereicht, drei große Mittelstücke Schweinefilet mit halbierten Dosenfeigen und grober Senfsauce werden als lecker von meinem Begleiteter bezeichnet. Pommery-Senf-Sauce ist ein Standard-Klassiker der 80iger Jahre und in Zehlendorf wohl immer noch sehr beliebt. (Ja wissend um diese dumme Anmerkung, es wurden diese Feigen auch gerne in Vodka getaucht...)
Als Dessert wollen wir heute auch Standard, wenn schon denn schon, wir wünschen diese auch wenn der nun am Tisch bedienende Inhaber fabuliert „Cassata bekommen sie überall“. Serviert wird diese kalte Dolce mit einem gehörig großen Gießer voll mit Amaretto. Hier fällt mir erst jetzt beim Schreiben auf, dass diese nicht auf dem Kassenbeleg erscheint, so also vielen Dank für diese Großzügigkeit.
Beim Bezahlen gibt es noch ein kleines Schlückchen nach Wunsch vom Haus und so beenden wir einen doch recht angenehmen Standart-Abend mit dem Hinweis, könnte man wiederholen.