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Ein Möbelhausbesuch verschlug uns in Altwarmbüchener Gefilde. Als wir gegen 19 Uhr den Heimweg antraten, erinnerte ich mich an die Empfehlung eines Kollegen für dieses Schmuckstück in etwas ab-vom-Schuss-iger Lage. Das El Chileno dürfte eigentlich ja nicht allzu weit entfernt sein und so war es auch. Ein Abstecher dorthin bescherte uns den Anblick einer vollen Terrasse und einen komplett mit "Reserviert"-Schildern gepflasterten Gastraum. Am Freitag ist hier also reservieren angesagt. Ein gutes Zeichen.
Glücklicherweise räumte Chef und Patron Jaime Guzman für uns den Tisch, an dem er gerade bei einem Bier seine Zahlen o.ä. durchsah. Irgendwie ein bisschen reserviert und mürrisch, aber immerhin hatten wir einen Tisch und konnten also bleiben. Insgesamt keine total herzliche Begrüßung durch den Chef, aber wir sind wohl auch keine bekannten Gesichter. Andere Gäste erfreuten sich über eine Audienz von ihm beim Essen. Da war er wiederum recht freundlich. Ich hatte mit etwas in der Art gerechnet (und mag so eine Bevozurgung eigentlich nicht - aber ich kenne den Besitzer nicht. Vielleicht ist das seine normale Art und man muss ihn nehmen wie er ist - er kann es sich in jedem Fall leisten. So viel vorweg. Und unangenehm war er zu uns nicht (:
Bedienung
Der Service durch einen jungen Mitarbeiter war durchweg flott und freundlich. Alles wurde richtig und in guter Abfolge gebracht - der Laden war wie gesagt voll. Trotzdem ging alles absolut reibungslos von Statten. Etwas mehr Gastfreundlichkeit vom Chef wäre toll gewesen, aber vielleicht können/müssen wir uns die ja noch verdienen (:
Das Essen
Die Karte bietet Klassiker der Tapas-Küche wie Albondigas, Piementos do Padron, Aioli usw. Aber dankenswerterweise finden sich auch ausgefallenere Gerichte, teils vom Iberico, teils Traditionelles aus der Chilenischen Küche. zB Gerichte im Maisblatt gegart oder ein Auflauf auf Maisbasis mit Hackfleisch, Zwiebeln und Rosinen (Pastel de Choclo). Außerdem gegrillter Fisch. Auf die Empanadas und Anleihen der mittelamerikanisch/mexikanischen Linie könnte man bei der Küchenleistung gerne verzichten, wenn man mich früge.
Insgesamt erfreut es mich sehr, dass das El Chileno über das Standardangebot weit herausgeht. Ich bräuchte auf jeden Fall noch mindestens 2 Besuche, um alles zu probieren, was mich interessiert. So muss es sein.
Wir bestellten vorab Aioli mit Brot (Gaues - 4 kräftige halbierte Scheiben, 3 Euro) - sehr gut abgeschmeckt mit leichter Zitrusnote, ordentlich Knoblauch und starker Eigelbbindung. Mit dem kräftigen Brot von Gaues ein toller Starter - da könnte man sich direkt sattessen.
Dann ging es weiter mit Ceviche zu 4.00 Euro (Stücke von weißem Fisch in Zitronensaft gegart und mit Chilli, Koriander gewürzt. Die beste Ceviche, die ich außerhalb meiner Küche bisher hatte. Die Fischstücke angenehm groß und gut in Textur/Gare. Der Koriander nicht übermäßig seifig, sondern einfach nur lecker. Angenehmes Spiel aus Säure und Schärfe. Ja!
Dazu hatten wir Montaditos. (3 Stück, 5 Euro) Geröstetes Weißbrot mit geschmolzenem Käse und gegrillten Schnitzelchen vom Schweinefilet. Einfach aber sehr schmackhaft. Tolle Grillnote und kein Stück trocken.
Die Runde wurde komplettgemacht durch Chipirones (Portion 5 Euro). Kleine Tintenfischtuben in einer Tomatenjus. Als Topping Chilis, Frühlingszwiebeln und Petersilie. Superzarter Tintenfisch, eine würzige Sauce. Sehr lecker mit einem lütten Kritikpunkt. Die frischen Chilis machten die Sache recht scharf. Das muss man schon mögen. Für uns war es glatt etwas zu viel. Ansonsten auch gut.
Mit etwas nachbestelltem Brot ging es dann in die Runde 2. Der Service hatte die Tapas in zwei Runden aufgeteilt. Jetzt kam eine Backe vom Iberico-Schwein (Carrillera) in einem Wein von einer speziellen Rebsorte, deren Namen ich leider nicht mehr parat habe. Die Sauce zwischen dusterviolett und schwarz und unglaublich kräftig lecker. Dazu frittierte Patata-Würfel und schwarze Oliver. Für mich der absolute Renner und wirklich außergewöhnlich. Da zahlt man gerne 7,50 Euro für - denn das waren klasse Grundprodukte und etwas besonderes.
Und dazu ließen wir uns noch kleine feine Hühnerkeulchen in Honig-Soja-Reduktion schmecken (5 Euro). Leichte Paprikanote am zarten Beinfleisch. Toller Eigengeschmack und eine Sauce, die nur leicht hinter der Rotwein-Schmor-Reduktions herlief, sich aber keinesfalls verstecken brauchte.
Insgesamt wirklich herausragend gute Tapas. Das richtige, wenn man Spezialitäten sucht, die von ein paar Klassikern gesäumt sein dürfen. Und nicht wirklich viel teuer als bei den vielen Spaniern, die man zentraler in Hannover findet. Ich hatte als Fahrer nur alkoholfreies Becks. Meine Freundin erfreute sich über einen 0,2 l Calicanto zu 6,50. Sehr trocken, vorzüglich und preislich angemessen. Die Karte umfasst neben 2 weißen und 2 roten auch diverse chilenische Tresterbrände. Wer also mit der kleinen Auswahl beim Wein nicht zufrieden ist, kann sich nach dem Essen am Hochprozentigen ausleben. Dort ist die Auswahl wohl etwas breiter.
Das Ambiente
Der Parkplatz ist mit Acrylglasfotos im Großformat gesäumt. Die Skyline von Santiago und chilenische Strandimpressionen empfangen den Gast. Das Restaurancito befindet sich in einem ehemaligen Imbiss, der nun chilenisch knallrot daherkommt. Innen viel Holz und klassischer Stil. Nett anzusehen. Und für das was es ist, ein kleines Restaurant sieht alles ansprechend aus. Auch die Terrasse. Die erhöhten Bartische/Stühle mit rusty-chic, aber aus Holz. Auf alt gemacht in Grün- und Rot-Tönen. Sah gut aus!
Witzigerweise kam gegen 8 eine Jugendfußballmannschaft über den Parkplatz und wünschte freundlich guten Appetit. Scheinbar gibt es im Hinterhof Umkleidemöglichkeiten oder ähnliches. Nun, die Jungs wussten was sich gehört.
Sauberkeit
Die Toiletten wurden nicht benutzt - ansonsten wirkte alles in Ordnung.
Fazit: Wenn Tapas, dann hier. Wir kommen wieder - dann mit Reservierung. Denn im Winter bleiben nur 28 Plätze im Innenraum, sodass es wohl häufig schwierig wird spontan einen Tisch zu bekommen.