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„Bayerisches Brauchtum, heitere Geselligkeit, die Lust am Genießen - und nicht zuletzt eine große Kultur des Bierbrauens möchten wir Ihnen, in dem schönsten Biergarten in Bingen direkt am Rhein, präsentieren.
Die traditionsreiche Münchner Brauerei PAULANER ist untrennbar mit diesem Lebensgefühl, wir servieren Ihnen aus diesem Grund eine tolles Auswahl verschiedener Paulaner Biersorten.
Selbstverständlich haben wir dazu die passenden bayerischen Speisen im Angebot.
Wir freuen uns auf Sie.“
So steht’s geschrieben, auf der Facebook Seite des Betreibers. (inkl. grammatikalischer Fehler…) Eine Homepage dato gibt es noch nicht, nur einen Verweis im Impressum, die Betreiber sind dieselben wie des „Binger Zollamt“ - Das ist aber eine andere Geschichte.
Jedenfalls haben die beiden Macher die alte Binger Stadthalle inkl. Disco (ehemals Palazzo), Restaurant und eben den schönen Biergarten Anfang des Jahres für teuer Geld erworben und am 1. Mai werbewirksam mit Fassanstich neu eröffnet. Bis Ende des Jahres, aber erst nach dem Sommergeschäft, werden hier noch ein paar Millionen Euros reingesteckt, um das Anwesen links zu machen.
Vor ein paar Jahren waren wir schon mal dort gesessen, nachdem fünf Kellnerinnen wortlos an uns vorbei liefen sind wir zehn Minuten später wieder gegangen. Der Biergarten war erstmal für mich gestorben.
An diesem Mittwoch trieb uns aber die Neugierde, aber auch der Hunger in den Biergarten. Man muss dazusagen, ich liebe das Städtchen Bingen. Und die Lage des Biergartens könnte kaum besser sein. Keine zehn Meter vom Rhein weg, sitzt man unter hohen, schattenspendenden Bäumen und genießt die Aussicht über den Rhein nach Rüdesheim und die steilen Weinberge.
Es war kurz nach 18 Uhr als ich mit meiner Mutter in den Biergarten eintrete. Parkplätze gibt es eigentlich reichlich in der Nähe, muss aber den ein oder anderen Meter auch laufen.
Im Garten selbst stehen einige, mehr als hundert Klappstühle aus Metall und rotbraun lackiertem Holz. Die Tische sind denen ähnlich. Kissen hab ich keine gesehen. Der Untergrund erweist sich als tückisch, geländegängige Schuhe sollte man schon mitbringen, läuft man doch auf feinem Schotter.
Eigentlich nichts falsches, passt zu einem urigen Biergarten. Mehr als zwanzig Leute sind an diesem Abend aber nicht zugegen, obwohl mehr als hundert Platz fänden… Über das Restaurant innen kann ich nichts sagen.
Wir setzen und dann einfach dort wo es uns am besten passt, es machte auch niemand Anstalten uns zu begrüßen oder einen Tisch zuzuweisen. Wir sitzen dann direkt am Rand, nahe dem Wasser, nur getrennt von einer ein Meter hohen Glasscheibe, die auf einer Mauer von einem Meter montiert ist.
Die Karte liegt schon auf dem Tisch, ebenso ein Blumentopf und ein Bierkrug mit schwarzem Besteck. Das es schwarz ist / war, sollte uns beim Nachhause gehen nochmals in Erinnerung gerufen werden….
Es dauerte nicht lange, da kam ein junger Herr zu uns an den Tisch und fragte nach unseren Wünschen. Er war genau wie seine männlichen Kollegen leger in Jeans und blau-weiß kariertem Hemd gekleidet. Um die Hüfte einen Gastrogürtel mit Geldbörse und Kellnercomputer. Die Damen im Service trugen unterschiedliche Dirndl und ebenfalls diesen Gürtel.
Wir bestellten dann zwei alkoholfreie Weizenbiere (Paulaner, 3,90€ / 0,5) und unser Essen. Dann ging‘s erst mal auf die Toiletten. Hätten wir nicht schon bestellt wäre ich wohl wieder gegangen. Sauber ist alles andere als das… Erstens roch es wie auf der Bahnhofstoilette, Papierfetzen lagen überall rum und wann dort zuletzt nass durchgewischt wurde, schwer zu sagen. Nicht alles, das ich festklebte. Papier zum Abtrocknen war auch alle. Seife gab es immerhin. Also schnell wieder raus!
Unser Bier war immer noch nicht da. Dann noch mal in die Karte geschaut. Sieben Sorten Bier gibt es.
Münchner Hell, mit und ohne Alk, als Maß zu 7,90€, dann Hefe-Weißbier naturtrüb, dunkel und Kristall, ebenso alkoholfrei. Dazu noch das Hacker Pschorr „Kellerbier“ (4,50€ / 0,5). Dazu die üblichen Softgetränke aber auch einige Säfte und Apfelwein. Echte Weine gibt es ein paar, alle aus Rheinhessen (Wgt. Hemmes und Baiser) oder dem Rheingau (Wgt. Martin). Da wir im Biergarten waren gab es natürlich ein Weißbier. Nur brachte unser Kellner zwei alkoholfreie Helle. Kurz zurückgepfiffen den Burschen und er schaute in seinem Gameboy nach, „oh, falsch notiert…“ Also einmal abräumen bitte und richtig liefern! Seine ohnehin schon lustlose Arbeitseinstellung konnte das nicht verbessern. Die Biere werden im Biergarten selbst in einem Unterstand gezapft, bzw. aus der Flasche gegossen. So auch unser alkoholfreies Weizen, welches dann beim zweiten Anlauf anständig und gut gekühlt serviert wurde. Dann erst mal einen großen Schluck und dem Burschen verziehen…
Die Speisekarte hält genau das vor, was ich auch in einem echten bayrischen Wirtshaus erwarte. Fehlt nur noch die Hax’n.
Brezn, Griebenschmalz mit Radi, sogar eine „Pfannkuchensuppe“ (Gruß nach GAP :-) ), Obatzda, Weißwurst, Grillhendl und Schnitzel. Dazu Brotzeiten und Salate und für die Fleischverweigerer einen überbackenen Serviettenknödel. Beilagen gibt es separat, von Krustenbrot (1,50€) über Kraut- und Kartoffelsalat (je 4,50€) zu Pommes (3€). Ein Apfelstrudel hält die Dessertfahnen hoch!
Preislich unterschiedlich, mal okay, mal überzogen…
Unser Essen wurde nach einer angemessen Wartezeit von einer der jungen Damen serviert.
Bayrisches Schnitzel mit Camembert, Preiselbeeren und Pommes (12,90€)
dazu Krautsalat (4,50€)
Da sind wir schon bei 17,40 für ein Schweineschnitzel, welches noch nicht mal in dieser Küche geklopft, geschweige denn paniert wurde. Ein typisches vorgefertigtes Schnitzel eben. Immerhin nicht in der Fritteuse totgegart, sondern in der Pfanne. Machte es aber nicht besser. Auf das Schnitzel legte man nett drapiert zwei Scheiben Käse, der leicht verlaufen war, in einer kleinen Glasschale daneben serviert, die Preiselbeeren. Als Deko eine Scheibe Gurke, eine halbe Cocktailtomate und zwei Päckchen Mayo und Ketchup. Wie in einem Imbiss, nur schlechter. Das Händchen voll Pommes war noch das Beste.
Das Fleisch war zwar nicht wirklich trocken, saftig ist aber auch anders. Vor allem war das Fleisch ungewöhnlich weiß, und sehr kurzfaserig. Nach Schwein schmeckte es nicht wirklich. Ich vermutete schon ein Putenschnitzel, doch ein Stück am Ende war dann doch etwas knorpelig…
Der Krautsalat dazu war eigentlich okay. Weißkraut und Möhren geraspelt, dazu viel frischer Schnittlauch eine Scheibe Gurke und die andere Hälfte der Cocktailtomate. Geschmacklich war da nicht viel zu kritisieren. Schwer zu sagen ob selbst gemacht. Wenn nicht, dann ein ordentliches Eimer-Food!
Mehr als 2* kann ich trotzdem nicht für das Essen vergeben. Schon gar nicht bei dem Preis!
Ludwig IV. Brotzeitbrettl (16,90€)
Meine Wahl. Mir war nach Deftigem! Las sich auch gut. Laut Karte mit Kaminwurz, Mailänder Salami, Südtiroler Schinkenspeck, Obatzda, Käse, Leberkäse, Kräuter-Robiola-Käse, Senf, Brezn mit Schnittlauch und Meerrettichfrischkäse, dazu Krustenbrot. Alles serviert auf einem Holzbrettl. Die Brezn kam separat auf eine Serviette auf dem Teller. Der Senf fehlte, brauchte ich aber nicht wirklich.
Der Leberkäse war noch warm, von angenehmer Konsistenz und gut gewürzt. Guter Metzger! Der Kaminwurz auch sehr lecker, knackig und noch frisch, feine Pfeffer und Knoblauchnote. Die Salami konnte nicht ganz überzeugen, ebenfalls der Schickenspeck aus Südtirol. Der war zu Röllchen geformt und war wohl schon länger in diesem Zustand im Kühlschrank gelegen. An den Enden schon etwas eingetrocknet. Dann aber der Käse, wohl ein Emmentaler. Hatte am Rand Spuren von weißem Schimmel. Im Prinzip nix schlimmes, macht man weg, aber doch bitte bevor man es dem Gast serviert. Hab ich dann selbst in die Hand genommen. Geschmacklich war der Käse in Ordnung. Der Obatzda hat mir sehr gut geschmeckt, aber auch hier kann ich nicht sagen ob hausgemacht oder zugekauft. Dazu ein paar rote Zwiebeln. Der Kräuter-Robiola-Käse war mir zu flach, hatte keinen Pepp, und der Meerrettichfrischkäse schmeckte überhaupt nicht nach Meerrettich. Die gleiche Schmiere war auch zwischen dem Brezn verteilt. Das Brot, welches in einer Butterbrottüte serviert wurde, lag auch schon länger an der frischen Luft und weit entfernt von einem KRUSTENbrot… Auch hier nicht mehr als 2*, die Mängel an Käse und Schinken wiegen schwer…
Immerhin war ich satt. Krautsalat und Brezn sei dank.
Wir orderten auch gleich die Rechnung. Immerhin war das Mädel freundlich und lächelte ehrlich nachdem sie trotz allem Trinkgeld bekam. Ein nettes „Auf Wiedersehen“ fiel ihr somit leichter…
Fazit:
Zum Essen wohl nicht mehr, zum Trinken, wenn es nicht anders geht. Dann lieber doch ein paar Meter weiter Fluss aufwärts in die Vinothek. Da schmeckt das Essen auch besser.
Das Essen (2*) wird lieblos zubereitet und angerichtet, wahrscheinlich von Hilfskräften die gerade mal ein Spiegelei backen können, sonst würden solche Fauxpas‘ wie mit dem Schimmel am Käse nicht passieren. Das geht deutlich besser!
Der Service (2*) demnach auch. Man kann mal ein Bier falsch servieren, keine Frage, aber so lustlos zu agieren, keine Nachfrage am Tisch, „darf es noch was sein“… Das nette Mädel rettet hier den zweiten Stern! Keine Spur von freundlichen Biergarten-Dirndl-Mädels…
Sauberkeit (1,5*) ist hier nicht wirklich vorhanden. Die Toiletten sind unter aller S.. Draußen so gut als möglich, und das Besteck hinterließ an unseren Händen schwarze Spuren. Auch nicht nett!
Das Ambiente (4*) ist das einzige was mich herlocken würde. Einfach zu idyllisch.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht (2*) Bier ab 3,90€ und die meisten Gerichte Minimum 10% zu teuer. Da will man wohl schon jetzt die anstehenden Kosten kompensieren.
Das kann man vielleicht mit Touristen machen, aber nicht mehr mit mir!
2 – kaum wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")