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Mir stellt sich heute die Frage, was machen mit dem Abend, die Frau hat sich gen Süden abgesetzt, die Kinder sind in eigener Mission unterwegs. Bleibt die Küche kalt? Da erinnere ich mich an eine Kritik, die einen Italiener in Schwelm angepriesen hat. Ich finde die Kritik schnell wieder und mache mich auf den Weg ins benachbarte Westfalenland.
Von außen macht das Eckhaus (ein Schild verrät, dass es sich um eine ehemalige Postfiliale handelt) in dem das „Da Francesco“ beheimatet ist einen nicht so freundlichen Eindruck, liegt wohl am Wetter und an der zusammen geschobenen Bestuhlung auf der kleinen vorgezogenen Terrasse. Man betritt das Lokal über einen längeren Flur, der recht liebevoll dekoriert ist und läuft hinter einer Windfangtür auf einen großen Glaskasten zu in dem sich für alle einsehbar die Küche befindet. Die junge Kellnerin kommt mir entgegen und geleitet mich zu einem Zweiertisch in den rechten Teil des Lokals direkt an der Bar. Von ca. 50 Plätzen, sind ungefähr die Hälfte belegt. Es ist schon etwas später, die ersten Gäste werden schon gegangen sein. Das Lokal ist geschmackvoll eingerichtet, Terracottafliesen, die Wände stukkoähnlich gelblich ocker verputzt, die Decke weinrot gestrichen, dezente Beleuchtung, massive Tische mahagoniähnlich, dazu Binsenstühle, Korbsessel und weiße Ledersessel. Die Tische schön eingedeckt, Stoffservietten, Windlichter, eine Blume fehlt auch nicht. Dazu ein kleines Olivenölfläschchen, später zum gereichten Brot und Salat gesellen sich noch imposanter Pfeffer- und Salzmühlen dazu. An der Wand alte Spiegel und großformatige Bilder im Stile Botticellis. Dazu gut gefüllte Weinschränke und Regale, hier wird man auch als Weinliebhaber bestimmt fündig.
Die Kellnerinnen, glücklicherweise das Gegenteil der „Botticellifrauen“ reichen mir die Karte, stellen ein Brotkörbchen mit Butter auf den Tisch und geben mir Zeit, die Karte zu studieren. Ich werde auch nicht sofort mit der Getränkefrage konfrontiert, sondern kann in Ruhe wählen. Die Karte klassisch geteilt in Antipasti, Salate, Pasta, Fleisch- und Fischgerichte. Preise ab 5,50 € für die Pasta Aglio e Olio bis zu 25 € für Rinderfilet oder Lamm. Nicht gerade wenig, aber wenn Menge & Qualität stimmen durchaus üblich.
Ich bestelle mir ein Glas Montepulciano 4 €, einen Insalata Mista zu 5 € und da ich morgen Fussball mit Grillen habe als Hauptgericht Salmone Mediterraneo zu 14,50 € und kann mich nun dem Brot widmen. Baguettescheiben, noch warm aus dem Ofen, schön kross, dazu einen cremiger tomatiger Butteraufstrich, leicht scharf, aber angenehm, der den enthaltenen Knoblauch nicht verleugnet. Etwas mehr Salz wäre angenehm, aber da steht ja die schöne Salzmühle bereit.
Der Rotwein dunkelrot, trocken, mit Barriquenote – Ich fühle mich wohl und kann mich wunderbar entspannen.
Der Salat, ich hatte ihn mit Essig und Öl bestellt, Joghurtdressing stand auch zur Auswahl kommt auch bald. Tomaten, Gurken, Möhrenstreifen und Eisbergsalat.Manko wie schon öfters erlebt, die Salatblätter viel zu groß – ich hasse es in der Salatschüssel mit dem Messer herumzumetzeln. Das Dressing ausreichend, später etwas Öl Pfeffer und Salz dazu geben, auf meinem Tisch fehlt im Gegensatz zu anderen der Balsamico wie ich feststelle, aber den brauche ich nicht wirklich und ein Zuruf würde sicher helfen.
Nach angenehmer Wartezeit kommt der Lachs. Ein ordentliches Stück, schön auf dem Teller angerichtet mit einem Tomatenjus, Etwas Garnitur und auf einem Extrateller kleine Kartoffelhälften, Zuckerschoten und Möhrenstreifen, direkt aus dem Ofen. Der Lachs butterweich, die Sauce traumhaft, das Gemüse schön bissfest. Nichts auszusetzen. Ich lasse mir Zeit mit dem Essen, der Teller ist heiß, da brauche ich nicht zu befürchten dass mir das Essen kalt wird. Die Frage der immer präsenten aber zurückhaltenden Kellnerinnen, ob es schmeckt kann ich nur mit einem glücklichen Lächeln beantworten.
Wenns so gut ist, dann nimmt man auch noch einen Nachtisch, das Panna Cotta 3,80 € kommt mit einer Honigsauce, dazu ein richtig guter Espresso 2 € und ein Grappa darf nicht fehlen, die 5 € auf der Rechnung erschrecken mich dann doch ein wenig, aber dieser war wirklich gut. Nächstes Mal vielleicht vorher nach dem Preis fragen.
Mittlerweile ist es 23 Uhr, ich könnte zwar noch sitzen bleiben, lasse mir aber die Rechnung bringen und mache mich rundum zufrieden auf den Heimweg.
Fazit: Ich habe mich rundum wohl gefühlt und kann im dem Restaurant heimisch werden. Die Sternevergabe erschließt sich aus dem Text, sicherlich keine Haute Cuisine, aber das ist weder mein Anspruch noch der des Restaurants. Aber hier kann man sich verwöhnen lassen, sitzt in einem sehr schönen Ambiente und wird rundum versorgt. Ich wüsste daher nicht, wo ich Abzüge machen sollte, die Kleinigkeiten fallen nicht ins Gewicht.
Nachtrag:
Ich bin nochmals, diesmal mit meiner Frau dort gewesen und war nicht mehr ganz so glücklich. Das zeigt aber auch wieder, dass es nur Momentaufnahmen sind. Ansätze der Kritik diesmal:
Der Salat wurde diesmal mit Joghurtdressing bestellt und war unter diesem vollständig begraben, optisch eine Katastrophe, geschmacklich wars gut. Die Salatblätter waren überdies viel zu groß.
Ich hatte meiner Frau den Fischteller empfohlen, nur war der Lachs sehr roh. Darüber hinaus saßen wir "sehr gequetscht". Auf der einen Seite der Tresen, auf der anderen Seite ein hoher Tisch an dem dann auf Hockern 4 Personen Platz nahmen. Eine neue Bewertung würde daher in einigen Punkten doch schlechter ausfallen und ich habe die Gesamtnoten entsprechend der beiden Besuche angepasst, wobei zwischen 4 und 5 Sternen auf- und abgerundet wurde. Halbe Sterne könnte ich hier einmal brauchen
Ich habe mich entschlossen, hier den Gesamteindruck (nicht die einzelnen Bereiche) nach dem Schema von "Küchenreise" zu bewerten.
Dieser Bewertungshintergrund löst sich von einer Restaurantklassifizierung ab. "Gern wieder" das kann sowohl für ein Sternelokal wie auch für eine Pizzeria oder einen Imbiss gelten. Das finde ich fair, wird jeder Restaurantkategorie gerecht und ich würde es schön finden, wenn sich weitere Freunde dem anschließen würden und sich dieses für den Gesamteindruck hier durchsetzen würde.
Gesamteindruck: 4 – gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")