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Nichtsdestotrotz findet man hier im Stadtteil Grüna genau das. Wenn man eben etwas sucht. Und ich musste nicht einmal suchen, sondern musste dorthin. Wegen einer Tagung. Aber immer der Reihe nach.
Zuerst erging es mir wie so manchmal. Nach der Arbeit ins Auto, fast zwei Stunden Fahrt auf freitagsmäßig voller Autobahn, öffnet sich plötzlich zeitgleich mit der Ansage des Navis " sie haben das Ziel erreicht" das Herz. Am Ende der Straße kommt man an, Sonnenschein, auf der großen Terrasse sitzen verträumt einige Kaffegäste und lassen es sich gut gehen, der Empfang ist äußerst freundlich und die Zimmer gut und mit Herz für den Gast ausgestattet. Und schon merkt man, wie man runterkommt, der Alltag bleibt draußen und dann rauscht nicht mehr die Autobahn sondern die Wälder.
Gleich am Haus beginnen etliche gut ausgeschilderte Wanderwege, nicht zu anspruchsvoll, eher leichte, sanfte Anstiege. So hat man eben die Gelegenheit, vor dem Essen noch schnell ein Stündchen zu laufen und sich Appetit zu holen. Während der Wanderung sieht man auch einige Ansitze und so glaubt man auch gleich der Karte, die Wild aus heimischen Wäldern verspricht. Denn ich hatte schon bei der Ankunft einen Blick riskiert und hoffte, dass es bald Zeit für das Abendessen wird.
Der große Lichte Wintergarten, praktisch die Überdachung zwischen Tagungskomplex und eigentlichem Hotel, bietet sehr schöne Sitzgelegenheiten. Hier findet auch das sehr gute Frühstück statt. Und es gibt richtig guten Kaffee! Ist ja auch tiefstes Sachsen.
Die Damen wetteifern mit dem angekündigten zarten Reh, sind umsichtig, freundlich, aufmerksam.
Wir fanden an einer langen Tafel Platz, es gibt aber noch die Forsthausstube mit Kachelofen und eher rustikaler Einrichtung, mit Gehörnen an der Wand und dunkel schummrigen Ambiente. Und auch noch die Raucherlounge mit Kamin, Clubsesseln, Whiskyauswahl und Bibliothek. Alles klein und fein.
So eine Tagungshorde macht es den Damen vom Service sicher nicht leicht, die Bestellungen zwischen Geschnatter, Gekicher und Blödeleien gekonnt aufzunehmen. Aber es klappte prima. Die zu kühlenden Weine werden schön in Eis gestellt und wurden mit fortschreitendem Abend immer besser. Die Weinkarte bietet eine gute Auswahl zu kleinen Preisen. Hier kann man getrost zuschlagen. Ein wenig verbesserungswürdig wäre allerdings die Qualität der Weingläser.
Zurück zum Essen. Auf einer Tagung ist es immer schwierig, den eher nicht so vertrauten Damen und Herren etwas vom Teller zu mopsen, so dass ich mich auf meine Gerichte beschränke.
Aus aktuellem Anlass gibt es eine Spargelkarte und von dieser reizte mich der Spargelsalat: Spargel, Erdbeeren, Rucola, grüner Pfeffer, Eierlikör-Zitrusdressing (9,80€). Klingt doch schon einmal verheißungsvoll. Und als Hauptgang oben angekündigtes zartes Reh. Nein, nicht die Kellnerin, sondern Rehrücken vom Maibock im Speckmantel mit Steinpilzrisotto und Sherrysauce, immerhin stolze 28,90€.
So weit, so gut. Gespräche, schnattern, guter Wein und dann kamen die Vorspeisen. Halt, vorher kam ja noch der Gruß aus der Küche. Marinierte Wärme Oliven. Ein Genuss!
Zurück zum Spargelsalat. Optisch schon ganz große Klasse, war er dann auch am Gaumen ein Genuss. Roh marinierter Spargel, teils streifig, teils als Stücke, dazu die harmonisierende Säure des Zitrusdressings, etwas Eierliköraroma, ein wenig Bitterstoffe aus dem Salat, Schärfe durch den grünen Pfeffer! Toll, super, Genuss!
So freute ich mich auf mein Reh. Perfekt gewärmter Teller, eine große Wandererportion, optisch nett angerichtet. Wo ich Risotto liebe! Schlotzig lecker, genügend Biss, reichlich Pilze darin und auf allem thronte ein große Portion weichstes, am Gaumen zergehendes Rehfleisch. Einfach ebenso toll und jeden Cent wert! Das Leben kann doch schön sein, rauschende Wälder, gutes Essen, guter Wein.......